Zu wenig Leistung für die Energiewende

Kaum noch Windräder für Bayern


Windräder drehen sich im Morgennebel in Brandenburg.

Windräder drehen sich im Morgennebel in Brandenburg.

Von Florian Pichlmaier

Über 30.000 Windräder produzieren in Deutschland Strom. In Bayern wurden 2018 nur acht Anlagen gebaut, der Branche geht es schlecht. Warum, zeigt ein Projekt bei Landshut.

Auf einer Baustelle bei Pfettrach liegt eine Anlage in Einzelteilen, gebaut wird seit einem Jahr nicht. Bereits 2012 genehmigten die Behörden den Bau von zwei Windrädern. Sechs Jahre lang passierte nichts, die Pfettracher wähnten sich "in Sicherheit". Dann riss sich der Energieversorger EnBW das Projekt unter den Nagel und plante, ein einzelnes - dafür größeres - Windrad noch bis Jahresende 2018 in Betrieb zu nehmen. Eine Bürgerinitiative sorgte aber für Gegenwind: Gemeinsam mit dem Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern klagten sie mehrfach gegen den Bau - letztlich mit Erfolg.

Weg von der Wohnbebauung

Genehmigt worden war das Projekt vor der Einführung der 10H-Regel. Die besagt, dass ein Windrad mit 200 Metern Höhe zwei Kilometer von der Wohnbebauung entfernt sein muss. Weil EnBW jedoch mit einer anderen Anlage plante, greift diese Regel auch nachträglich, beschloss das Gericht im Eilverfahren. EnBW hat bereits umgeschwenkt - auf ein Windrad, das mit der ursprünglich geplanten Anlage vergleichbar ist und trotz der 10H-Regel gebaut werden darf. EnBW-Pressesprecher Ulrich Stark hat je nach Witterung einen Baubeginn für April oder Mai ins Auge gefasst. Skeptisch bleibt er trotzdem: "Wir Projektierer haben in den letzten Jahren viele Überraschungen erlebt."

Abstandregelung bremst Hersteller

Die Turmteile und Rotorblätter, die auf der Baustelle seit einem Jahr vertaut herumliegen, wird EnBW bis zum Beginn des Baus abtransportieren - und im besten Fall verkaufen. Hersteller Senvion hat mittlerweile Insolvenz angemeldet. In Bayern wird EnBW wohl keinen Abnehmer finden, 2018 wurden nur acht Windenergieanlagen mit einer Leistung von 22 Megawatt gebaut. Zum Vergleich: Vier Jahre vorher waren es 410 Megawatt. Anlagenbauer Enercon - der auch das Pfettracher Windrad liefert - kündigte im November an, deutschlandweit 3.000 Stellen zu streichen. Aus Sicht der Unternehmen ist auch die aufbereitete Abstandsregelung ein Bremsklotz: Wirtschaftsminister Peter Altmaier will als Bemessungsgröße bereits Ansammlungen von fünf Häusern definieren.

Windenergie in der Sackgasse

Und auch die Akzeptanz in der Gesellschaft lässt zu wünschen übrig: 55 Prozent der Bevölkerung kann sich ein Windrad in der Nachbarschaft vorstellen, gleichzeitig klagen über 1.100 Bürgerinitiativen gegen die Projekte der Energiekonzerne. Gegen die Energiewende hat die Pfettracher Initiative nichts, nur gegen die Ausführung: "Die Windkraft ist eine Dead-End-Street", schreibt die Gruppe auf ihrer Webseite.