Yoga

Entspann dich!


Charlotte Ackermann suchte Entspannung und fand sie im Yoga.

Charlotte Ackermann suchte Entspannung und fand sie im Yoga.

Stress in der Schule, Druck bei Prüfungen, Streit mit Freunden: Der Alltag ist oft stressig. Charlotte Ackermann (17) aus Tiefenbach bei Landshut macht seit einem Jahr Yoga. Das hilft ihr.

Charlotte hatte immer Muskelverspannungen und Rückenprobleme. Sie spürte den Stress, der ihr regelrecht in die Glieder gefahren war. "Besonders in der Klausurenzeit war das schlimm", sagt die 17-Jährige. Ihre Mutter meinte dann: "Komm doch mal mit zum Yoga." Also probierte die Schülerin aus, worauf ihre Mutter so schwor. Und tatsächlich: Sie war begeistert. "Ich bin entspannter, konzentrierter und kann lockerer an die Dinge rangehen." Charlotte steht kurz vor dem Abitur. Inzwischen nimmt sie seit rund einem Jahr an Übungsstunden teil - auch mal direkt vor einer Klausur, morgens um 6.45 Uhr. Yoga hilft ihr, sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen, gerade in Mathe, ihrem Angstfach. "Auch in anderen Bereichen des Lebens bin ich viel entspannter geworden", sagt sie.

Oberstes Gebot: vergleiche dich nicht mit anderen

Charlotte rollt ihre Yoga-Matte aus. Sie hat sie erst vor Kurzem gekauft. Mehr als eine solche Matte und bequeme Kleidung braucht man eigentlich nicht, um Yoga zu machen. Andere Hilfsmittel, die manchmal ganz nützlich sind, hat man zu Hause: Ein Gürtel kann als Yogagurt bei Dehnübungen helfen, eine zusammengefaltete Decke die Übungen im Sitzen erleichtern. Charlotte kniet sich auf die Matte und streckt die Arme weit nach vorne. Man versteht sofort, warum dies im Yoga "Haltung des Kindes" genannt wird. Von hier aus begibt sie sich in den sogenannten "Herabschauenden Hund", eine ganz zentrale Übung im Yoga. Sie streckt dazu die Beine und hebt das Gesäß an. "Der Rücken muss jetzt ganz lang sein", erklärt ihre Lehrerin Nicole Klein. Sie ist Inhaberin des Yoga-Studios "Yoga und mehr" in Landshut. Charlotte ist oft bei ihr in der Stunde. Die 17-Jährige mache das gut, lobt sie. Obwohl es darum gar nicht gehe, wie sie betont. Im Gegenteil. Die Regel lautet nämlich: Vergleiche dich nicht mit anderen. "Für die Übung ist es nicht relevant, wie stark man sich dehnen kann, sondern nur, dass man die Dehnung spürt", erklärt Nicole Klein. Bei Anfängern beobachte sie oft ein wenig Verbissenheit. Das sei der falsche Weg. "Wenn man nicht mehr ruhig atmen kann oder Schmerzen hat, dann ging die Haltung zu weit." Bei Yoga solle man sich nur auf sich selbst konzentrieren. Das Ego bleibt am besten draußen vor der Tür. "Yoga trainiert diese Achtsamkeit für sich und die Grenzen seines Körpers", sagt Nicole Klein weiter. Das schult die eigene Feinfühligkeit und die gegenüber anderen. Wer das erlebe, der frage sich auch im Alltag häufiger: Ist es sinnvoll, sich jetzt über dies oder jenes aufzuregen? Charlotte stimmt ihr zu. Sie kennt das. Die 17-Jährige hat zwei kleine Schwestern. "Ich rege mich nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit auf." So ausgeglichen zu sein, gelingt ihr nicht immer. Yoga sei ein ständiger Lernprozess. Aber gerade das macht ihr auch so viel Spaß.

Charlottes Ziel: wachwerden mit dem Sonnengruß

Zudem seien die Haltungen auch körperlich eine Herausforderung. "Am Anfang war ich von den Begriffen überfordert. Ich wusste auch nicht, wie genau soll jetzt dieser ‚Herabschauende Hund' aussehen." Viele sehen die anstrengende Seite des Yoga nicht und finden Yoga noch immer esoterisch. "Doch das ist absolut nicht der Fall", sagt die Schülerin. Ihre Freundinnen finden toll, dass sie Yoga macht. Einige üben auch, aber nur zu Hause. Charlottes Ziel ist es, die Übungen in ihren Alltag zu integrieren - zum Beispiel den Morgen mit dem "Sonnengruß" zu beginnen. "Yoga am Morgen macht wach und munter." Das weiß sie, weil sie manchmal in die sogenannte "Early Bird"-Stunde, also die Frühaufsteherstunde, ihres Yoga-Studios geht. Zehn bis 15 Minuten pro Tag würden für das Üben zu Hause schon reichen, erklärt Nicole Klein. Aber Charlotte macht sich keinen Druck - ganz im Sinne des Yoga. Eines Tages schafft sie es.

