Vor kurzem hat Yasmin in ihrem Studentenwohnheim die Kartons gepackt, ihre Exmatrikulation unterschrieben und München verlassen - obwohl das Studium ihr Traum war, obwohl sie nie durch eine Prüfung fiel. Trotzdem brach Yasmin ab, denn sie konnte sich ihr Studentenleben in München nicht mehr leisten.

Bedürftige Studenten bekommen Bafög, meint man. Doch für Yasmin galt das nicht. Offensichtlich ist sie ein Sonderfall, für den der deutsche Staat mit all seinen Paragrafen keine Regelung hat - und der gleichzeitig zeigt, wie sehr die Chancen, die ein Mensch bekommt, vom Geldbeutel der Eltern abhängen.

Yasmin ist 22 Jahre alt und ehrgeizig. Ihre ersten E-Mails schreibt sie, noch bevor ihre Vorlesungen um 8 Uhr morgens beginnen. Yasmin absolvierte ein Duales Studium mit dem Ziel, Wirtschaftsprüferin zu werden. Ihre Arbeitsstelle bei einem renommierten Unternehmen befand sich in München, ihre Hochschule in Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg, über 300 Kilometer weit weg. Yasmin musste also zwei Zimmer mieten. Denn ihr Elternhaus liegt am anderen Ende Deutschlands - bei Hamburg.