World Robot Summit

"Schrödi" in Japan - der Roboter fürs Trümmerfeld


Johanna Gleichauf (2.v.l.) mit ihren AutonOHM-Teammitgliedern TH Nürnberg und dem Rettungsroboter "Schrödi" im Juni beim Robo-Cup in Montreal.

Johanna Gleichauf (2.v.l.) mit ihren AutonOHM-Teammitgliedern TH Nürnberg und dem Rettungsroboter "Schrödi" im Juni beim Robo-Cup in Montreal.

Von Miriam Graf

Beim "World Robot Summit" in Tokio treten in diesen Tagen Teams aus der ganzen Welt gegeneinander an. Auch die Technische Hochschule Nürnberg hat eine Mannschaft entsandt. Ihr Rettungsroboter "Schrödi" ist als Deutscher Meister bereits wettkampferfahren.

Der Roboter fährt gegen die Tür aus Sperrholzplatten. Sobald er den Widerstand bemerkt, fährt er seinen Arm aus und greift nach dem Türgriff. Er öffnet seine Zange, korrigiert mehrmals ihre Position. Kurz hintereinander schließt er sie zweimal, doch erwischt den Griff nicht richtig. Beim dritten Mal klappt es, er drückt den Türgriff und die Tür öffnet sich einen Spalt. Er fährt rasch los und öffnet mit seinem Körper die Tür vollständig. Das Ganze hat nur wenige Sekunden gedauert.

Der, von dem hier die Rede ist, heißt "Schrödi". Er ist der Roboter für die schwierigen Fälle. Modelle wie er könnten künftig als Rettungsmaschine regelmäßig bei Katastrophen eingesetzt werden. Er fährt über unwegsames Gelände, selbst Treppen sind kein Hindernis für ihn. In seiner vollen Länge ist er über einen Meter lang und etwa 60 Zentimeter hoch. Der 80-Kilogramm-schwere Raupen-Roboter nimmt seine Umwelt war. Er kann Gegenstände lokalisieren und Karten erstellen. Über eine Thermokamera kann er auch Menschen finden.

Momentan beweist der Roboter sein Können bei einem Wettkampf in Japan. In Tokio findet seit Mittwoch der "World Robot Summit" statt. Mit dabei ist das Team AutonOHM der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, eben mit "Schrödi". Johanna Gleichauf ist die einzige Frau im Team. Sie hat bereits ihren Masterabschluss und forscht momentan für ihre Doktorarbeit. Sie beschreibt, wie der Wettkampf abäuft: "In einer hölzernen Arena werden Trümmerfelder nachgestellt. Die Roboter müssen in jeder Runde fünf Aufgaben bewältigen. Der World Robot Summit in Japan hat immer auch reale Einsatzmöglichkeiten im Blick. Beim nächsten Roboter-Gipfel im Jahr 2020 soll der Wettkampf der Rettungs-Roboter im Testfeld Fukushima ausgetragen werden."

Steuerung mit Spielekonsole

"Schrödi" wird nicht völlig alleine in die Arena geschickt. Er hat menschlichen Beistand, denn ein Teammitglied von AutonOHM steuert den Roboter mit einer Spielekonsole. Der Wettkampf ist jedoch mehr als nur ein Spiel. Hier treten die Nachwuchswissenschaftler der Robotik gegeneinander an. Gemeinsam treiben sie die Forschung voran und entwickeln beispielsweise Algorithmen für die Steuerungssoftware. Auch "Schrödi" hat einen konkreten Forschungszweck. "Bei ihm geht es darum, das Mechanische und die Hardware weiterzuentwickeln", sagt Gleichauf.

Der Rettungsroboter schlägt sich gut bei Wettkämpfen. Mit ihm wurde AutonOHM in diesem Jahr bereits deutscher Meister und ergatterte den fünften Platz bei der Weltmeisterschaft Robo-Cup in Kanada. Dennoch wird bei den internationalen Wettkämpfen laut Gleichauf deutlich: "Einige Länder sind schon weiter, beispielsweise Thailand und der Iran". Eine Ursache dafür sei, dass in diesen Ländern viel mehr Geld in die Forschung fließe. "Bei uns an der Hochschule ist es mit Forschungsgeldern manchmal etwas schwierig", so Gleichauf. Trotzdem ist die TH Nürnberg führend in dem Feld. Ein zweiter Roboter der Hochschule, der nicht für Rettungseinsätze, sondern für die Industrie gedacht ist, wurde bereits zwei Mal Weltmeister.

Technik ist momentan zu teuer

Noch sind die Roboter nicht so weit, als zuverlässiger Partner bei Katastrophen eingesetzt zu werden. AutonOHM übt regelmäßig mit der Feuerwehr, um den Roboter weiterzuentwickeln. Die Maschine muss bei enormer Hitze und im dichten Rauch funktionieren und zuverlässige Daten liefern. In zehn Jahren könnten Roboter wie "Schrödi" standardmäßig bei Rettungseinsätzen dabei sein, schätzt Gleichauf. Das größte Hindernis ist momentan das Geld. Die Sensorik und die Kameras der Roboter sind sehr teuer. Abhilfe könnte da die Automobilindustrie schaffen. Denn für autonome Autos wird eine ähnliche Technik benötigt. Wenn diese in Massen produziert wird, sinkt der Preis.

Ein Roboter, der Türen öffnen, Karten erstellen und Menschen finden kann - diese Vorstellung kann Ängste hervorrufen. Die sind aber nicht notwendig, findet Gleichauf. "Wir nutzen die Forschung für einen guten Zweck. Wir nutzen unseren Roboter, um Menschen in Katastrophengebieten zu finden und zu retten", sagt die junge Frau.

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Der "World Robot Summit" läuft noch bis Sonntag. In Tokio sind fünf deutsche Teams vertreten. Drei Tage lang gibt es Vorentscheidungen. Dann kommen die besten zehn eine Runde weiter. Gleichauf rechnet fest damit, dass AutonOHM unter die besten zehn kommt. Sie hofft auch darauf, als eines der besten vier Teams ins Finale einzuziehen.

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In der Arena in Tokio zeigt der Rettungsroboter "Schrödi" wieder einmal: Treppen sind für ihn kein Hindernis.

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Der Rettungsroboter ist etwa 60 Zentimeter hoch. Wenn er seine Gliedmaße ausfährt, ist er einen Meter lang.

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Der Rettungsroboter kann dort eingesetzt werden, wo es für Menschen zu eng ist.

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Mit seinem Arm kann Schrödi Ventile öffnen.

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QR-Codes kann Schrödi leicht entschlüsseln.