Vor Spiel gegen DFB-Team

Armeniens Mchitarjan: Volksheld nicht nur auf dem Platz


Armeniens Henrikh Mkhitaryan zieht nicht nur die Strippen in der Nationalmannschaft, sondern auch bei der AS Rom.

Armeniens Henrikh Mkhitaryan zieht nicht nur die Strippen in der Nationalmannschaft, sondern auch bei der AS Rom.

Von sid

Henrich Mchitarjan ist ein Volksheld, jedes Kind in Armenien kennt seinen Namen - doch trotz all seiner Popularität sind ihm Starallüren mehr als fremd. Das Protzen mit schnellen Autos oder teurem Blingbling ist des früheren Dortmunders Sache nicht, statt Playstation spielt er lieber Schach und gilt als ruhiger, zurückhaltender Zeitgenosse. Doch wenn der 32-Jährige seine Stimme erhebt, hat dies umso mehr Gewicht - als Sprachrohr einer ganzen Nation.

Mchitarjan ist zweifelsohne der Spieler, auf den sich beim ungeschlagenen Tabellenführer Armenien auch vor dem Spitzenspiel in der WM-Qualifikation gegen Deutschland am Sonntag in Stuttgart (20.45 Uhr/RTL) die Blicke richten. Und das nicht nur, weil der Angreifer vom italienischen Spitzenklub AS Rom Kapitän sowie der beste Fußballer in der Geschichte seines Landes ist.

Mchitarjan nutzt seine Reichweite sinnvoll

"Ich war halt nie ein Egoist, ich kann auch keiner sein, weil mein Charakter ein anderer ist", sagte Mchitarjan, der von 2013 bis 2016 bei Borussia Dortmund spielte, einst dem Reviersport. Und deshalb sieht er es als seine Pflicht an, seine Reichweite sinnvoll zu nutzen. Etwa um Aufmerksamkeit zu erzeugen für den jahrzehntelang erbittert geführten Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach.

Im vergangenen Herbst, als die Kämpfe wieder besonders blutig aufflammten, rief Mchitarjan die internationale Gemeinschaft zum Eingreifen auf, "um einen weiteren Völkermord zu verhindern".

Sicherheitsbedenken verhindern Final-Teilnahme

Er selbst verpasste 2019 schon das Europa-League-Finale seines FC Arsenal gegen den FC Chelsea in Aserbaidschans Hauptstadt Baku, weil die Sicherheitsbedenken zu groß waren.

Und doch hält dies Mchitarjan nicht zurück. Schon oft besuchte er die Region Bergkarabach, um sich für wohltätige Zwecke einzusetzen. Vor allem das Wohl der Jüngsten liegt ihm am Herzen, Mchitarjan ist auch Botschafter des Kinderhilfswerks UNICEF. Für seine Verdienste auf und neben dem Platz erhielt er schon einen Orden des armenischen Präsidenten.

DFB-Team sollte gewarnt sein

Am Sonntag stehen beim ersten Heimspiel von Bundestrainer Hansi Flick aber wieder die fußballerischen Qualitäten Mchitarjans im Mittelpunkt, der nach relativ schwierigen Episoden in der Premier League bei Manchester United und dem FC Arsenal seit 2019 in Rom wieder richtig aufblüht. In der vergangenen Saison lieferte er starke 15 Tore und 13 Vorlagen, und in die neue Spielzeit der Serie A starteten die Römer unter Jose Mourinho auch dank Mchitarjan erstmals seit sieben Jahren mit zwei Siegen.

Mchitarjan in Topform ist ein Unterschiedsspieler. Wobei die DFB-Auswahl gewarnt sein sollte - die laufende WM-Qualifikation beweist, dass Armenien weit mehr als nur Mchitarjan ist. Mit zehn Punkten aus vier Spielen führt das Team von Nationaltrainer Joaquin Caparros die Gruppe J vor Deutschland (9) an. Doch bei den ersten drei Siegen gegen Liechtenstein, Island und Rumänien fehlte der Kapitän verletzt. Umso motivierter wird der stille Star bei seiner Rückkehr nach Deutschland sein.