Tierwohl in Bayern

Wenig Kontrollen, viele Beanstandungen


Bayerische Ställe werden im Durchschnitt nur alle 48 Jahre kontrolliert, betont die Grünen-Agrarexpertin Rosi Steinberber. (Symbolbild)

Bayerische Ställe werden im Durchschnitt nur alle 48 Jahre kontrolliert, betont die Grünen-Agrarexpertin Rosi Steinberber. (Symbolbild)

Von dpa

In Bayerns Ställen wird wenig kontrolliert. Dafür wird sehr viel beanstandet. So sind etwa 40 Prozent aller kontrollierten Schweinehaltungen nicht einwandfrei. Die Grünen wollen daher mehr und bessere Kontrollen.

In den Ställen bayerischer Bauernhöfe geht es beim Tierwohl häufig nicht mit rechten Dingen zu. Im Jahr 2021 seien Verstöße bei Tierschutzkontrollen in etwa 41 Prozent der Schweinehaltungen und etwa 40 Prozent der Kälberhaltungen festgestellt worden, teilte das Umweltministerium in München auf Anfrage der Grünen mit. Bei Legehennenhaltungen sei es in 15 Prozent der Kontrollen zu Beanstandungen gekommen, bei Masthühnern in 19 Prozent der Fälle. Bei den sonstigen erfassten Tierhaltungen, zu denen auch Rinderhaltungen gehören, seien 38 Prozent der kontrollierten Betriebe beanstandet worden.

"Beanstandet werden hier beispielsweise Mängel bei der Versorgung mit Futter und Wasser oder auch zu wenig Platz pro Tier", sagte die Grünen-Agrarexpertin im Landtag, Rosi Steinberger. "Das Erschütternde daran ist, dass bayerische Betriebe im Durchschnitt nur alle 48 Jahre kontrolliert werden", betonte sie unter Berufung auf Zahlen der Bundesregierung aus dem Jahr 2018.

Die Grünen hatten bereits zuvor ein Ende der Massentierhaltung in Bayern gefordert. "Wir müssen von unseren hohen Tierzahlen in Bayern runter und wir müssen besseres Fleisch erzeugen", sagte deren Sprecher für Tierwohl, Paul Knoblach, im Bayerischen Rundfunk. Dies solle durch staatliche Hilfen an die Bauern ermöglicht werden.

Grüne würden mit ihrer Forderung Realität der Landwirtschaft verkennen

Dies wiederum wurde von den Freien Wählern kritisiert. Die Grünen in Bayern agierten weltfremd und an der über Jahrhunderte gewachsenen Landwirtschaft in Bayern vorbei. Mit ihrer Forderung zum Ende der Massentierhaltung würden sie die Realität der Landwirtschaft im Freistaat verkennen - die kleinbäuerlichen Strukturen im ländlichen Raum. "Dort findet sich sicher keine Massentierhaltung, sondern vielmehr ein respektvoller Umgang mit Nutztieren", sagte der Vorsitzende des Agrarausschusses im Landtag, Lepold Herz (Freie Wähler).

Den Grünen zufolge führen allerdings derzeitige Haltungsbedingungen oft zur Überforderung von Tieren. Sie verletzten sich teils gegenseitig, erkrankten durch schnelles Wachstum oder hohe Milchleistung, durch harte Liegeflächen oder unhygienische Bedingungen. "Leider sind das oft Probleme, die das Wohlbefinden der Tiere deutlich beeinflussen", sagte Steinberger. "Eine Überbelegung der Ställe oder drastische Hygienemängel sind auch für Tiere eine immense Belastung." Schon die Mindestanforderungen würden häufig nicht eingehalten. Und diese reichten für eine wirklich tiergerechte Haltung oft gar nicht aus.

"Bei so seltenen Kontrollen und so hohen Beanstandungsquoten müssen wir von vielen Tierschutzverstößen ausgehen, die bis heute nicht entdeckt sind", sagte die Grünen-Politikerin. "Dabei würden manche Betriebe vielleicht einfach nur Unterstützungsangebote durch landwirtschaftliche Beratung brauchen." Sie warf der Staatsregierung in dieser Frage "Versagen auf ganzer Linie" vor.

"Die Zahlen zeigen, dass die Staatsregierung kaum etwas dafür tut, um effektive Tierschutzkontrollen sicherzustellen. Wir brauchen deutlich mehr Personal in den zuständigen Veterinärämtern und eine genaue Datenerfassung, damit wenigstens die Mindestanforderungen beim Tierschutz eingehalten werden", forderte Steinberger. Bayern brauche häufiger und bessere Kontrollen zum Tierschutz.