Trennung von Markus Weinzierl

Wolfgang Beller: Plan A heißt Profifußball


Wolfgang Beller würde gerne wieder im Profifußball angreifen.

Wolfgang Beller würde gerne wieder im Profifußball angreifen.

Wolfgang Beller will wieder zurück in den Profifußball. Seine nächste Aufgabe wird er aber ohne seinen langjährigen Weggefährten Markus Weinzierl antreten.

Ein knappes Jahrzehnt waren sie ein festes Duo: Wolfgang Beller und Markus Weinzierl. 2009 begann Weinzierl als Trainer beim damaligen Drittligisten SSV Jahn Regensburg und holte Beller als seinen Co dazu. Es folgte ein steiler Aufstieg, der zu drei Engagements bei den Bundesligisten FC Augsburg, Schalke 04 und VfB Stuttgart führte. Doch nun ist die gemeinsame Zeit vorbei. "Ich will selbst wieder etwas machen", kündigt Beller im Gespräch mit idowa an. Ohne Weinzierl. Warum? Genaue Gründe nennt er nicht. "Wir haben uns zuletzt ein bisschen auseinandergelebt", sagt er. Die gemeinsame Zeit war anfangs mit den Stationen Regensburg und Augsburg sehr erfolgreich, zuletzt gab es aber auf Schalke und in Stuttgart auch zwei Entlassungen.

Doch Beller blickt auf eine unter dem Strich sehr erfolgreiche und schöne Zeit zurück. Der erste große Erfolg des Trainer-Duos war 2012 der Aufstieg mit Jahn Regensburg in die 2. Bundesliga. "Mit einfachsten Mitteln und vielen Problemen im administrativen Bereich haben wir das Maximale herausgeholt", blickt Beller zurück. "Wir hatten tolle Spieler und Charaktere, haben eine verschworene Einheit gebildet und dadurch viele schöne Geschichten erlebt."

Heute, nachdem er zwischenzeitlich bis in die Regionalliga abgestiegen war, spielt der Jahn wieder in der 2. Liga - das dritte Jahr in Folge. Der Verein ist gewachsen und auf einem gutem Weg, sich in der Zweitklassigkeit zu etablieren. Für Beller eine schöne Entwicklung: "Mich freut das sehr. Und ich bin mir auch sicher, dass wir mit unserem Aufstieg damals, mit dem der Stadionneubau angeschoben wurde, die Grundlage für die jüngste Entwicklung geschaffen haben."

Wechsel nach Augsburg: "Von null auf hundert"

Mit dem Erfolg in Regensburg hat sich Weinzierl interessant gemacht für die Bundesliga. Aufsteiger FC Augsburg fragte an und Weinzierl wechselte. Beller folgte ihm. "Das war ein Sprung von null auf hundert. Wir sind mit sehr viel Demut an die Aufgabe rangegangen", sagt Beller. Doch das erste halbe Jahr bei den Schwaben ging mächtig schief. Nur neun Punkte waren auf dem Konto. Eine Situation, in der wohl die meisten Vereine den Trainer wieder entlassen hätten. "Eigentlich waren wir schon weg und der FC Augsburg in der Wahrnehmung schon abgestiegen", blickt Beller zurück.

Doch dann kam Weltmeister Stefan Reuter als neuer Geschäftsführer zum FCA - und sprach dem Trainerteam das Vertrauen aus. "Er hat intern allen viel Selbstvertrauen zugesprochen", sagt Beller. "Und ab dem Moment war es nur noch eine Erfolgsgeschichte." Am letzten Spieltag gelang der Klassenerhalt, in den Saisons darauf wurde der FCA erst Achter, dann Fünfter. Damit war die erstmalige Europacup-Qualifikation der Vereinsgeschichte eingetütet - und Weinzierl stieg zu einem der begehrtesten deutschen Trainer auf.

Gemeinsam gingen Weinzierl und Beller schließlich zum FC Schalke 04. Noch einmal eine andere Hausnummer im deutschen Fußball als Augsburg oder Regensburg. Nach nur einer Saison mit Platz zehn war zwar wieder Schluss. Trotzdem hat Beller "nur beste Erinnerungen" an die Zeit. "Das ist kein Chaosverein, wie er immer nach außen dargestellt wird, sondern ein ganz, ganz toller Verein. Die Region, die Fans, die Angestellten - da lebt jeder diesen Verein." Beller glaubt auch, dass es nicht nur sportliche Gründe waren, warum es nach einem Jahr nicht weiterging. Denn neben der Bundesliga kam man sowohl in der Europa League als auch im DFB-Pokal zumindest bis ins Viertelfinale.

