Woher kommt Mümmel?

So werden Schokohasen gemacht


Mümmel ist ein Schokohase. Er wird in Landshut hergestellt. (Fotos: Kirchensteiner)

Mümmel ist ein Schokohase. Er wird in Landshut hergestellt. (Fotos: Kirchensteiner)

Das ist Mümmel. Wie er hergestellt wird, hat man bei der Firma Brandt in Landshut für Freistunde nachgestellt - und zwar von Hand. Alles, was auf den Bildern zu sehen ist, geschieht genauso auch in einer Maschine - nur automatisch.Wie Mümmel entsteht, siehst du in der Bilderstrecke.

Zahlen und Fakten zu Mümmel:

  • Mümmel wiegt genau 200 Gramm.
  • Für seine Herstellung sind circa 20 Kakaobohnen notwendig. Kakaobohnen sind die Samenkerne der Kakaofrucht. Sie wächst in den Tropen rund um den Äquator. Eine Kakaofrucht enthält 30 bis 50 Samenkerne.
  • Milch braucht man für die Herstellung von Mümmel gar nicht. Für den Vollmilchhasen wird nur Milchpulver verwendet. Die Milchmenge entspräche aber in etwa zwei Espressotassen voll. Das sind circa 40 Gramm.
  • Mümmel besteht außer aus Kakaomasse noch aus Kakaobutter, Milchpulver und Zucker. Um die Fließfähigkeit zu verbessern, enthält er außerdem eine geringe Menge an Lecithin, einem Emulgator.
  • Mümmel hat auf 100 Gramm 528 Kalorien.
  • Mümmel könnte man bei richtiger Lagerung auch noch an Weihnachten essen. Lagert man ihn kühl und trocken, hält er sich bis zu einem Jahr.
  • Einen normalen Schokoladen-Hasen wie Mümmel zu produzieren, dauert circa eine Stunde.

Wusstest du schon, ...

... dass die figürliche Herstellung in Backformen bereits im 19. Jahrhundert in Bäckereien begann. Ab den 20er-Jahren des 21. Jahrhunderts stellte man Schokoladenfiguren in Gießformen aus Metall her. Die Handarbeit wurde erst in den fünfziger Jahren von Maschinen abgelöst. Das hat dann einen wahren Boom ausgelöst - an Weihnachten wie an Ostern.

... dass Schokoladen-Osterhasen, die nach Ostern übrig bleiben, nicht eingeschmolzen und zu Schoko-Nikoläusen verarbeitet werden. Sie werden vielmehr preisreduziert in den Geschäften angeboten oder an Tafeln und soziale Einrichtungen gespendet.

... dass die Osterhasen-Produktion kurz vor Weihnachten beginnt.

... dass mehr Osterhasen als Nikoläuse produziert werden. Mit 57 Prozent haben die Hasen bei den süßen Saison-Artikeln die Nase vorn. Nur 43 Prozent der saisonalen Schokoladenartikeln sind Nikoläuse.

Fair Trade und Bio?

Wer wissen will, ob sein Schoko-Osterhase fair gehandelt und nach biologischen Gesichtspunkten produziert wurde, wird auf der Verpackung vermutlich nach einem entsprechenden Siegel suchen. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird er aber keines finden. Denn Bio und Fair Trade haben sich bei den gängigen Schokoladen-Produkten aus dem Supermarkt um die Ecke noch kaum durchgesetzt. Ganz anders ist das inzwischen bei Milchprodukten und Obst und Gemüse. Insbesondere bei Saison-Ware wie Osterhasen oder Nikoläuse gehen die Unternehmen und Produzenten eher auf andere Wünsche der Kunden ein, sagt Susanne Moritz von der Verbraucherzentrale Bayern in München: Schoko-Osterhasen müssen niedlich aussehen und Kindern gefallen. Schokoladenprodukte, die fair gehandelt und biologisch hergestellt werden, wird man derzeit vorrangig in Bioläden und Reformhäusern finden.Bei Schokolade gibt es prinzipiell das Gepa-Siegel, das Fair-Trade-Siegel und das UTZ-Siegel. Die ersten beiden stehen dafür, dass Kinder- und Zwangsarbeit ausgeschlossen sind. Es ist außerdem sichergestellt, dass Mindestlöhne bezahlt werden, sodass die Arbeiter davon leben können. Das UTZ-Siegel ist weniger streng beim Thema Löhne, lässt aber ebenfalls keine Kinder- und Zwangsarbeit zu.

Achten kann man zusätzlich auf den Einsatz von Palmöl: Palmöl ist ein Produkt, das früher oft unter der Bezeichnung "Pflanzliches Fett" auf der Verpackung aufgelistet war. Diese Bezeichnung ist inzwischen verboten. Wenn Palmöl drin ist, muss auch Palmöl auf der Zutatenliste stehen. Es war deshalb besonders in die Kritik geraten, weil für das Anlegen der Plantagen Regenwälder abgeholzt werden mussten.

Brandt und das Brandt-Kind

1940 wurde die Landshuter "Zugspitze" Keks- und Schokoladenfabrik AG von der Firma Brandt aus Hagen in Nordrhein-Westfalen gekauft. Viele, vor allem ältere Landshuter, sprechen deshalb heute noch von der Keksfabrik. Im Landshuter Werk aber wird die höchste Menge der Gruppe produziert, circa 20.000 Tonnen. Der Hauptsitz ist allerdings nach wie vor in Hagen.

