Tradition in der Krise

Corona und das Maibaumaufstellen in Ostbayern


Die Corona-Krise stellt auch das traditionelle Maibaumaufstellen in Bayern vor Herausforderungen.

Die Corona-Krise stellt auch das traditionelle Maibaumaufstellen in Bayern vor Herausforderungen.

Von Redaktion idowa

Zu einer der beliebtesten Traditionen zählt in ganz Bayern das Maibaumaufstellen. Doch dieses Jahr macht das Coronavirus dem Brauch einen Strich durch die Rechnung. Nahezu nirgends werden heuer Maibäume aufgestellt. Ein Überblick für einige Städte in Ostbayern.

Am 1. Mai stellen traditionell viele Vereine in Dörfern, Ortsteilen und Städten Maibäume auf. Meist wird der Brauch mit Festen im Ortszentrum verbunden. Viele Menschen kommen zusammen und feiern. Dieses Jahr allerdings sorgt die Corona-Pandemie dafür, dass der Brauch vielerorts ausfällt. Wird es also heuer gar keine neuen Maibäume auf den Plätzen geben? So handhaben einige ostbayerische Städte das Maibaumaufstellen.

Deggendorf: Menschen freuen sich über etwas "Normalität"

Deggendorf trotzt der Krise rund um das traditionelle Maibaumaufstellen. Gerade in diesen außergewöhnlichen Corona-Zeiten freuen sich die Menschen über etwas "Normalität", heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Darum wurde der Brauch in Deggendorf auch dieses Jahr eingehalten und der Maibaum wie gehabt am Oberen Stadtplatz aufgestellt. Beim Aufstellen selbst ging die Stadt aber nicht "ganz so traditionell" vor. Dieses Jahr wurde der Baum nämlich nicht per Hand mithilfe der langen Holzstangen aufgerichtet, sondern mithilfe eines Krans. Mit 14 Zunftzeichen geschmückt steht die 22,50 Meter hohe Fichte mit einem Durchmesser von 45 Zentimetern nun wieder am Oberen Stadtplatz.

Maibaum in Deggendorf am Oberen Stadtplatz: Auch in Zeiten von Corona wird in Deggendorf ein Maibaum aufgestellt.

Maibaum in Deggendorf am Oberen Stadtplatz: Auch in Zeiten von Corona wird in Deggendorf ein Maibaum aufgestellt.

Zwiesel: Baum wird heimlich aufgestellt

"Wir lassen uns vom Coronavirus unser Brauchtum nicht zur Gänze nehmen", sagt der Zwieseler Bürgermeister Franz Xaver Steininger. Deshalb wird auch in Zwiesel in diesem Jahr ein Maibaum aufgestellt. "Wir werden den Maibaum in diesem Jahr unspektakulär, unkompliziert und ohne das übliche Fest aufstellen. So viel Traditionsbewusstsein muss auch in Krisenzeiten sein."

Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen in Bayern werde man den Baum aber nicht bewachen. Wer den Baum stiehlt oder versucht, zu stehlen, wird angezeigt, warnt Steininger potentielle Maibaumdiebe. Es sei eine gesetzlich geregelte Notwendigkeit, solche Dinge im Moment zu unterlassen.

An welchem Tag oder zu welcher Uhrzeit der Baum aufgestellt wird, will die Stadt aus Sicherheitsgründen nicht bekannt geben. Ein kleines Trostpflaster für die Bürger gibt es dennoch: Das Aufstellen wird gefilmt und auf der Webseite der Stadt und den sozialen Medien hochgeladen.

Cham: Baum wird mit Kran aufgestellt

Auch in Cham wird ein Kran nach Informationen der Chamer Zeitung den Baum in die Höhe hieven. Aufgestellt werden soll demnach ohne das Beisein von Besuchern und ohne Fest. Diese Vorgehensweise funktioniere wohl für die Kreisstadt, für kleinere Städte wie Viechtach aber offensichtlich nicht.

Viechtach: Stadt verzichtet auf Maibaum

"Das ist ein besonderes Jahr, das besondere Maßnahmen verlangt, so schwer es auch ist und so schön das Maibaumaufstellen immer war, sei es in der Stadt selbst als auch in Schlatzendorf, Blossersberg oder Wiesing", sagt der Viechtacher Bürgermeister Franz Wittmann. Darum will die Stadt heuer auf einen Maibaum verzichten.

Es gebe klare Vorgaben und darüber seien auch die Vereine informiert. "Und was hätte das mit Tradition zu tun, wenn man den Maibaum unter Ausschluss der Öffentlichkeit und mit einem Kran aufstellt?", fragt Wittmann. Er hofft nächstes Jahr auf ein Maibaumaufstellen, "wie man es gewohnt ist, mit Trachtenverein und Musik und allem, was dazu gehört".

Straubing/Regensburg: Kein offizielles Aufstellen geplant

In Straubing selbst wird ohnehin kein Maibaum aufgestellt, sagt Christian Kirschner von der Stadt. Was die Stadtteile allerdings betrifft, verweist er auf die Zweite Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung, nach der Versammlungen und Veranstaltungen generell in Bayern bis vorerst 3. Mai untersagt sind. Sonderregelungen seien nicht vorgesehen und gebe es daher auch in Straubing nicht. Das betreffe also auch die Stadtteile, in denen Vereine die Durchführung des Brauchs für gewöhnlich organisieren.

In Regensburg wird es heuer wohl auch keine Maibäume geben. Denn auch beim Maibaumaufstellen handelt es sich in diesem Jahr um eine Veranstaltung, die aufgrund der Corona-Vorschriften nicht zulässig ist, sagt Juliane von Roenne-Styra, Pressesprecherin der Stadt. Pläne, die Bäume heimlich aufzustellen, um Menschenansammlungen in den Stadtteilen zu vermeiden, seien der Stadt nicht bekannt.