Zum 10. Jahrestag des Hochwassers

Als die Flut kam: Sechs Geschichten aus Fischerdorf


Die Überflutungsfläche im Landkreis Deggendorf glich der Größe des Tegernsees. Besonders schwer traf es Fischerdorf. Kein Haus im Ort blieb nach dem Deichbruch verschont.

Die Überflutungsfläche im Landkreis Deggendorf glich der Größe des Tegernsees. Besonders schwer traf es Fischerdorf. Kein Haus im Ort blieb nach dem Deichbruch verschont.

Von Redaktion idowa

Es ist eine Naturkatastrophe, wie sie Niederbayern zuvor noch nicht erlebt hat. Am Sonntag vor genau zehn Jahren brachen an Donau und Isar die Deiche, große Teile des Landkreises Deggendorf versanken in den Fluten.

Zum Höhepunkt steht eine Fläche der Größe des Tegernsees unter Wasser - im Epizentrum der Deggendorfer Stadtteil Fischerdorf. Zerstörte Existenzen und unendliches Leid sind die Folge. Aber auch beeindruckendes Engagement von Bürgern, die zusammenrücken und anpacken. Sechs Geschichten stehen sinnbildlich für die Schicksale in der Katastrophe.

Geschichte 1: Von einer, die blieb

Sabine Groppler war eine der letzten, die Fischerdorf verließen, harrte lange mit Wasserflaschen, Brot und Salami aus. Und anders als viele andere baute sie ihr Haus nach dem Hochwasser wieder auf anstatt neu. Vom Ort der Katastrophe wegzuziehen, kam für sie nie infrage. Die 56-Jährige sagt: Für sie persönlich war die Flut kein Trauma. Sondern eine Herausforderung, an der sie gewachsen ist. Lesen Sie hier weiter: Warum Hochwasseropfer in Fischerdorf blieben (idowa+)

Geschichte 2: Als die Retter selbst Rettung brauchen

Als Siegfried Pfeffer sein Amt antritt, kann er nicht ahnen, was ein Jahr später auf ihn und seine Kameraden der Feuerwehr zukommen wird. Denn diesmal ist das Einsatzgebiet direkt vor der Haustür. Die Feuerwehrler sind von der Jahrhundertflut genauso betroffen wie alle anderen im Ort. Wie ist es, für andere alles zu geben, während das eigene Leben gerade genauso in den Fluten versinkt? Lesen Sie hier weiter: Als Fischerdorfs Retter plötzlich selbst Rettung brauchten (idowa+)

Geschichte 3: Lehren aus der Katastrophe

In dem Moment, als der massive Deich unter ihm wie ein nasser Schwamm wankt, bekommt es Thomas Kindel mit der Angst zu tun. Es ist der Moment, in dem der Katastrophenschutzleiter des Landkreises Deggendorf weiß, dass die Katastrophe nicht mehr zu verhindern ist. Zehn Jahre ist dieser Augenblick nun her. Und auch wenn Thomas Kindel davor und danach krisenerprobt war - das Hochwasser 2013 war anders. Nie zuvor waren so viele Menschen in Gefahr, nie zuvor hatte eine Katastrophe solche Ausmaße. Und doch kam bei der Flut niemand ums Leben. Wie denkt Kindel heute darüber, wenn er auf den Einsatz im Krisengebiet zurückblickt? Lesen Sie hier weiter: Was der Katastrophenschutz aus Fischerdorf gelernt hat (idowa+)

Geschichte 4: Eine Welle der Hilfsbereitschaft

Es ist ein Aufruf bei Facebook,mit dem Andre Richter unglaubliches lostritt. Der Koch des Restaurants Mund-Art aus Deggendorf hatte zuvor erfahren, wie ein anderer Gastronom kostenlos Kaffee an die Hochwasseropfer und Helfer verteilt. Da ist ihm klar, dass er auch helfen will. Also tut er das, was er am besten kann: Kochen. Und er sucht Menschen, die ihm dabei helfen wollen. Der Auftakt für eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft. 250 Menschen kochen im Schnitt schichtweise und verteilen das Essen im Krisengebiet. Heute will er die Geschichte der Helfer erzählen, die das alles erst möglich gemacht haben. Lesen Sie hier weiter: Deggendorfs gigantische Welle der Hilfe für Fischerdorf (idowa+)

Geschichte 5: Als Reporter im Krisengebiet

Peter Kallus hat im Juni 2013 in viele weinende Augen geschaut. Als Reporter unserer Mediengruppe war er Tag für Tag im Hochwassergebiet unterwegs. "Es war sicher die emotionalste Zeit in meinem Berufsleben", sagt er heute. Die Tage hätten sich wie Jahre angefühlt. Dazu der Gestank von Verwesung, altem Wasser und Kerosin. "Das dauert, bis man das verarbeitet". Auch wenn er heute durch Fischerdorf fährt, kommen die Erinnerungen an diesen Sommer manchmal noch hoch. Lesen Sie hier weiter: Wie ein Reporter das Hochwasser von Fischerdorf erlebte (idowa+)

Geschichte 6: Die Helfer "in den gelben Jacken"

Als Diakon Reiner Fleischmann im Hochwassergebiet rund um Fischerdorf steht, ist dem Notfallseelsorger schnell klar: Dieser Einsatz hier wird in seiner Dimension alles übersteigen, was Niederbayern bislang erlebt hat. Es braucht Kräfte aus ganz Bayern, um den Opfern der Katastrophe zur Seite zu stehen. Drei Wochen reichen da kaum, auch danach fragen viele Anwohner nach den "Helfern in den gelben Jacken". So prägt die Hochwasserkatastrophe auch die Seelsorge im Freistaat entscheidend mit. Lesen Sie hier weiter: Warum Bayern nach Fischerdorf auch auf die Seele schaut (idowa+)

Und heute?

Heute, zehn Jahre nach der Jahrhundertflut, ist in Fischerdorf von den Spuren der Katastrophe kaum etwas übrig. Wo einst Dächer aus den Wassermassen ragten, stehen heute Neubauten. Die Normalität ist wieder eingezogen, zudem wurden Schutzmaßnahmen getroffen. Doch Gewissheit, dass sich eine solche Katastrophe nicht wiederholt, kann keiner geben. Lesen Sie dazu auch: Wie sicher ist Fischerdorf vor einer Flut? (idowa+)

Anlässlich des Jahrestags haben wir die Hochwasserkatastrophe zudem in Zahlen analysiert. Wie viele Häuser wurden zerstört? Wie hoch waren die Schäden? Und wie viel Geld wurde für den Wiederaufbau verwendet? Die Antworten finden Sie hier: Die Hochwasserkatastrophe von Fischerdorf in Zahlen (idowa+)