Vor dem Duell mit dem HSV

Jahn-Stürmer Al Ghaddioui: "Irgendwann geht der Ball wieder rein"


Zum Stammspieler gereift ist Hamadi Al Ghaddioui beim SSV Jahn Regensburg.

Zum Stammspieler gereift ist Hamadi Al Ghaddioui beim SSV Jahn Regensburg.

Von Bastian Häns

Eigentlich kann sich der SSV Jahn Regensburg nicht beschweren. Aktuell steht man auf Platz zehn der 2. Bundesliga und nur noch zehn Punkte fehlen zur angepeilten 40-Punkte-Marke. In den vergangenen drei Spielen gelang der Jahnelf jedoch kein eigener Treffer. Einer, der dies ändern will, ist Stürmer Hamadi Al Ghaddioui. Im Interview spricht der hochgewachsene Deutsch-Marokkaner über sein erstes Jahr beim Jahn, die anstehende Partie gegen den HSV und seinen Traum von der Nationalmannschaft Marokkos.

Herr Al Ghaddioui, inzwischen sind Sie seit über einem Jahr beim SSV Jahn. Wie sieht Ihr Zwischenfazit aus?
Hamadi Al Ghaddioui: Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden. Ich bin dem Jahn sehr dankbar, dass ich hier mein erstes Jahr in der 2. Liga erleben durfte und zudem sehr froh, den Weg mit dem Jahn zu gehen.

Zu Beginn Ihrer Zeit in Regensburg erhielten Sie von Trainer Achim Beierlorzer wenig Einsatzzeiten. Haben Sie zwischenzeitlich überlegt, ob es nicht vielleicht die falsche Entscheidung war, zu wechseln?
Al Ghaddioui: Jeder Spieler macht sich seine Gedanken, wenn man nicht so viel spielt. Dennoch war es für mich keine schwierige Zeit, weil ich sehr viel mit dem Trainer geredet und viel Feedback bekommen habe. Ich musste die Dinge aufnehmen, dazulernen und noch fitter werden. Das ist mir mit der Zeit gelungen und dann habe ich auch immer mehr Spielzeit bekommen.

Seit dem 14. Spieltag waren Sie in jedem Spiel von Anfang an dabei und sind zum absoluten Stammspieler der Jahnelf geworden. Wie haben Sie sich diesen Platz erkämpft?
Al Ghaddioui: Die Rückmeldung vom Trainer hat mir sehr geholfen. Er hat mir gesagt, was schon gut ist und was noch besser werden muss. Dadurch habe ich mich immer weiter verbessert.

Was ist denn der Hauptunterschied zwischen der 2. Bundesliga und der 3. Liga?
Al Ghaddioui: Die Liga ist körperlich stärker und die Spielgeschwindigkeit ist deutlich höher - insgesamt ist alles einfach ein ganzes Stück intensiver. Spielerisch gibt es gar keine großen Unterschiede.

"Könnte ich in die Zukunft sehen, würde ich Lotto spielen"

Hätten Sie es sich zu Ihrer Regionalliga-Zeit vorstellen können, dass Sie ein paar Jahre später Stammspieler in der 2. Bundesliga sind?
Al Ghaddioui: Ich habe gar nicht so weit gedacht. Wenn ich in die Zukunft sehen könnte, würde ich Lotto spielen. (lacht) Grundsätzlich habe aber ich schon eine positive Grundhaltung und habe schon daran geglaubt, auch höher spielen zu können.

Beim Jahn sind Sie inzwischen richtig angekommen. Sind Sie mit Ihrer Ausbeute von vier Toren und vier Vorlagen zufrieden?
Al Ghaddioui: Es geht immer besser. Ich habe auch einige Großchancen liegengelassen. Ich denke, es war ein Auf und Ab.

Wie viele Tore haben Sie sich diese Saison vorgenommen? Irgendeine Zielsetzung?
Al Ghaddioui: Nein, das habe ich nicht. Ich will mich immer selbst überbieten, da ich aber in der 2. Liga noch keine Marke habe, kann ich hier befreit aufspielen (lacht).

Wie zufrieden sind Sie eigentlich mit Ihrer eigenen Entwicklung?
Al Ghaddioui: Ich bin schon sehr zufrieden, denn ich habe hier sehr viel gelernt und mich an das höhere Niveau der Liga angepasst.

Das sagt Al Ghaddioui zum Thema Nationalmannschaft

Dem Jahn fehlen noch zehn Punkte bis die magischen 40 Zähler, die für gewöhnlich zum Klassenerhalt reichen, erreicht sind. In zwölf Partien sollte das doch locker zu schaffen sein, oder?
Al Ghaddioui: Also locker wird es sicherlich nicht, dafür ist die 2. Bundesliga zu stark. Viele Mannschaften haben noch Angst, unten in den Keller zu rutschen, auf der anderen Seite aber auch Hoffnung, oben mitspielen zu können. Geschenkt bekommt man in der Spielklasse nichts, Erfolg und Misserfolg liegen ganz eng beieinander. Wir haben jetzt beispielsweise in den vergangenen drei Partien kein Tor erzielt...

...bittere Spiele vor allem für einen Stürmer...
Al Ghaddioui: Das stimmt. Wenn keine Tore fallen, verantworten das zuerst einmal die Stürmer. Ich sehe das aber nicht dramatisch. Auf der einen Seite hatten wir vielleicht ein wenig Pech, auf der anderen Seite war auch der Abschluss mal einfach nicht gut. Irgendwann geht aber auch mal wieder ein Ball rein, der in anderen Spielen vielleicht nicht im Tor gelandet wäre.

Am Sonntag empfängt der SSV Jahn den Spitzenreiter Hamburger SV. Welche Erinnerungen haben Sie noch an das sensationelle 5:0 im Hinspiel in Hamburg?
Al Ghaddioui: Das war ein Tag, an dem einfach alles geklappt hat und fast jeder Schuss drin war. Auch wenn ich nur wenige Minuten spielen durfte, ein Einsatz vor über 40.000 Zuschauern im Hamburger Stadion, das war schon eine super Atmosphäre und ein sensationeller Tag.

Sehen die Jahn-Fans am Sonntag wieder einmal ein Al Ghaddioui-Tor?
Al Ghaddioui: Am liebsten würde ich diese Frage natürlich mit 'Ja' beantworten, aber es wird ein brutal schweres Spiel. Der HSV hat bestimmt auch noch das Hinspiel im Kopf, wir müssen den Ball flachhalten.

In Ihrer Zeit bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund wurden Sie schon einmal für das vorläufige Aufgebot der marokkanischen Nationalmannschaft berufen. Haben Sie noch das Ziel Nationalmannschaft?
Al Ghaddioui: Marokko hat viele richtig gute Spieler aus Top-Ligen. Natürlich wäre ich nicht abgeneigt und würde mich mega freuen, wenn sich mir diese Chance noch bieten würde. Im Moment gibt es aber keinen Kontakt zum Verband.