Co-Trainer der Nationalmannschaft

Thomas Schneider: "Es muss alles passen"


Thomas Schneider (Mitte) mit Bundestrainer Joachim Löw (links) und Bundes-Torwarttrainer Andreas Köpke.

Thomas Schneider (Mitte) mit Bundestrainer Joachim Löw (links) und Bundes-Torwarttrainer Andreas Köpke.

Von Michael Schleicher / Online

Nach dem WM-Titel 2014 wurde der Straubinger Thomas Schneider neuer Co-Trainer von Joachim Löw. Nun steht er vor seiner ersten Weltmeisterschaft in aktiver Rolle. Im Interview spricht der 45-Jährige über das Turnier, die Konkurrenten und die Entwicklung von Joshua Kimmich.

Herr Schneider, nach Ihrem Dienstantritt als Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft im Oktober 2014 bestreiten Sie Ihre erste Weltmeisterschaft. Welche Erwartungen haben Sie persönlich an die WM in Russland?
Thomas Schneider: Wir waren ja schon im letzten Jahr zum Confed Cup in Russland, dieses Turnier hat meine Vorfreude noch mal gesteigert. Aber eine WM ist natürlich das Größte für jeden Fußballer. Als Kind und Jugendlicher habe ich bei so vielen Spielen wie möglich vor dem Fernseher gesessen. Jetzt dabei sein zu dürfen, noch dazu als Teil des Trainerteams der Nationalmannschaft, die den Titel verteidigt, das ist natürlich was ganz Besonderes.

Beim Confed Cup vor einem Jahr hatte das DFB-Team bereits Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen. Welche Eindrücke haben Sie von der für Deutschland so erfolgreichen Mini-WM mitgenommen?
Schneider: Es war auf und neben dem Platz eine tolle Erfahrung, die Menschen waren uns gegenüber unglaublich offen und freundlich. Entscheidend für uns waren natürlich die Erkenntnisse und das Fazit im sportlichen Bereich. Wir wollten junge Spieler an die Mannschaft heranführen, ihnen internationale Erfahrung auf allerhöchstem Niveau zukommen lassen. Und das ist uns gelungen. Dass dann sogar noch der Turniersieg dabei heraussprang, zeigt, welche Mentalität in den Jungs steckt. Über den nötigen Hunger, weiter Titel gewinnen zu wollen, sorgen wir uns also nicht.

Als Confed-Cup-Sieger 2017, vor allem aber als Titelverteidiger geht die deutsche Nationalmannschaft als einer der Top-Favoriten in die WM. Was muss zusammenkommen, damit Deutschland erstmals in seiner Geschichte den WM-Titel verteidigen kann?
Schneider: Kurzum: Da muss alles passen. Und auch das Quäntchen Glück dazukommen. Natürlich gehören wir zu den Favoriten, das wissen wir, und diesen Anspruch haben wir an uns selbst. Ähnliche Ambitionen wie wir haben berechtigterweise aber noch weitere Fußball-Nationen wie Brasilien, Argentinien, Spanien, Frankreich, auch England oder Belgien. Intern haben wir das Motto ausgegeben, den Erfolg bestmöglich vorzubereiten. Das werden wir tun, jeder einzelne in seinem Bereich. Angefangen vom Bundestrainer über die Spieler bis hin zu Betreuern. Jeder muss alles reinwerfen.

Der frühere Bundestrainer Berti Vogts hat jüngst in einem Interview betont, wie entscheidend der Teamgeist für den Erfolg bei einer WM ist. 1994 habe er "bessere Spieler" betreuen dürfen als die, die vier Jahre zuvor Weltmeister wurden. Nur es sei eben keine Mannschaft gewesen. Sind Sie überzeugt davon, dass bei der WM in Russland sich "die Mannschaft" auch als Mannschaft präsentieren wird?
Schneider: Absolut. Das hat man schon in den zurückliegenden Tagen im Trainingslager gespürt. Ich habe keine Sorge, dass es am Teamgeist mangeln wird. Ganz im Gegenteil. Das beste Beispiel ist doch, wie Marc-André ter Stegen, der einen sensationellen Confed Cup und eine überragende Saison beim FC Barcelona gespielt hat, sich in den Dienst der Mannschaft stellt und Manuel Neuer in den Trainingseinheiten unterstützt. Das ist nicht nur höchst professionell, sondern auch Teamspirit pur.

Als größtes Talent im DFB-Team gilt Joshua Kimmich. Wie bewerten Sie die Entwicklung Ihres einstigen Schützlings in Ihrer Zeit als Nachwuchscoach beim VfB Stuttgart?
Schneider: Joshua hat ja schon in den U-Nationalmannschaften gezeigt, welch außergewöhnliche Fähigkeiten er hat. Mich wundert seine Entwicklung nicht. Es ist eine pure Freude, ihn zu begleiten, und ich bin überzeugt davon, dass er sich weiter entwickeln wird. Er hinterfragt die Dinge, will sich permanent verbessern, arbeitet unheimlich hart an sich.

Bei der "Mission Titelverteidigung" will auch der Regensburger Sternekoch Anton Schmaus mithelfen. Geht neben der Liebe auch der sportliche Erfolg durch den Magen?
Schneider: Anton kocht nicht nur sensationell, er ist auch im zwischenmenschlichen Bereich eine absolute Bereicherung für unser Team. An der richtigen Ernährung wird es dank seiner Kochkünste ganz sicher nicht scheitern. Neulich haben wir mit den Betreuern Fußball gespielt, was sich spontan auch mal ergibt. Das darf nicht fehlen. Anton war mit von der Partie. Sagen wir mal so: Beim Kicken hat er noch Steigerungspotenzial (lacht).