Heute heißt das Unternehmen genau genommen Brandt Zwieback-Schokoladen GmbH + Co. KG. Und viele kennen vor allem den Zwieback mit dem Brandt-Kind vorne drauf. Wenige wissen dagegen, dass die Firma auch Schokoladen-Produkte herstellt. Die Maschinen produzieren dabei nicht nur Eigenmarken. Brandt fertigt als sogenannter Co-Manufactorer für große Markenlabels und Discounter. Produziert wird in erster Linie Saison-Ware, sprich Oster- und Weihnachtsartikel. Dabei laufen allerdings nicht nur Hasen vom Band, sondern auch Schoko-Eier in allen möglichen Größen - gefüllt wie nicht gefüllt. Die Verpackung, also zum Beispiel Stanniolpapier, wird von Spezialisten, also Folien- und Kartonagenherstellern, geliefert - insbesondere dann, wenn Brandt für einen Kunden produziert. Brandt liefert seine Produkte in Länder innerhalb Europas. In Deutschland und Österreich liegt der Schwerpunkt auf Hasen, in England zum Beispiel eher auf großen Schoko-Eiern. Von Landshut aus werden die Produkte gekühlt in die Logistiklager der Discounter beziehungsweise der Handelsketten geliefert. Diese verteilen sie weiter in ihre Märkte.

Juliane König ist Produktentwicklerin bei Brandt - sie erzählt von ihrem Beruf

Juliane König (24) ist Produktentwicklerin bei Brandt. Wie kommt man zu diesem Traumjob, bei dem man jeden Tag umgeben ist von so viel Schokolade? Und kommt man nicht in Versuchung, den lieben langen Tag zu naschen? Im Interview hat sie uns davon erzählt.

Wie bist du Osterhasen-Macherin geworden?

Ich habe bei Brandt eine Ausbildung zur Süßwarentechnologin gemacht. Dabei lernt man die Herstellung verschiedener Süßwaren und durchläuft alle Abteilungen. Danach habe ich eine Weiterbildung gemacht: den Lebensmittelverarbeitungstechniker. Seitdem bin ich in der Produktentwicklung. Wir entwickeln neue Produkte. Dies beginnt zunächst mit viel Handarbeit. Wir stellen erste Muster von Hohlfiguren, Pralinen oder Dragees her. So entwickeln wir neue Rezepturen, begleiten die ersten Großversuche in der Produktion und sind auch beim Produktionsstart von Neuprodukten dabei. Ich habe schon immer gerne gekocht, gebacken und neue Rezepte ausprobiert und wollte deshalb in der Produktentwicklung arbeiten.

Darf ein Mitarbeiter bei der Arbeit naschen?

Ja, bei uns ist naschen natürlich erlaubt. Wir müssen unsere Produkte ja verkosten.

Wie groß ist die Versuchung, den ganzen Tag zu naschen?

Natürlich gerät man dabei leicht in Versuchung, aber ich habe es mir abgewöhnt. Nach der Mittagspause esse ich aber gerne ein Stück Schokolade.

Bekommt ein Mitarbeiter an Ostern ein Paket mit Osterhasen?

Ja. Wir bekommen ein Paket von der Firma.

Will man an Ostern überhaupt noch Osterhasen essen, wenn man sie doch schon so lange vor der Nase hat?

Ich esse schon noch gerne Schokolade an Ostern.

Was isst du sonst am liebsten? Viel Saures?

Ich bin beim Thema Schokolade etwas wählerisch (lacht). Nach der Arbeit esse ich am liebsten etwas Deftiges.

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Juliane König

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Das ist die Form für Mümmel. Genau genommen für drei Mümmel. Eine solche gibt es auch in der Produktionsstraße. Oben sieht man die spätere Vorderseite, unten die spätere Rückseite.

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Zuerst wird die warme Schokolade auf eine bestimmte Temperatur abgekühlt. Bei der Herstellung per Hand gießt man dazu einen Teil der Schokolade auf die kühle Marmorarbeitsplatte. Auf diese Weise wird die flüssige Schokolade von circa 45 Grad auf 20 Grad abgekühlt. Sie wird dann wieder zur anderen warmen Schokolade hinzugefügt. "So entstehen die richtigen Kristalle", erklärt Produktentwicklerin Juliane König. Sie spürt nur mit dem Finger, ob die Schokolade schon die richtige Temperatur hat. Das Temperieren ist deshalb so wichtig, damit die Schokolade zum Schluss schön glänzt, sagt sie. In der Maschine passiert das Kühlen natürlich automatisch. Ein Thermometer misst dabei die Temperatur.

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Juliane König hat eine Spritztüte gerollt. Mit weißer Schokolade schminkt sie Mümmel. Das heißt, die Linien, die später weiß sind, werden in die Form gegossen. Die Maschine findet die Schminkpunkte per Computer. Eine Düse ersetzt die Spritztüte. Nicht jedes Design wird bei Brandt selbst entworfen. Manchmal schicken Lieferanten oder Kunden ihre Entwürfe gleich mit. Juliane König muss als Produktentwicklerin allerdings ausprobieren, ob der Hase von der Produktion her so geschminkt werden kann wie gewünscht.

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Nach der weißen Schokolade folgt die Zartbitter-Schokolade. Mümmel bekommt Augen und Nase.

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Zum Schluss folgt die Vollmilch-Schokolade. Danach werden die beiden Hälften zusammengeklappt. Der Hase kommt dann in eine Schleuder. Dort wird er von allen Seiten gedreht und geschüttelt. So entsteht der Hohlkörper.