Volleyball

Hachings Erstliga-Rückkehr: Wie vor 20 Jahren


Mihai Paduretu war bis 2014 Trainer der Hachinger Volleyballer. Nun führt er den Club als Geschäftsführer zurück in die 1. Liga.

Mihai Paduretu war bis 2014 Trainer der Hachinger Volleyballer. Nun führt er den Club als Geschäftsführer zurück in die 1. Liga.

In Unterhaching wird auch kommende Saison Erstliga-Volleyball gespielt. Mit einem Mini-Budget und vielen jungen Talenten geht der Club an den Start.

Die Volleyball-Bundesliga verbreitete am vergangenen Donnerstag eine Meldung, die in der Volleyball-Welt einschlug. Im positiven Sinne. In Unterhaching wird auch in der kommenden Saison Erstliga-Volleyball gespielt. Der TSV Unterhaching erhält nachträglich die Lizenz dafür, nachdem Liga-Vorstand und Erstliga-Clubs jeweils einstimmig zugestimmt hatten. "Mit dem TSV Unterhaching kehrt ein traditionsreicher Standort in die 1. Liga zurück, der in der Vergangenheit einige Erfolge feiern konnte", frohlockte Liga-Präsident Michael Evers.

Nur drei Jahre lang gab es in diesem Jahrtausend bislang keinen Erstliga-Volleyball in Unterhaching. Nachdem der TSV Unterhaching, der später wegen seines Hauptsponsors als Genreali Haching unterwegs war, 2000 aufstieg, sprangen bis 2014 vier Pokalsiege und drei Vizemeisterschaften heraus. Nach dem Ausstieg des Hauptsponsors konnte Haching im Jahr 2014 allerdings nicht weitermachen in Liga eins. Aussagen, das wäre mit einem Mini-Budget weiterhin möglich gewesen, widerspricht der damalige Trainer Mihai Paduretu. Gernerali habe über 90 Prozent des Etats ausgemacht. In den vergangenen drei Jahren gab es das länderübergreifende Projekt "AlpenVolleys" der Standorte Innsbruck und Unterhaching, das nach der zurückliegenden Saison aber für beendet erklärt worden ist.

Kein Absteiger, kein Zeitdruck

Paduretu ist heute immer noch in Unterhaching tätig. Als Geschäftsführer hat er die Rückkehr des TSV Unterhaching, der bislang in der 2. Liga gespielt hat, in die 1. Liga maßgeblich mit angetrieben. "Wir hatten eigentlich weiter für die 2. Liga geplant. Aber dann gab es zunächst lockere Gespräche mit der Liga, die dann immer ernster wurden", blickt er auf die vergangenen Wochen und Monate zurück. Ein wichtiger Punkt für die Rückkehr ist, dass es in der kommenden Saison keinen Absteiger geben wird, wie die Liga gleichzeitig mit Hachings Rückkehr verkündete. "Das war wichtig für uns, denn dadurch haben wir nicht diesen riesigen Zeitdruck, sondern haben zwei Jahre Zeit, um ein Fundament aufzubauen und zu erweitern", erklärt Paduretu.

Denn, das ist dem TSV-Geschäftsführer klar: "Der Sprung von der zweiten in die erste Liga ist sehr groß. Es hat einen Grund, warum in den vergangenen Jahren wenige Clubs aufgestiegen sind. Aber wir wollen das Projekt probieren."

Der 53-Jährige ist seit 1997 in Unterhaching. Erst als Spielertrainer aktiv, entwickelte er Haching später als Coach zu einem der Top-Teams in Deutschland. Nun vergleicht er die Zeit heute mit der vor exakt 20 Jahren, als Unterhaching in die 1. Liga aufstieg. Auch damals ging man mit einer jungen Mannschaft an den Start. "Die ersten fünf, sechs Jahre waren eine ganz schweirige Zeit. Wir haben gekämpft, das Budget zusammenzubekommen, bis dann Generali kam."

