Wer holt noch Medaillen?

Vetter und die Kanuten Hoffnungsträger im Olympia-Endspurt


Johannes Vetter gilt als der große Favorit auf Gold im Speerwurf.

Johannes Vetter gilt als der große Favorit auf Gold im Speerwurf.

Von sid

Die Tokio-Spiele gehen auf die Zielgerade. Was ist jetzt noch drin? Ob Leichtathletik, Kanu, Bahnrad oder sogar Karate: Überall sind noch Medaillen für das deutsche Team möglich. Die Medaillen-Hoffnungen in einem Überblick.

JOHANNES VETTER (Leichtathletik, Speerwurf, Finale: Samstag, 13.00 Uhr MESZ): Vetter kann sich eigentlich nur selbst schlagen, doch die Qualifikation lief nicht wie gewünscht. Dennoch bleibt der Offenburger Topfavorit auf Gold, schließlich ist Vetter der einzige 90-Meter-Werfer in diesem Jahr und seit 18 Wettkämpfen unbesiegt.

CHRISTINA HUSSONG (Leichtathletik, Speerwurf, Finale: Freitag, 13.50 Uhr MESZ): Bei der WM in Doha war Hussong Vierte, das soll der 27-Jährigen nicht noch einmal passieren. "Das war nicht schön", sagte die Europameisterin: "Ich kämpfe darum, dass ich mit einer Medaille heimfahren kann." Mit ihren 69,19 m ist Hussong derzeit die Nummer zwei der Welt - Gold wäre eine Überraschung, ist aber auch nicht unmöglich.

SEBASTIAN BRENDEL (Kanu-Rennsport, Canadier-Einer über 1000 m, Finale: Samstag, 4.53 Uhr MESZ): Der "König der Canadier" will seinen Thron in Tokio verteidigen. Nach Bronze im C2 nimmt Brendel den zweiten Anlauf - und hat dabei einen historischen Hattrick im Blick. Im Canadier-Einer könnte er als weltweit erster Athlet zum dritten Mal in Folge Olympia-Gold holen. Einer der Hauptkonkurrenten ist sein Teamkollege Conrad Scheibner.

KAJAK-VIERER (Kanu-Rennsport, Kajak-Vierer über 500 m, Finale: Samstag, 5.37 Uhr MESZ): Es zählt eigentlich nur der Olympiasieg für das deutsche Paradeboot. Was der Achter im Rudern ist, ist der Vierer bei den Kanuten. Die Weltmeister wollen ihre Dominanz der vergangenen Jahre vergolden - und dazu Oldie Ronald Rauhe einen perfekten Abschied auf der großen Bühne bereiten. Auch der neu formierte Frauen-Vierer besitzt durchaus Medaillenchancen.

EMMA HINZE (Bahn-Radsport, Sprint, Finale: Sonntag 4.20 Uhr MESZ): Emma Hinze hat im Teamsprint mit Lea-Sophie Friedrich Silber gewonnen, im Keirin am Donnerstag blieb ihr als Weltmeisterin in dieser Disziplin nur Platz 1 im B-Finale. Bleibt aber immer noch eine Chance auf eine weitere Medaille. Im Sprint am Sonntag zählt Hinze (23) ebenfalls zu den Top-Favoritinnen.

ROGER KLUGE und THEO REINHARDT (Bahnrad, Madison, Finale: Samstag, 9.55 Uhr MESZ): Es ist nicht einmal einen Monat her, da war für den nach einem Sturz bei der Tour de France dick bandagierten Roger Kluge ans Radfahren nicht zu denken. Inzwischen ist die Verletzung gut verheilt, die Motivation ungebrochen. "Wir wollen wieder nach ganz oben greifen. Wir wissen, dass wir das können", sagte Kluge. Zwei Mal ist er mit Theo Reinhardt Madison-Weltmeister geworden. Eine gemeinsame Olympia-Medaille fehlt dem Duo noch.

JONATHAN HORNE (Karate, Kumite über 75 kg, Finale: Samstag, 12.55 Uhr MESZ): Es geht um Gold, das sagt Jonathan Horne selbst. Der amtierende Europameister und Weltmeister von 2018 zählt beim voraussichtlich einmaligen Auftritt seines Sports zum Favoritenkreis. Der 32-Jährige aus Kaiserslautern tritt im "Kumite" an, wobei ein Gegner mit Schlägen und Tritten besiegt werden muss. Anders als in der Disziplin "Kata", einer reinen Kampfdemonstration.

ANNIKA SCHLEU (Moderner Fünfkampf, abschließender Laser-Run: Freitag, 12.30 Uhr MESZ): Annika Schleu besitzt durchaus Chancen auf das Podium. Die 31-jährige Berlinerin ist deutsche Meisterin, Weltranglistendritte und hat ein Ass im Ärmel. Ihre Stärken liegen vor allem im abschließenden Laser-Run, der Kombination aus Laufen und Schießen. Da könnte sie überraschen. Im Fechten zum Auftakt am Donnerstag war sie schon mal die Beste.

TISCHTENNIS-MÄNNER (Finale, Freitag, 12.30 Uhr MESZ): Silber haben sie bereits sicher, aber Rekordmann Dimitrij Ovtcharov, der mit nunmehr sechs olympischen Medaillen unerreicht ist, sowie seine Teamkollegen Timo Boll und Patrick Franziska wollen sich nicht damit begnügen. Auch wenn es gegen China geht, die unbesiegte Übermacht. Die Deutschen haben nichts zu verlieren. Silber haben sie ja schon.

SPRINGREITER-TEAM (Finale: Samstag, 12.00 Uhr MESZ): Eine Medaille ist nach der Enttäuschung im Einzel das erklärte Ziel der deutschen Equipe von Bundestrainer Otto Becker. Der Weltranglistenerste Daniel Deußer und Maurice Tebbel sind wohl gesetzt, dazu gesellt sich Andre Thieme oder Christian Kukuk. Mit ein bisschen Glück könnte Bronze drin sein, Silber oder gar Gold wären eine große Überraschung.