Vergewaltigung in Regensburg

So kam die Polizei dem Tatverdächtigen auf die Spur


Präsentieren die vorläufigen Ergebnisse (von links): Staatsanwalt Sebastian Stitzinger, Polizeivizepräsident Thomas Schöniger und Kriminalrat Andreas Rußwurm.

Präsentieren die vorläufigen Ergebnisse (von links): Staatsanwalt Sebastian Stitzinger, Polizeivizepräsident Thomas Schöniger und Kriminalrat Andreas Rußwurm.

Ein Mann soll im November 2020 einer Studentin im Regensburger Donaupark eine Schusswaffe vorgehalten und sie vergewaltigt haben. Nach zwei Jahren Fahndung und einem DNS-Reihentest meldet die Polizei nun: Sie haben einen Tatverdächtigen. Wir haben über die Pressekonferenz von Staatsanwaltschaft Regensburg und Polizeipräsidium Oberpfalz live im Ticker berichtet.

Das Wichtigste in Kürze

  • der Festgenommene ist ein 33-jähriger Madagasse, der von 2018 bis 2022 in Regensburg gewohnt hatte
  • die DNS aus Speichel des Verdächtigen stimme "zweifelsfrei" mit DNS aus einer Spermaspur auf der Hand eines Opfers überein
  • er sei am 6. Januar in Thüringen, seinem neuen Wohnort, festgenommen worden
  • dort sei er in Haft, schweige zu den Vorwürfen. Es gilt die Unschuldsvermutung

16.15 Uhr: In der Pressemitteilung informiert das Polizeipräsidium über einen vierten Missbrauchs-Fall im Zusammenhang mit der Festnahme des Tatverdächtigen. Mehrere Wochen nach der Vergewaltigung am 2. November meldete sich eine 24-jährige Frau bei der Regensburger Polizei, dass sie bereits am 26. Oktober von einem Unbekannten im Bereich Münzerweg und Dr.-Leo-Ritter Straße angesprochen, mit vorgehaltener Waffe bedroht und unsittlich berührt worden sei. Die Polizei prüft auf Anfrage unserer Mediengruppe nun einen möglichen Zusammenhang mit den anderen Taten. Sollte es sich um einen gleichen Täter handeln, wäre es die erste bekannte Tat des Angreifers gewesen. Der Fall vom 26. Oktober ist aber nicht Teil des Haftbefehls gegen den Tatverdächtigen. Ebenfalls, erklärt Polizeisprecher Florian Beck, werden nun alle Sexualstraftaten aus dieser Zeit auf einen möglichen Zusammenhang mit dem Tatverdächtigen geprüft.

14.28 Uhr: Die Pressekonferenz ist beendet.

14.27 Uhr: Am 5. Januar 2023 dann der erlösende Anruf aus dem Landeskriminalamt: Übereinstimmung. "Somit hatten wir endlich den dringenden Tatverdacht”, sagt Rußwurm. Am selben Tag seien zwei Beamte nach Thüringen gefahren und hätten Kontakt mit der Kriminalpolizeiinspektion Gotha aufgenommen. Der Tatverdächtige ließ sich am 6. Januar widerstandslos festnehmen. Derzeit sei er in Thüringen in Haft, aber man bemühe sich um Überstellung. Rußwurm hofft auf etwas Genugtuung für die Opfer. Das Verfahren habe 24 Leitz-Ordner gefüllt.

14.24 Uhr: Man habe Fahndungsplakate aufgehängt, ein rund um die Uhr besetztes Hinweistelefon eingerichtet. Auch das führte nicht zum Erfolg. Darum habe man den Reihentest organisiert. Von 200 Eingeladenen seien nur 91 erschienen. Die restlichen Personen habe die Polizei jeweils zu Hause aufgesucht, um sie um DNS-Proben zu bitten. Beim zweiten Test wurden 546 Männer eingeladen, 111 erschienen - zu den restlichen rückte die Polizei wieder persönlich aus.

14.21 Uhr: Es habe zwischenzeitlich vorläufige Festnahmen von Verdächtigen gegeben. Allerdings habe sich jeweils schnell herausgestellt, dass die Festgenommenen nicht die Täter sein konnten.