Viele Riesen als Gegner

Wenn Paduretu an die damaligen 14 Erstliga-Jahre zurückdenkt, dann bleibt ihm vor allem eine Partie in Erinnerung. Sogar das Datum weiß er noch ganz genau. Es war der 30. Dezember im Jahr 2008. Die Hachinger hatten damals im Pokal-Halbfinale den VfB Friedrichshafen zu Gast in ihrer Halle. Friedrichshafen war zuvor acht Mal in Folge Pokalsieger gewesen und hatte in neun der elf vorangegangenen Spielzeiten die Meisterschaft gewonnen. In der Saison zuvor gewann der VfB alle 22 Spiele in der Hauptrunde, gab nur acht Sätze ab und marschierte in den Playoffs ungeschlagen zum Titel. "Damals galt Friedrichshafen quasi als unbesiegbar", blickt Paduretu zurück. Doch dann kam Haching und warf die Gäste mit einem 3:1-Sieg aus dem Pokal. Am Ende der Saison holte Haching zum ersten von vier Malen den Pokal. "Ein ganz großes Highlight", blickt Paduretu zurück.

Damals hat der Underdog aus Unterhaching den Riesen aus Friedrichshafen geschlagen und war über sich hinausgewachsen. In der kommenden Saison wird es in der 1. Liga im Vergleich zur Unterhachinger Mannschaft ganz viele Riesen geben. Mit einem "Mini-Budget", bestätigt Paduretu, werden die Hachinger an den Start gehen. Zahlen nennt oder bestätigt er keine. Laut "Süddeutscher Zeitung" soll das Budget allerdings nur knapp über dem Mindestbudget für Erstligisten von 250.000 Euro liegen.

Ist Haching wettbewerbsfähig?

Stellt sich die Frage, ob die Mannschaft damit überhaupt wettbewerbsfähig sein kann. "Es wird anfangs sicherlich sehr schwer sein", weiß auch Paduretu. "Ziel ist es, dass sich die Jungs weiterentwickeln." Wer diese Jungs sind, die für Haching auf dem Feld stehen sollen, will Paduretu auch noch nicht verraten. Unterschrieben sei noch nichts, sagt er. Vollzugsmeldungen soll es nach und nach geben. Dem Kader sollen auch einige Spieler aus dem Zweitliga-Team angehören, darunter wohl auch Paduretus Sohn Eric. Dieser ist Zuspieler, genauso wie es Patrick Steuerwald war. Der ehemalige Nationalspieler beendete 2019 seine Karriere und war vergangene Saison Co-Trainer in Friedrichshafen. Nun wird er dem Hachinger Trainerteam angehören.

Wird dem Hachinger Trainerteam angehören: Patrick Steuerwald. (Foto: imago)

Wird dem Hachinger Trainerteam angehören: Patrick Steuerwald. (Foto: imago)

Paduretu bezeichnet die Mannschaft, die er bauen will, als "junge und leistungsorientierte Truppe." 90 Prozent der Mannschaft soll aus Jugend bestehen, mit der einen oder anderen Säule. Mehr kann und will man sich in Unterhaching derzeit auch nicht leisten. "Wir werden keine Schulden machen, das haben wir hier noch nie gemacht", betont Paduretu.

Erstligaspieler an der S-Bahn und im Cafe

Mit dem Slogan "local heroes" wollen die Hachinger antreten. "Das unterstreicht, dass wir den Weg aus Generali-Haching-Zeiten fortschreiten wollen", sagt Bernhard Eiter, zuständig fürs Marketing. "Damals wurden aus jungen, hungrigen Spielern im Laufe der Zeit 15 Nationalspieler geformt. Wir setzen auf junge Spieler aus der Region und ein familiäres Umfeld. Es soll wieder möglich sein, die Erstligaspieler vor Ort in Unterhaching an der S-Bahn, beim Bäcker oder im Cafe zu treffen."

Sportlich wie finanziell will man in den nächsten Jahren wachsen. Anders als bis zum Erstliga-Ende 2014 will man sich dabei aber nicht mehr von einem Sponsor abhängig machen. "Es ist gesünder, mehrere Sponsoren zu haben", sagt Paduretu. "Das war uns auch immer bewusst." Nur, stellt er als Frage in den Raum: "Was machst du, wenn dir ein Sponsor eine siebenstellige oder hohe sechsstellige Summe anbietet?" Diese Frage stellt sich aktuell nicht. Da die Sponsoren ihr Engagement erhöht haben, was Paduretu in der schwierigen Corona-Zeit eine Menge Respekt abnötigt, können sie überhaupt wieder Erstliga-Volleyball am Standort Haching anbieten. Und das ist erst einmal Grund genug zur Freude.