Gift im Champagner in Weiden

Tödlicher Schampus: Es war Ecstasy


Absperrband der Polizei ist vor einem Lokal in der Innenstadt angebracht. Nach einem Restaurantbesuch ist ein 52-Jähriger möglicherweise an einer Vergiftung gestorben. Sieben weitere Personen seien verletzt worden, einige sogar schwer, teilte die Polizei am 13. Februar mit.

Absperrband der Polizei ist vor einem Lokal in der Innenstadt angebracht. Nach einem Restaurantbesuch ist ein 52-Jähriger möglicherweise an einer Vergiftung gestorben. Sieben weitere Personen seien verletzt worden, einige sogar schwer, teilte die Polizei am 13. Februar mit.

Von Christine Ascherl

Das Ergebnis zum Inhalt der Flasche, die zum Tod eines 52-Jährigen in Weiden geführt hat, steht fest. Leitender Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer hat bestätigt, dass es sich bei der Substanz in der Flasche um die chemische Substanz MDMA handelt, landläufig als Ecstasy bezeichnet. Der Fokus der Ermittler liegt nun auf der Herkunft der Champagnerflasche. "Der Vertriebsweg wird genau ausgeleuchtet", sagte Schäfer. Es werde geprüft, ob beziehungsweise wo oder von wem die Flasche manipuliert wurde. Es wäre durchaus möglich, eine Flasche zu öffnen, die Drogen einzufüllen und die Flasche wieder so zu verschließen, dass es nicht auffällt. Der Hersteller sei bislang noch nicht kontaktiert worden, so Schäfer.

Zur Dating-Show sollte angestoßen werden

Nach Recherchen von Oberpfalz-Medien war die Magnumflasche Moët et Chandon extra für diesen Abend gekauft worden. Sie soll auf ganz legalem Weg erworben worden sein. Im Lokal hatten Stammgäste für einen besonderen Anlass reserviert: Zur Runde gehörte ein Regensburger, der Kandidat der RTL-Datingshow "Take me out" war. Gemeinsam sah man sich die Aufzeichnung ab 23.45 Uhr an, tanzte und feierte - und wollte dann mit Champagner anstoßen.

Um 0.30 Uhr ging der Notruf bei der Leitstelle ein. Wie bekannt hatte die Chefin des Restaurants den Champagner zum Tisch gebracht. Die Drei-Liter-Flasche (kostet im Einkauf rund 330 Euro) war dort geöffnet und entkorkt worden, die Gläser wurden gefüllt, acht Personen nahmen einen Schluck - alle litten sofort an heftigen Vergiftungserscheinungen wie Krampfanfällen. Manche lagen am Boden. Ersthelfer trugen Betroffene hinaus auf den Unteren Markt. Ein 52-Jähriger starb innerhalb kürzester Zeit. Sein Leichnam wurde am Montag in der Rechtsmedizin in Erlangen obduziert.

Hinweise auf Gewalteinwirkung gibt es wie erwartet nicht. Das Ergebnis der toxikologisch-chemischen Untersuchung steht noch aus. Sechs Gäste und die Wirtin (zwischen 33 und 52 Jahre alt) mussten zum stationären Aufenthalt in Kliniken der Oberpfalz gebracht werden. Unter den Verletzten war auch der Kandidat der Show, der ein guter Freund des Verstorbenen war. Wie Polizeioberkommissar Claus Feldmeier, Sprecher des Polizeipräsidiums Regensburg, am Montag mitteilte, sind alle Betroffenen inzwischen außer Lebensgefahr. Zwei Personen konnten das Krankenhaus schon verlassen.

Die Kriminalpolizei Weiden hat eine Soko gegründet, die laut Polizeisprecher Feldmeier mit "starkem Personaleinsatz" ermittelt. Die Ermittlungen hat die Kriminalpolizei Weiden unter enger Abstimmung mit Staatsanwalt Richard Caja von der Staatsanwaltschaft Weiden übernommen.

Ein Labor hat die Flasche chemisch untersucht. Das Ergebnis: In der Flasche befand sich die chemische Substanz MDMA (Ecstasy). Zur Unterstützung der Untersuchungen ist das Rechtsmedizinische Institut der Universität Erlangen eingebunden. Es wurde zudem Kontakt zum Bayerischen Landeskriminalamt aufgenommen.

Solche Flaschen sind ein beliebtes Drogenversteck

Flüssiges Ecstasy statt Champagner? Es wäre tatsächlich nicht das erste Mal, dass Champagnerflaschen als Drogenversteck dienen. Französische Zöllner stoppten 2014 ein Auto in Burgund, in dessen Fußraum zwei Champagnerflaschen lagerten. Der Inhalt war den Beamten suspekt, sie schickten die Flaschen zur Analyse ein. Ergebnis: In die Flaschen war flüssiges Ecstasy eingefüllt, das geschmuggelt werden sollte. Ein ähnlicher Fall 2019 in Australien: Dort fanden Beamte der Grenzpolizei in Sydney eine Kiste Schampus. Die Flaschen enthielten keinen Champagner, sondern "liquid ecstasy", flüssiges MDMA. Die Ware war aus den Niederlanden, Deutschland und Frankreich nach Australien verschifft worden.

Oberbürgermeister Jens Meyer (SPD) war am Sonntagvormittag persönlich vor Ort. "Heute ist ein tieftrauriger Tag für Weiden. Meine Gedanken sind bei dem Verstorbenen und mein aufrichtiges Beileid und tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie, allen Angehörigen und Freunden." In Gesprächen mit der Feuerwehr und der Kriminalpolizei sei ihm bestätigt worden, dass derzeit keine weitere Gefahr für die Bürger der Stadt bestehe.

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Spurensicherer sind am Sonntagvormittag vor und in einem Restaurant in der Weidener Altstadt unterwegs, um Hinweise auf wenige Stunden zuvor aufgetauchte Vergiftungserscheinungen bei acht Menschen zu finden.

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Die Untersuchungen laufen. Noch ist unklar, wie die Droge in den Champagner kam.

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In diesem Lokal in Weiden in der Oberpfalz wurde ein 52-Jähriger möglicherweise vergiftet - mit Ecstasy in einer Champagner-Flasche, wie inzwischen bekannt wurde.