Von wegen girly

Schnuppertag als Informatikerin oder Erzieher


Jungen können beim Boys Day typische Frauenberufe ausprobieren.

Jungen können beim Boys Day typische Frauenberufe ausprobieren.

Von Redaktion idowa

Hamburg. (dpa) Mal einen Tag lang nicht zur Schule gehen - sondern etwas anderes ausprobieren. Das geht am 26. April ganz offiziell. Denn es ist mal wieder Girls' Day. Und Boys' Day. Ein Tag, um ins Berufsleben zu schnuppern. Ohne Verpflichtung, ohne Tests. Nur eine Voraussetzung gibt es: Mädchen sollen etwas machen, das nicht girly ist. Und Jungs sollen sogenannte Frauenberufe testen.


Was das sein soll? Bei der Berufswahl sind viele Mädchen und Jungen etwas einfallslos: Jedes Jahr wieder suchen sich Tausende Mädchen einen Job aus, den viele andere Mädchen auch wollen oder den viele Frauen typischerweise machen. Erzieherin ist so ein Beispiel. Oder Verkäuferin, Friseurin, Bürokauffrau. Oder kennt ihr einen Erzieher oder einen Sekretär? Eben. Bei den Jungs ist es das Gleiche: KFZ-Mechaniker ist hoch im Kurs, aber kaum einer denkt darüber nach, Erzieher zu werden. Viele Unternehmen wollen das gern ändern. Ein Grund: Wenn Jungs mal in sogenannten Frauenberufen arbeiten und Mädchen in typischen Männerberufen, haben sie oft gute Ideen. In Studien kam zum Beispiel heraus, dass Mädchen oft schnell eine Idee haben, wie technische Dinge benutzerfreundlicher werden können. Und männliche Erzieher finden viele gut, weil die Kinder im Kindergarten dann nicht den ganzen Tag nur Frauen um sich haben.

Ein anderer Grund: In einigen Berufen suchen Firmen händeringend Leute und finden zu wenige Lehrlinge. Weil seit einigen Jahren weniger Kinder geboren wurden, wird das in Zukunft Prognosen zufolge noch extremer. Vor allem Firmen, die Techniker, Ingenieure oder Naturwissenschaftler brauchen, sorgen sich - und rühren seit Jahren die Werbetrommel. Zunehmend wollen sie auch Mädchen, die solche Berufe bisher seltener als Jungs anstreben, gewinnen. Überzeugen wollen sie sie zum Beispiel am Girls' Day.

Bei Christina Bussek hat das geklappt. Die 22-Jährige verbrachte vor acht Jahren einen Girls' Day bei einer Computer-Firma. "Eine Mitarbeiterin hat uns rumgeführt und gesagt, dass Mädchen da Chancen haben. Das hat mich unheimlich ermutigt", erzählt sie. "Mein Vater und mein Bruder sind Fachinformatiker. Ich fand das spannend, wurde aber irgendwie immer belächelt." Nach vier weiteren Praktika ging Bussek im vergangenen Herbst zur Telekom und begann eine Ausbildung zur Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung. "Wo ich arbeite, sind meist Männer. Das fällt schon auf. Aber ich werde behandelt wie die anderen auch", sagt sie.

650 Plätze bietet die Telekom in diesem Jahr zum Girls' Day deutschlandweit zum Schnuppern für Mädchen an. "Es geht natürlich auch darum, dass wir die Mädchen kennenlernen und schauen, ob sie zur Telekom passen", sagt Dennis Dennert, der sich als Sprecher der Firma mit um den Girls' Day kümmert. Aus ähnlichen Gründen veranstaltet auch der Autobauer BMW einen Girls' Day. "Man muss schauen, dass man die besten Bewerberinnen und Bewerber bekommt", sagt Jochen Müller, der Sprecher für das BMW-Werk in Leipzig. Manchmal wird der Schnuppertag so dann doch zum kleinen Test - und für einige zur Eintrittskarte für eine Ausbildung.

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Jungen können beim Boys Day typische Frauenberufe ausprobieren.

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Die 22jährige Christina Bussek ist Auszubildende bei der Deutschen Telekom. Beim Girls' Day lernte sie ihren Ausbildungsberuf Fachinformatikerin kennen.