14.19 Uhr: Die Polizei habe den Fluchtweg rekonstruiert, intensiv Spuren gesichert und Bilderdatenbanken nach möglichen Tätern durchsucht. Viele Beamte aus Regensburg, Amberg und Weiden seien den ganzen November über im Dauereinsatz gewesen.

14.18 Uhr: Kriminalrat Andreas Rußwurm spricht von einem außergewöhnlichen Erfolg, der der Polizei mit dieser Festnahme gelungen sei. Es war eine Waffe im Spiel, es handle sich um schwere Tatvorwürfe, Regensburger waren verunsichert - und ein Serientäter sei nicht auszuschließen gewesen. Deswegen habe man schnell eine Ermittlungsgruppe gegründet, die "nahezu zwei Jahre lang nichts anderes gemacht hat, als sich um diesen Fall zu kümmern".

14.16 Uhr: Stitzinger: Die DNS-Ergebnisse des Tatverdächtigen, die dieser freiwillig abgegeben habe, stimmten zweifelsfrei mit den Spuren auf der Hand des Opfers überein. Für den Tatvorwurf sehe das StGB eine Strafe nicht unter fünf Jahren vor. Es gilt die Unschuldsvermutung.

14.14 Uhr: Die Daten aus den DNS-Untersuchungen durften mit den Einwohnermeldedaten der Stadt Regensburg abgeglichen werden, wodurch sich relevante Erkenntnisse ergaben.

14.12 Uhr: Weil die Spur auf keine DNS-Probe in der Polizei-Datenbank passte, habe man einen Reihentest beantragt, erklärt Stitzinger. Wegen der Täterbeschreibung (dunkle Augen, Haare, Haut) lud die Polizei Mitglieder von Integrationsklassen zum Reihentest ein. Zudem wurden einige Männer eingeladen, die sich laut Fahndungsergebnissen im Tatzeitraum in der Nähe des Tatorts aufgehalten hatten.

14.11 Uhr: Man habe regionale Waffenhändler überprüft, um dem Mann durch seine Waffe auf die Spur zu kommen. Genauso wurden Handy-Daten ausgewertet, Anwohner befragt und Video-Aufnahmen ausgewertet. Alles vorerst vergeblich. Erst eine DNS-Spur an der Hand eines Opfers habe der Polizei einen ersten Anhaltspunkt geliefert, berichtet Stitzinger.

14.10 Uhr: Der Mann sei nicht vorbestraft gewesen. Derzeit befinde er sich in Thüringen in Haft und schweige zu den Vorwürfen.

14.10 Uhr: Der mutmaßliche Täter drohte dem dritten Opfer am 2. November im Donaupark, es zu erschießen, sollte die Frau sich nicht auf sexuelle Handlungen einlassen. Die Frau gab den Drohungen des Mannes schließlich nach - aus Furcht, erschossen zu werden, wie Staatsanwalt Stitzinger berichtet.

14.10 Uhr: Staatsanwalt Stitzinger berichtet von den drei Taten. In den ersten beiden Fällen soll der Tatverdächtige zwei Studentinnen in der Altstadt mit einem vorgehaltenen Revolver bedroht haben, um sie zu vergewaltigen. Beim ersten Fall habe er von der jungen Frau abgelassen, weil sie laut um Hilfe geschrien habe. Im zweiten Fall, in der nächsten Nacht, habe er sein Opfer in ein Gebüsch gedrängt - auch sie schrie so lange, bis der Täter von ihr abließ und mit seinem Fahrrad davonfuhr.

14.07 Uhr: Seine Gedanken, sagt Schöniger, "seit den Taten und noch heute", seien bei den Opfern. "Es ist nur schwer zu begreifen, was es bedeutet, wenn jemandem so ein massiver Angriff auf die Intimsphäre widerfährt." Den Geschädigten und ihren Familien wünsche er viel Kraft, um diese schlimmen Vorwürfe zu verarbeiten, und bedanke sich ausdrücklich bei ihnen für ihre Unterstützung.

14.06 Uhr: Schöniger dankt neben Polizei und Staatsanwaltschaft auch den Männern, die sich freiwillig der DNS-Reihentestung gestellt hatten. Deren Proben werden nach dem Direktvergleich vernichtet und "ausdrücklich nicht mit anderen Taten verglichen oder gespeichert". Schöniger: "Viele von Ihnen sahen es als selbstverständlich an, der Polizei bei der Suche nach einem Vergewaltiger zu helfen. Dafür gilt Ihnen meine besondere Anerkennung."