Kuriose Arten, sich zu entspannen

Tierisches Yoga
Miau, wuff und mäh - warum nicht einfach Tiere in die Yogaübungen einbinden? Das dachten sich wohl die Erfinder des tierischen Yogas. Sie sind davon überzeugt, dass sich wirklich jedes Tier in die Entspannungsübungen einbinden lässt. Beim Katzen-Yoga streicheln die Teilnehmer während der Übungen über Schmusekatzen. Beim Yoga mit Hunden versuchen sie ihren Vierbeiner mitzudehnen. Auf dem Rücken der Pferde werden Übungen beim Pferde-Yoga ausgeführt. Auch mit Lamas ist Yoga möglich. Besonders kurios ist Ziegen-Yoga. Die Idee dahinter: Ziegen seien neugierig. Das gebe den Teilnehmern ein gutes Gefühl und soll die Wirkung von Yoga verstärken.

Nackt-Yoga
Entspannen und alles loslassen - darum geht es beim Yoga. Besonders frei fühlen sich Teilnehmer beim Nackt-Yoga - das ist zumindest das Versprechen dieser Richtung. Der Gedanke dahinter: Wer Yoga angezogen macht, kann beim Yoga auch blank ziehen und fühlt sich im Anschluss noch befreiter. Denn im Urzustand, also so wie wir auf die Welt gekommen sind, fallen alle Lasten noch einfacher von uns ab. Und noch einen Vorteil hat diese Methode: Teilnehmer sind nicht auf die Figur anderer neidisch. Sogar bei Promis findet hüllenloses Yoga Anklang: Angeblich macht Schauspielerin Halle Berry regelmäßig Nackt-Yoga und entspannt sich so nach anstrengenden Drehtagen.

Wut-Yoga
Schimpfen und Brüllen statt entspannende Stille: Beim Wut-Yoga gibt es keinen freundlichen Umgangston, hier können die Teilnehmer ihre Wut und ihren Frust loswerden. Die typischen Yoga-Übungen sind dabei durch Schreien, Fluchen, Fäusteballen und Stampfen erweitert. Hier wird dann auch auf Grüße wie "Namaste" verzichtet. Sie werden durch Kraftausdrücke ersetzt. Und welche Musik passt da am besten dazu? Na klar: richtig harter Heavy Metal. Kein Wunder, dass das Wut-Yoga deshalb auch auf Festivals wie dem Wacken Open Air angeboten wird und bei den Festivalbesuchern sehr gut ankommt. Wut-Yoga wird darum oft auch als Metal-Yoga bezeichnet.

Bier-Yoga
Prost! Beim Bier-Yoga geht es nicht nur um Entspannung, sondern auch um Genuss. Die Teilnehmer halten bei allen Übungen eine Flasche Bier in der Hand und nehmen immer wieder einen großen Schluck, während sie sich verrenken. Dabei müssen sie darauf achten, dass sie nichts verschütten. Bei manchen Übungen balancieren sie die Flasche auch auf ihrem Kopf. Wichtig: Pro Bier-Yoga-Sitzung sollten nicht mehr als zwei kleine Flaschen Bier getrunken werden, sonst ist die Idee dieser Richtung nicht mehr erfüllt. Es geht nämlich darum, seinen Körper und das Bier bewusst wahrzunehmen. Dazu muss das Bier langsam genossen werden. Teilnehmer müssen natürlich mindestens 16 Jahre alt sein.

Lach-Yoga
Lachen, obwohl es gar nichts zum Lachen gibt - das steht beim sogenannten Lach-Yoga auf dem Plan. Bei den Übungen versuchen die Yogis, so lange grundlos zu lachen, bis aus dem künstlichen Gelächter ein natürliches wird. Dabei dürfen keine Witze erzählt werden. Das Lachen soll durch eine Kombination aus Klatsch-, Dehn- und Atemübungen sowie pantomimischen Bewegungen zustandekommen. Erfunden hat diese Methode ein Journalist in den USA. Ein indischer Arzt und Yogalehrer hat die Richtung immer weiter verbreitet. Teilnehmer sollen mit regelmäßigem Lach-Yoga fröhlicher, gesünder und stressfreier durchs Leben gehen. Die Anhänger dieser Richtung feiern auch jedes Jahr den Weltlachtag, der immer am ersten Sonntag im Mai stattfindet.