Tarife

Autoversicherung teurer - scharfe Wechselrunde in Aussicht


Ein PKW ist nach einem Unfall schwer beschädigt. Auf viele Autobesitzer kommen in diesem Herbst Preiserhöhungen ihrer Versicherer zu.

Ein PKW ist nach einem Unfall schwer beschädigt. Auf viele Autobesitzer kommen in diesem Herbst Preiserhöhungen ihrer Versicherer zu.

Von dpa

Die Suche nach einem billigeren Tarif in der Autoversicherung ist im Herbst für Millionen Autofahrer gewohntes Programm. Dieses Jahr könnten die Ergebnisse für viele anders ausfallen als gewohnt.

Auf viele Autobesitzer kommen in diesem Herbst Preiserhöhungen ihrer Versicherer zu. Nach Einschätzung der beiden Maklerportale Check 24 und Verivox werden insbesondere die Preise für Bestandskunden deutlich anziehen. Das könnte den Wettbewerb im diesjährigen Herbst befeuern, wenn wie gehabt Millionen Autofahrer vor dem Jahreswechsel nach billigeren Tarifen suchen. Ob und wie sehr sich auch diese Neuverträge verteuern, darüber sind sich die Fachleute in den beiden Unternehmen uneins. Verivox erwartet teurere Tarife auch für Neukunden, Check24 rechnet zumindest für die nächsten Wochen mit sinkenden Preisen.

"Die Preisentwicklungen bei der Kfz-Versicherung sind derzeit schwer absehbar", sagte Michael Roloff, Geschäftsführer für Kfz-Versicherungen bei Check 24. Aktuell sei das Preisniveau im Vergleich zum Vorjahr nahezu stabil. "In den nächsten Wochen erwarten wir fallende Neukundenpreise." Für Bestandskunden rechnet Check24 demnach mit Beitragserhöhungen von durchschnittlich über zehn Prozent.

Preisanstieg bereits angekündigt

Verivox erwartet auch für Versicherungswechsler Preiserhöhungen: für Vollkasko im mittleren Preissegment durchschnittlich fünf Prozent mehr als vor einem Jahr, zwei Prozent für Teilkasko und drei Prozent für die reguläre Haftpflicht. Ausgewertet wurden dafür die Preise, die die Versicherer vom 1. bis 10. Oktober für Neuverträge zum 1. Januar 2023 verlangten. "Große Versicherer hatten bereits einen Anstieg der Kfz-Versicherungsprämien angekündigt, unser Kfz-Versicherungsindex bestätigt diesen Trend", so Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH.

Hauptursache der Entwicklung ist die Schadeninflation. Die Autohersteller erhöhen alljährlich kräftig ihre Ersatzteilpreise, zudem sind auch Autos selbst erheblich teurer geworden. Wollen die Versicherungen nicht ins Minus rutschen, müssen sie ebenfalls die Preise erhöhen.

Erstversicherer wie die HUK Coburg oder die Allianz versichern sich ihrerseits bei Rückversicherern, um die eigenen Risiken zu minimieren. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re geht davon aus, dass die Erstversicherer im Autogeschäft dieses Jahr einen "technischen Verlust" einfahren werden. Die zur Hannover Rück-Gruppe gehörende E+S Rück hält in der Kfz-Sparte Preiserhöhungen im mindestens zweistelligen Prozentbereich für erforderlich, um die gestiegenen Kosten auszugleichen.

Keine Schnäppchen mehr?

Insofern könnte die Schnäppchenjagd in diesem Jahr anders ausfallen als gewohnt: Anstelle billigerer Verträge werden Autofahrer womöglich nach Policen suchen, bei denen sich der Preisanstieg in Grenzen hält.

Sowohl Check24 als auch Verivox werben damit, dass sich der Versicherungswechsel in diesem Jahr besonders lohnen könnte, um kräftigen Preiserhöhungen auszuweichen. Beide Unternehmen vertreiben Kfz-Versicherungen auf ihrem jeweiligen Portal, so dass beide ein Eigeninteresse an einer lebhaften Wechselsaison haben. Sowohl Verivox als auch Check 24 haben jedoch einen guten Marktüberblick, auch wenn nicht alle Versicherer auf den Portalen vertreten sind.

Populär sind Preiserhöhungen in der Kfz-Versicherung ebenso wenig wie in anderen Bereichen. Check24 hat über das Institut Yougov in einer repräsentativen Umfrage 2067 Menschen nach ihren Präferenzen befragen lassen. Demnach fanden 41 Prozent ihre Kfz-Versicherung zu teuer, 30 Prozent dachten deswegen über einen Wechsel nach. Sogar wenn eine Mehrheit dem Nachdenken keine entsprechenden Taten folgen lässt, wird es auf jeden Fall eine große Zahl von Wechslern geben: Ende 2021 waren in Deutschland nach Zahlen des Kraftfahrtbundesamt 48,8 Millionen Pkw angemeldet.