14.04 Uhr: Thomas Schöniger adressiert in seinem Eingangsstatement mehrere Sexualstraftaten gegen Frauen in Regensburg - zwei versuchte und eine vollendete Vergewaltigung. Und: "Vor allem der Umstand, dass die Opfer mit einer Waffe bedroht wurden, schürte verständlicherweise zusätzlich Angst.” Am Dreikönigstag, 6. Januar, habe man "endlich einen dringend Tatverdächtigen" in Thüringen festgenommen. Es handle sich um einen 33-Jährigen mit madagassischer Staatsangehörigkeit. Er habe von 2018 bis 2022 im Regensburger Westen gewohnt und sei im Sommer 2022 nach Thüringen gezogen. Im September 2013 war er nach Deutschland eingereist und verfüge über eine vorläufige Aufenthaltserlaubnis. Die Regensburger Polizei sei durch Rasterfahndung auf den Mann gekommen und habe von Thüringer Kollegen einen Speichelabstrich vornehmen lassen. Diese verglichen mit Spermaspuren von der Vergewaltigung im November 2020 - Treffer, "zweifelsfrei”. Der Haftbefehl wegen des Verdachts einer Vergewaltigung in besonders schwerem Fall sei am Freitag vollzogen worden, der Mann sitze in Thüringen in U-Haft.

14 Uhr: Die Pressekonferenz beginnt. Polizeivizepräsident Thomas Schöniger, Staatsanwalt Sebastian Stitzinger und Kriminalrat Andreas Rußwurm präsentieren die vorläufigen Ermittlungsergebnisse im Konferenzraum des Polizeipräsidiums Oberpfalz.


13.32 Uhr: Welche Antworten erhoffen wir uns?

Bisher unklar ist, ob der nun ermittelte Mann für alle drei Vorfälle verdächtig sein soll. Ebenso, ob er eine echte, scharfe Waffe benutzt hat - und falls ja, wie er sich diese besorgen konnte.

13.26 Uhr: Wie lief die Fahndung ab?

Die Ermittler prüften auch, ob die Vergewaltigung mit zwei weiteren Vorfällen zusammenhängen könnte. In der Vorwoche, am Freitag und Samstag, 30. und 31. Oktober 2020, waren demnach zwei junge Frauen von einem ebenfalls unbekannten Fahrradfahrer mit einer Waffe bedroht worden. In beiden Fällen sei es bei der Bedrohung geblieben. Die Tat vom Freitag ereignete sich kurz nach Mitternacht in der Blauen-Stern-Gasse, die Tat vom Samstag gegen 1.20 Uhr in der Parkanlage zwischen der Dr.-Johann-Maier-Straße und dem Stahlzwingerweg.

Um den Täter zu finden, bot die Polizei 3.000 Euro für entscheidende Hinweise, hängte Fahndungsplakate auf Deutsch, Englisch, Französisch und Arabisch auf. Im Februar 2021 führte die Polizei einen freiwilligen DNS-Reihentest mit etwa 200 Männern durch, im April 2022 einen zweiten mit etwa 500. Getestet wurden Männer, auf die die Täterbeschreibung passte und die in der Tatzeit nahe des Tatorts waren.

Dann diese Woche die Meldung der Polizei: Ein Verdächtiger ist ermittelt und gefasst.

13.20 Uhr: Was war passiert?

Am Montag, 2. November 2020, gegen 21 Uhr fuhr eine 27-jährige Frau mit ihrem Fahrrad im Donaupark im Stadtwesten Regensburgs, als sie plötzlich von einem unbekannten Radfahrer angehalten und in ein Gespräch verwickelt wurde. Mitten im Gespräch, so berichtet es die Polizei, habe der Mann plötzlich eine Waffe auf die Frau gerichtet und sie vergewaltigt. Der Mann flüchtete, die 27-Jährige verständigte zu Hause die Polizei. Eine sofortige Fahndung nach dem Mann verlief jedoch erfolglos. Die Kripo Regensburg gründete eine eigene Ermittlungsgruppe "West" und veröffentlichte am Mittwoch nach der Tat eine Täterbeschreibung.

Demnach war der Mann Anfang 20 bis Mitte 30 Jahre alt, 1,65 bis 1,75 Meter groß, schlank, dunkelhäutig mit dunklen Haaren.