Umstrittenes Corona-Schreiben

Rudolf Voderholzer teilt Kritik der Bischofskonferenz


Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg. Foto: Armin Weigel/dpa/Archivbild

Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg. Foto: Armin Weigel/dpa/Archivbild

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

Ein Schreiben mehrerer kirchlicher Würdenträger, in dem die Corona-Beschränkungen scharf kritisiert werden, hat am Wochenende für viel Aufsehen gesorgt. Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehört auch Gerhard Ludwig Müller, deutscher Kardinal und früherer Bischof von Regensburg. Sein Nachfolger Rudolf Voderholzer und die Deutsche Bischofskonferenz distanzieren sich ungewohnt deutlich.

Der Aufruf trägt den Titel "Veritas liberabit vos" ("Die Wahrheit wird euch freimachen") und wurde am 7. Mai veröffentlicht. Er versteht sich als "Aufruf für die Kirche und für die Welt - an Katholiken und alle Menschen guten Willens" und setzt sich kritisch mit den Beschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie auseinander. So heißt es darin etwa: "Es sind Tatsachen, dass unter dem Vorwand der Covid-19-Epidemie in vielen Fällen unveräußerliche Rechte der Bürger verletzt und ihre Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt eingeschränkt wurden, einschließlich des Rechts auf Religionsfreiheit, freie Meinungsäußerung und Freizügigkeit."

Und weiter: Man habe Grund zu der Annahme, "dass es Kräfte gibt, die daran interessiert sind, in der Bevölkerung Panik zu erzeugen". Deren Ziel sei, dauerhaft "Formen inakzeptabler Freiheitsbegrenzung und der damit verbundenen Kontrolle über Personen und der Verfolgung all ihrer Bewegungen" durchzusetzen. "Diese illiberalen Steuerungsversuche sind der beunruhigende Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht."

Müller verteidigt Unterschrift

Der Aufruf ist eine Initiative des früheren Päpstlichen Botschafters in den USA, Erzbischof Carlo Maria Vigano. Vigano gilt als erzkonservativer Kritiker von Papst Franziskus. Unterzeichnet wurde der Text aber auch von dem deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Müller war von 2002 bis 2012 Bischof von Regensburg und von 2012 bis 2017 Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre im Vatikan. Gegenüber der "Tagespost" verteidigte er seine Unterschrift: Der Text werde bewusst missverstanden. "Natürlich haben interessierte kirchliche Kreise diesen Vigano-Text benutzt, um daraus Empörungskapital gegen ihre vermeintlichen Gegner zu schlagen. (...) Jeder nennt jetzt jeden Andersdenkenden Verschwörungstheoretiker", so Müller.

Bei der Deutschen Bischofskonferenz stieß der Aufruf auf ungewohnt deutliche Kritik. Georg Bätzing, der Vorsitzende der Konferenz, sagte am Samstag: "Die Deutsche Bischofskonferenz kommentiert grundsätzlich keine Aufrufe einzelner Bischöfe außerhalb Deutschlands. Allerdings füge ich hinzu, dass sich die Bewertung der Corona-Pandemie durch die Bischofskonferenz grundlegend von dem veröffentlichten Aufruf unterscheidet."

Voderholzer geht auf Distanz

Dieser Ansicht ist wohl auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Er veröffentlichte am Montag eine Stellungnahme, wonach er sich die Worte von Georg Bätzing "ausdrücklich zu eigen" mache. Das ist insofern bemerkenswert, als Voderholzer damit auch auf Distanz zu seinem Amtsvorgänger Müller geht. Der Regensburger Bischof verwies außerdem auf frühere Äußerungen von ihm zur Corona-Pandemie. So hatte er etwa im April mit Bezug auf die Corona-Einschränkungen gesagt: "Es ist ein Gebot der Vernunft und der christlichen Nächstenliebe, sich diesen Beschränkungen zu fügen, so schwer es uns allen fällt."