Speichern statt ausbauen

Der erste netzdienliche Speicher Deutschlands kommt in den Kreis Cham

Bayernwerk errichtet den ersten netzdienlichen Speicher im Landkreis Cham, um Netzengpässe künftig abzufedern. Wo gebaut wird, darüber schweigt das Unternehmen.


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Netzdienliche Speicher sollen überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen wie Photovoltaik speichern und zeitversetzt wieder einspeisen. (Symbolbild)

Von Redaktion Cham

Die Bayernwerk Netz GmbH hat einen - nach eigenem Bekunden - bedeutenden Meilenstein erreicht: Als erster regionaler Verteilnetzbetreiber in Deutschland wird das Unternehmen einen netzdienlichen Speicher einsetzen. Das erklärt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Der Speicher soll im Landkreis Cham errichtet werden und durch die vorgegebene Betriebsweise eine erforderliche Netzausbaumaßnahme ersetzen. Wo dieses Wunderding entstehen soll, darüber schweigt man sich bei Bayernwerk allerdings aus. Trotz mehrmaliger Nachfrage will der Sprecher keinen Ortsnamen nennen. Er verweist statt dessen auf das laufende Verfahren, dem man nicht vorgreifen wolle.

Eine Pufferfunktion

Für die E.ON-Tochter Bayernwerk bedeuten die erfolgreiche Abstimmung mit der Bundesnetzagentur und die zeitnah mögliche Ausschreibung einen wichtigen Erfolg zur weiteren Beschleunigung der Energiewende in Bayern, heißt es in der Mitteilung. "Das ist eine energiewirtschaftliche Premiere, erstmalig in Deutschland. Durch eine vorgegebene Betriebsweise wird der Speicher eine geplante Netzbaumaßnahme ersetzen und so unter dem Strich die Kosten der regionalen Netzentwicklung spürbar reduzieren", betont Dr. Egon Leo Westphal, CEO der Bayernwerk AG. Mit einer Leistung von fünf Megawatt und einer Kapazität von 20 MWh wird der Speicher an die Mittelspannung angeschlossen und überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen wie Photovoltaik speichern und zeitversetzt wieder einspeisen. Energiespeicher nehmen an der Schnittstelle zwischen volatiler Erzeugung und Verbrauch eine Pufferfunktion ein und leisten mit ihrer Flexibilität einen wertvollen Beitrag für die Transformation des Energiesystems.

Bayernwerk zählt drei Hauptarten in der Nutzung von Energiespeichern auf: markt-, system- und netzdienlich. Marktdienliche Speicher beziehen Energie, wenn die Preise niedrig sind, und speisen zurück ins Netz, wenn die Preise hoch sind. Systemdienliche Speicher hingegen erbringen eine Dienstleistung für die Stabilität des Gesamtsystems. Indem sie Energie ein- oder ausspeichern, kann die Frequenz stabilisiert werden.

Betreiber gesucht

Netzdienliche Speicher wiederum sind laut des Unternehmenssprechers darauf ausgelegt, die Stabilität und Effizienz des lokalen - und mittlerweile chronisch überlasteten - Verteilnetzes zu verbessern. Sie sollen helfen, Netzengpässe zu reduzieren, Netzausbaumaßnahmen zu vermeiden, Spannungsschwankungen auszugleichen und insgesamt die Netzqualität zu erhöhen. Voraussetzung für die Netzdienlichkeit ist zum einen der Standort und zum anderen eine durch den lokalen Anschlussnetzbetreiber vorgegebene Betriebsweise. Eine Kombination aus den verschiedenen Betriebsarten ist generell möglich.

Der Betreiber der Speicheranlage soll durch eine Ausschreibung bestimmt werden. Die Bayernwerk Netz will demnächst die erste Ausschreibung starten. Zur Teilnahme an dieser und auch an allen künftigen Ausschreibungen ist eine Registrierung und ein Onboarding im Ausschreibungsportal Voraussetzung. Dies ist kostenlos und unverbindlich. Hierzu reicht eine Interessensbekundung an das Postfach ausschreibung-speicher@bayernwerk.de.

Rechtzeitig vor Ausschreibungsbeginn werden detaillierte Informationen und Zeitplan auch auf der Webseite Standorte für netzdienliche Energiespeicher (bayernwerk-netz.de) veröffentlicht. Zum Start der Ausschreibung erhalten alle registrierten Interessenten die Ausschreibungsunterlagen. Während des definierten Zeitraums können im Portal die individuellen Gebote abgegeben werden. Auch künftige Veröffentlichungen finden auf der Webseite statt, zudem werden alle bereits registrierten Interessenten über weitere Ausschreibungsvorhaben per E-Mail informiert.