Entlassung ein "Nackenschlag"

Es war die erste Entlassung für Weinzierl und Beller. Letzterer hat sich danach viel Zeit für Urlaub und die Familie genommen. "Auch als Co-Trainer ist eine Entlassung ein richtiger Nackenschlag und das hat sehr weh getan", sagt er. Aber auch der Fußball blieb nicht auf der Strecke, Beller hat sich zum Beispiel Trainingslager anderer Bundesligisten angeschaut. "Wichtig war, die vorangegangenen Jahre zu reflektieren. Ein guter Trainer muss sich immer hinterfragen, was man hätte besser machen können", findet der 55-Jährige.

Als dann nach dem Start der vergangenen Saison der VfB Stuttgart bei Weinzierl angeklopft hat, ging Beller mit seinem Trainerkollegen wieder mit. "Es war damals die naheliegende, aber im Nachhinein auch die schlechteste Wahl", sagt Beller heute. Denn die Niederbayern konnten die Schwaben nicht mehr in die Spur bringen, wurden noch vor dem Saisonende entlassen und am Ende stand der Abstieg des VfB. "Einige erfahrene Spieler haben die Leistung für die Bundesliga nicht mehr gebracht und die jungen waren mit der Situation überfordert", schätzt Beller ein. Und so war die Abwärtsspirale nicht mehr zu stoppen. Doch Beller blickt keineswegs im Groll zurück: "Es war schwierig, aber Stuttgart ist auch ein toller Verein. Ohnehin habe ich mich bei jeder unserer Stationen wohlgefühlt."

Es gibt einige Erlebnisse, die Beller in den zehn Jahren besonders in Erinnerung geblieben sind. Zum Beispiel der Klassenerhalt am letzten Spieltag im letzten Jahr mit dem FC Augsburg. Oder das "Wunder von Belgrad", als der FC Augsburg im Europapokal-Jahr im letzten Gruppenspiel einen Sieg mit drei Toren brauchte, um weiterzukommen - und in der 90. Minute das 3:1 fiel. "Das sind unvergessliche Momente", sagt er.

"Immer wichtiger, die Herzen der Spieler zu erreichen"

Beller hat aus der Zeit auch einiges mitgenommen. Als Trainer hat er sich weiterentwickelt. Die zwei größten Erkenntnisse? "In Bezug auf den Sport: Du musst die Mannschaften Fußball spielen lassen. Viele haben ein Problem, wenn man zu defensiv denkt. Natürlich muss das Defensivverhalten passen, aber das offensive und fußballerische sollte im Vordergrund stehen", so Beller. Und neben dem Sport? "Egal, was für ein Haifischbecken der Profifußball auch sein mag: Es wird immer wichtiger, die Herzen der Spieler zu erreichen und allen Kaderspielern Wertschätzung entgegenzubringen."

Seit der Entlassung in Stuttgart habe er nicht mehr viel gemacht, sagt Beller. Er sei mal in Augsburg im Stadion gewesen, auch im ostbayerischen Amateurfußball hat er sich Spiele angeschaut. Der Trainer brauchte aber auch Zeit für sich. Denn der Job als Trainer im Profibereich ist sehr zeitintensiv. "Von morgens bis spätabends waren wir eigentlich immer am Trainingsgelände", erzählt er. Vor- und Nachbereitung von Training und Spielen, individuelle Arbeit mit den Spielern, die immer wichtiger wird, und einiges mehr stehen auf dem Plan. Am Sonntagnachmittag ist er meist in die niederbayerische Heimat gefahren, am Montagabend ging es aber auch schon wieder zurück nach Stuttgart.

Zukunftspläne

Vor allem hat sich Beller zuletzt Gedanken gemacht, wie es weitergeht. Was er nun vor hat? Der Profibereich bleibt sein Ziel. Am liebsten wieder als Co-Trainer, aber auch die Arbeit als Scout oder in einem Nachwuchsleistungszentrum würde ihn reizen. Er könne sich gut vorstellen, unter einem jungen Cheftrainer als "Co" zu arbeiten.

Zur Winterpause würde Beller gerne wieder angreifen, spätestens im Sommer will er einsteigen. Dass es nicht einfach ist, im Profibereich unterzukommen, weiß der Übungsleiter freilich. Zu lange war er selbst in dem Geschäft, als dass er nicht wüsste, dass auch die Beziehungen eine wichtige Rolle spielen. Sollte sich bis zum Sommer kein entsprechendes Engagement ergeben, kann sich Beller auch gut vorstellen, wieder als Cheftrainer im höherklassigen Amateurbereich, in der Regional- oder Bayernliga, zu arbeiten. Das wäre aber nur Plan B. Plan A heißt Profifußball.

Egal wohin es ihn zieht, es wird nach zehn Jahren Bellers erste Station sein, die er nicht gemeinsam mit Markus Weinzierl antritt. Ob das ungewohnt sein wird? "Auf alle Fälle", sagt Beller. Eine so lange gemeinsame Zeit prägt. "Wir haben sportlich wie privat viele tolle Momente gemeinsam erlebt." Aber Bellers Blick geht auch nach vorne. Probleme, sich in einem anderen Trainerteam einzubringen, werde er nicht haben. "Dafür bin ich zu sehr Teamplayer."