Wenig Personal, verzögerte Testergebnisse

Corona-Krise stellt Gesundheitsamt vor Herausforderungen


Stark belastet sind derzeit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsamt.

Stark belastet sind derzeit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsamt.

Von Redaktion idowa

Die Tage sind lang, die Nächte kurz - und freie Wochenenden oder freie Tage gibt es schon mehrere Wochen nicht mehr. Die Corona-Thematik sorgt gerade an der Basis vor Ort für besondere Herausforderungen. Mittendrin: Das Gesundheitsamt - zuständig für die Stadt Straubing und den Landkreis Straubing-Bogen.

Unvorbereitet traf die Thematik das gemeinsame Gesundheitsamt von Stadt und Landkreis nicht. Nachdem die Pandemie Deutschland erreicht hatte, war der Behörde dem Landratsamt zufolge klar, dass auch die Region nicht verschont bleiben würde. Doch wie soll man mit den vorhandenen Ressourcen einen wochenlangen Katastrophenfall problemlos abarbeiten?

Gerade einmal 2,6 Arztstellen und knapp sechs Stellen medizinisches Personal sind am Gesundheitsamt Straubing/Straubing-Bogen derzeit besetzt. Hinzu kommen Verwaltungspersonal und Sozialpädagoginnen. Was schon in normalen Zeiten eine knappe Besetzung ist, wird aktuell zu einem Ritt auf der Rasierklinge.

Personal an der Belastungsgrenze

Dazu ist das Gesundheitsamt derzeit durchgehend besetzt - und das an sieben Tagen die Woche zum Teil von 6.30 Uhr bis 22 Uhr. Die drei Ärzte haben 24-stündigen Bereitschaftsdienst - täglich, seit nunmehr mittlerweile acht Wochen. Und wie auch beim Materialnachschub gilt: Hilf dir selbst. Denn von der in München angekündigten kurzfristigen Aufstockung der Gesundheitsämter vor allem mit medizinischen Laien ist noch nicht viel angekommen. Immerhin zwei Medizinstudenten hat man von der Regierung von Niederbayern zugewiesen bekommen.

"Das hilft schon mal", sagt Dr. Beate Biermaier, Leiterin des Gesundheitsamtes Straubing/Straubing-Bogen, "denn vor allem fehlen Personen mit medizinischen Kenntnissen". Darüber hinaus hat man es über persönliche Kontakte geschafft, nicht mehr in der Praxis oder in Teilzeit tätige Ärzte der Region auf ehrenamtlicher Basis gewinnen zu können. Auch Unterstützung durch Verwaltungspersonal des Landratsamtes hat das Gesundheitsamt erhalten.

Viele Aufgaben für wenige Mitarbeiter

Derzeit gibt es in Stadt und Landkreis aktuell gleichzeitig fast 400 Infizierte und fast 1.000 enge Kontaktpersonen der Kategorie I. Die Patienten und Kontaktpersonen müssen alle informiert werden und sich in Quarantäne begeben. Dazu kommen dann noch die Bearbeitung ihrer Rückmeldungen während der mindestens 14-tägigen Quarantäne.

Sämtliche positiv getesteten Personen müssen möglichst zeitnah persönlich kontaktiert und über das weitere Verhalten informiert werden. Zwar sollte bei der nach dem Infektionsschutzgesetz vorgeschriebenen Meldung der Infizierten und bei der Liste der Kontaktpersonen, die jeder Covid-19-Erkrankte erstellt, auch deren Erreichbarkeit angegeben sein. Nicht selten ist aber nur ein Name bekannt - gelegentlich ohne Adresse und immer wieder ohne Telefonnummer.

"Wir mussten durch diese veränderte Situation auch erst einmal neue Strukturen und Abläufe bei uns schaffen und sind auch immer noch dabei", erklärt Dr. Biermaier. Strukturen mussten auch an der Teststation von Stadt und Landkreis am Hagen in Straubing geschaffen werden. Zwar sind dort viele Helfer von unterschiedlichen Organisationen im Einsatz - die Organisation, Etablierung und Instruktion wurde aber zunächst einmal federführend durch Dr. Thomas Lang vom Gesundheitsamt übernommen.

Unmut über verzögerte Testergebnisse

Ein weiteres Problem macht den Helfern und dem Gesundheitsamt zu schaffen. Denn zeitweise dauerten die Laborergebnisse von Tests teilweise sogar über eine Woche. Die Folge: Verärgerte Getestete. Und der Ärger stieg laut Gesundheitsamt weiter, weil nach der telefonischen Information rechtlich eine schriftliche Quarantäneanordnung für die Infizierten und ihre engen Kontaktpersonen nötig sei. Danach sollen die Betroffenen ein sogenanntes Quarantänetagebuch führen. Doch bis das nach mündlicher Anordnung auch auf dem Postweg eintrifft, ist immer wieder die Quarantäne schon fast vorbei.

Oft bekämen vor allem die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes den Unmut der Betroffenen zu spüren. "Wir tun, was wir können. Alle arbeiten am Anschlag und darüber hinaus. Und das seit Wochen und auch noch auf nicht absehbare Zeit. Aber wir können für die teilweise lange Dauer der Testergebnisse und gewisse Vorgaben nichts", bittet die Leiterin des Gesundheitsamtes in der aktuellen Situation um Verständnis. Umgestellt wurde bereits das Quarantäne-Tagebuch. Dies ist jetzt online möglich.