Tatort-Kritik

"Hubertys Rache" aus Köln: Keine erwähnenswerten Vorkommnisse


Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, r) und Freddy Schenk (Dietmar Bär, l) sind am frühen Morgen am Rheinufer mit Rechtsmediziner Dr. Roth (Joe Bausch, kniend) im Einsatz.

Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, r) und Freddy Schenk (Dietmar Bär, l) sind am frühen Morgen am Rheinufer mit Rechtsmediziner Dr. Roth (Joe Bausch, kniend) im Einsatz.

So richtig zünden will er nicht, der "Tatort: Hubertys Rache" aus Köln - auch wenn man aus dem Szenario viel hätte machen können.

Willkommen an Bord unseres gemütlichen Rhein-Ausflugsschiffs. Wir feiern hier die völlige Entschleunigung und Entspannung. Auf unserer Fahrt werden wir die langsamste Drohne der Welt treffen, die zögerlichsten und unschärfsten Scharfschützen Deutschlands und noch so mancherlei Drolliges.

Nehmen Sie sich noch einen Pfefferminztee, die kleine Kölner Krimifahrt geht los: Ein Mann nimmt die Gäste auf besagtem Ausflugsschiff als Geiseln und droht, alles in die Luft zu sprengen. Er, Ex-Lehrer, hatte einst ein Verhältnis mit einer 14-jährigen Schülerin, weshalb er im Gefängnis saß. Nun will er sich an allen rächen, die ihn damals in den Knast gebracht haben. Nun ja. "Glauben Sie", fragt Freddy Schenk denn auch alsbald zu Recht, "Sie können sich mit einer Bombe und Gewaltandrohung reinwaschen?"

Es hätte ein Kammerspiel werden können

Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) geht unter falscher Identität an Bord, Freddy Schenk (Dietmar Bär) regelt die Dinge von Land aus. Aus dieser Idee zu "Hubertys Rache" (Buch: Eva Zahn und Volker A. Zahn, Regie: Marcus Weiler) hätte man vieles machen können. Ein Kammerspiel, mit der Enge an Bord und explosiven Charakteren - siehe "Das Feuerschiff" von Siegfried Lenz.

Hier aber kommt in keiner Sekunde so etwas wie das Gefühl von Beklemmung oder Bedrohung auf. Niemand ist beeindruckt von diesem pistoleschwingenden Huberty (Stephan Kampwirth), der Kapitän nennt ihn über den Bordlautsprecher gar rotzfrech "Arschloch" - während die Waffe auf ihn gerichtet ist.

Die Scharfschützen bauen sich erst mal als großer schwarzer Haufen auf einer Rheinbrücke auf, den man von Bord aus schon von weitem hätte erkennen können. Dann schießen sie erst gar nicht, als Huberty endlich mal im Fadenkreuz steht, und als sie dann schießen, treffen sie ihn eher freundschaftlich. Eine Drohne mit einem Störsender fliegt lange, lange vom Ufer zum Schiff, das hätte Schenk auch zu Fuß erledigen können. Aber sie kommt dramaturgisch gerade rechtzeitig.

Und dann, na ja

Nur einmal ist der Zuschauer als Hobbykriminologe gefragt: Als es darum geht, wer von drei möglichen Personen Hubertys Komplize an Bord ist. Das klärt sich aber auch schnell. Und dann, na ja.

Lustig immerhin: Als Huberty überführt ist und wankt, bewegen sich seine drei Hauptgeiseln nacheinander auf ihn zu wie Musicaldarsteller in der "West Side Story". Da war im Fernsehzimmer ein Lächeln zu sehen. Sonst keine erwähnenswerten Vorkommnisse.