WHO, Thunberg, Nawalny?

Friedensnobelpreisträger wird verkündet


Der Friedensnobelpreis gilt als die renommierteste politische Auszeichnung der Welt.

Der Friedensnobelpreis gilt als die renommierteste politische Auszeichnung der Welt.

Von mit Material der dpa

Mehr als 300 Kandidaten sind in diesem Jahr im Rennen um den prestigeträchtigsten Friedenspreis der Erde. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung nach Afrika - und diesmal?

Die Weltgesundheitsorganisation WHO, Klimaaktivistin Greta Thunberg, Kreml-Kritiker Alexej Nawalny oder erstmals ein Preis für Journalisten? Heute (ab 11.00 Uhr) wird in Oslo verkündet, wer in diesem Jahr den Friedensnobelpreis erhält.

Der Preis gilt als die renommierteste politische Auszeichnung der Erde und ist diesmal mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert. Im vergangenen Jahr war er an den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed gegangen, der damit vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea geehrt worden war.

Mehr als 300 Kandidaten im Rennen

Für Abiys Nachfolge sind mehr als 300 Kandidaten im Rennen. 211 Persönlichkeiten sowie 107 Organisationen sind nach Angaben des norwegischen Nobelkomitees fristgerecht für den diesjährigen Preis vorgeschlagen worden. Das entspricht der vierthöchsten Zahl an Nominierungen jemals, liegt jedoch deutlich unter dem Spitzenwert von 376 Nominierten aus dem Jahr 2016. Für die Auswahl des Preisträgers ist eine Jury zuständig, die vom norwegischen Parlament ernannt wird.

Die Namen der Kandidaten werden von den Nobel-Institutionen traditionell für 50 Jahre geheimgehalten. Manche werden jedoch schon vorab von denjenigen preisgegeben, die die Nominierung eingereicht haben - das dürfen unter anderen Politiker, Akademiker und frühere Friedensnobelpreisträger. Im Frühjahr gaben zwei schwedische Abgeordnete bekannt, ihre junge Landsfrau Thunberg und die Klimabewegung Fridays for Future aufgestellt zu haben. Abgeordnete der Linksfraktion im Bundestag schlugen Wikileaks-Gründer Julian Assange sowie die Whistleblower Edward Snowden und Chelsea Manning vor. Eine norwegische Parlamentsfraktion nominierte die Bevölkerung Hongkongs für ihren Kampf für Freiheit und Demokratie.

Trump für Preis 2021 nominiert

Ein norwegischer Abgeordneter machte zudem bekannt, US-Präsident Donald Trump für dessen Engagement für das Abkommen zwischen den Vereinten Arabischen Emiraten und Israel nominiert zu haben, allerdings für den Preis 2021. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass Trump auch für die diesjährige Auszeichnung vorgeschlagen worden ist. Experten räumen ihm keine Chancen ein.

Geht es nach den Wettanbietern, dann können sich die WHO, Thunberg und die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern die größten Hoffnungen auf den diesjährigen Preis machen. Die Namen sind aber mit Vorsicht zu genießen: Wer sich beim norwegischen Nobelkomitee im engeren Favoritenkreis befindet, daraus wird alljährlich ein großes Geheimnis gemacht. Theoretisch können Wetter deshalb auf Personen und Organisationen setzen, die gar nicht nominiert worden sind.

Preis für Kampf für Menschenrechte oder Umwelt?

Beim Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri hält es Direktor Dan Smith für möglich, dass das Nobelkomitee diesmal einen Preis für den Kampf für Menschenrechte oder die Umwelt ins Auge fassen könnte. Der Direktor des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, Henrik Urdal, kann sich vorstellen, dass der Preis erstmals an eine Journalistenorganisation wie das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) geht. Auch der russische Oppositionelle Alexej Nawalny sowie junge Aktivistinnen aus dem Sudan, Libyen und Somalia stehen weit oben auf Urdals Favoritenliste.

Der Friedensnobelpreisträger wird im Gegensatz zu den anderen Nobelpreisträgern nicht in Stockholm, sondern in Oslo verkündet. Dort wird er am 10. Dezember, dem Todestag des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel, eigentlich auch überreicht. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie ist diesmal aber unklar, ob der Preisträger nach Norwegen reisen kann oder digital zur Preisvergabe zugeschaltet wird. Die feierliche Preiszeremonie wird auch nicht wie üblich im Osloer Rathaus, sondern in deutlich kleinerem Rahmen in der Aula der Universität der Stadt stattfinden.