Wetterdienst-Bericht

Sieben Fakten zum Klimawandel in Deutschland


Die Temperatur ist bereits deutlich angestiegen. Wird nicht umgesteuert, könnten die Auswirkungen fatal sein.

Die Temperatur ist bereits deutlich angestiegen. Wird nicht umgesteuert, könnten die Auswirkungen fatal sein.

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat am Dienstag seinen Bericht zu Klimawandelfolgen in Deutschland vorgelegt. Demnach ist schon jetzt die Erderwärmung spürbar. Und Experten mahnen: Das ist erst der Anfang.

"Die Beobachtungen des Deutschen Wetterdienstes sind eindeutig. Es wird rasant wärmer, mehr Hitzewellen bedrohen unsere Gesundheit, jeder muss mit Schäden durch heftigeren Starkregen rechnen. Der Klimawandel hat Deutschland im Griff", erklärte Tobias Fuchs, Leiter der Abteilung Klima und Umweltberatung des Deutschen Wetterdienstes, laut Pressemitteilung.

Die Ergebnisse des Monitoring-Berichts wurde von Bundesumweltinisterin Svenja Schulze, der Bremer Bürgermeisterin Dr. Maike Schaefer, der Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA) Maria Krautzberger und von Vertretern des DWD am Dienstag vorgestellt. Darin wird auf die bisherigen Klimaveränderungen in Deutschland Bezug genommen.

Der gut 270 Seiten dicke Bericht der Bundesregierung trägt zusammen, was die Veränderung für Bauern und Städter, Allergiker, Küstenbewohner oder Autofahrer bedeutet. "Es ist nicht auszudenken, was es bedeuten würde, wenn sich das in dieser Geschwindigkeit wirklich fortsetzen würde", sagte Schulze. Die Antwort müsse heißen: "Viel mehr Klimaschutz, und zwar weltweit."

Svenja Schulze nahm auf die einzelnen Bereiche Bezug, unter anderem auf den Anstieg der Temperatur. Um rund 1,5 Grad sei es schon wärmer geworden seit 1881, erklärte die SPD-Politikerin am Dienstag in Berlin, alleine in den vergangenen fünf Jahren um 0,3 Grad Celsius.

Der DWD Monitoring-Bericht führt sieben Fakten im Hinblick auf die bereits erfolgte Klimaveränderung an. Die Forscher haben einen substantiellen Anstieg des Meeresspiegels festgestellt, die Vegetationsperiode setzt früher ein, es gibt deutlich mehr heiße und weniger kalte Tage. Die Sonnenscheindauer hat zugenommen, die Schneetage sind dagegen weniger geworden. Insgesamt sind häufiger Winterniederschläge zu verzeichnen, auch haben Starkregenereignisse zugenommen. Mehr hierzu in der Grafik.

Nicht immer sei klar, welchen Anteil der Klimawandel an einzelnen Veränderungen habe, denn es spielten verschiedene Faktoren zusammen, räumen die Autoren des Berichts ein, an dem Bundes- und Landesbehörden, Universitäten und Fachverbände mitgearbeitet haben. Trends sind demnach aber klar erkennbar.

Gesundheit

"Hitzestress" setzt vor allem Älteren, Kranken und Kindern zu. In Jahren mit vielen Hitzetagen sterben mehr Menschen, als statistisch normal wäre: 2003 gab es etwa 7500 Todesfälle mehr. Das Klima beeinflusst, wann und welche Pollen fliegen. Die machen Allergikern Probleme. Dass sich etwa die Pflanze Beifuß-Ambrosie ausbreite, werde "in erheblichem Maße auch mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht". Ähnliches gilt für Stechmücken, Zecken und Krankheitserreger. Die Asiatische Tigermücke etwa könne über 20 unterschiedliche Viren übertragen. Funde von Eiern und Mücken im Oberrheingebiet hätten "deutlich zugenommen", schreiben die Experten.

Wasser

Deutschland ist ein wasserreiches Land. Aber: Monate mit unterdurchschnittlichen Grundwasserständen werden häufiger, vor allem im Nordosten. An 80 Pegeln ist im Sommerhalbjahr der Rückgang der mittleren Abflusshöhe signifikant - die Flüsse führen weniger Wasser. Seen werden wärmer, mit Folgen für Tiere und Pflanzen. Am Bodensee betrug der Anstieg in der Saison März bis Oktober zwischen 1971 und 2017 rund zwei Grad. Auch Nord- und Ostsee erwärmen sich - und die Meeresspiegel steigen. Damit nimmt die Gefährdung durch Sturmfluten zu. Zudem erodieren Küsten, vor allem Bade-Sandstrände mit Brandung.

Städte

Städte bilden "Wärmeinseln", es wird heißer als auf dem Land. Starkregen kann in zugebauten Regionen schlecht ablaufen, immer wieder laufen Gullys über, weil die Kanalisation das Wasser nicht so schnell aufnehmen kann. Stadtplaner und Architekten sollten etwa auf Grünflächen als "kühlende Oasen", gut isolierte Häuser und auf Pflanzen an Fassaden und auf Dächern setzen, heißt es im Bericht.

Verkehr

Hoch- und Niedrigwasser auf Flüssen machen Schiffen Probleme. 2018 transportierten Binnenschiffe 11,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Aber auch Autofahrer sind betroffen: "Für die winterlichen Gefahren wird dabei für die Zukunft allgemein von einer Abnahme ausgegangen, während es in Frühjahr, Sommer und Herbst u. a. infolge größerer Hitze und vermehrter Starkregen häufiger zu Unfällen kommen könnte", heißt es im Bericht.

Arbeit

Hitze senkt die Leistungsfähigkeit und steigert die Gefahr von Unfällen. Studien nehmen laut Bericht für hohe Hitzebelastung in Mitteleuropa Produktivitätsabnahmen um drei bis zwölf Prozent an. Demnach arbeiten bis zu drei Millionen Menschen überwiegend oder zeitweise im Freien, wo sie dem Wetter besonders ausgesetzt sind. Sie erbringen "geschätzte 10 bis 15 Prozent der Wertschöpfung der Volkswirtschaft" - hauptsächlich in der Landwirtschaft und der Baubranche, aber auch in der Industrie und im Dienstleistungssektor.

Landwirtschaft

Landwirte sind vom Klimawandel besonders betroffen, wenn etwa Dürre die Ernte vertrocknen lässt oder Futter knapp wird. Wenn Apfelbäume früher blühen, kann es Spätfrostschäden geben. Das sich ändernde Wetter könne sich aber auch positiv auswirken, denn die Vegetationsperiode werde länger.

Wälder

Manche Baumarten kommen mit Dürre und Hitze nicht klar - die Fichte etwa stehe gerate unter Druck, schreiben die Experten. Insekten wie Borkenkäfer und Krankheitserreger könnten sich ausbreiten. Es werde aber über eine zunehmende Waldbrandgefahr diskutiert, "denn in den kritischen Monaten wird es wärmer und trockener."

Ebenfalls am Dienstag zeigte ein Report der Vereinten Nationen, welche Konsequenzen drohen, wenn nicht gehandelt wird: Wenn die Weltbevölkerung so weiterlebe wie aktuell, drohe die Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um 3,4 bis 3,9 Grad zu steigen, teilte das UN-Umweltprogramm Unep mit. Am 2. Dezember beginnt die UN-Klimakonferenz. Sie wolle dafür kämpfen, dass die EU vorangehe und ihre Klimaschutz-Ziele verschärfe, sagte Schulze. Das erhöhe auch die Lebensqualität, wenn man sich klar mache, was ein ungebremster Klimawandel bedeute.