Straubinger Footballer

Sixten Dragan wechselt in die USA


DER ERSTE SCHRITT IST GEMACHT: Der Straubinger Sixten Dragan (21) fokussiert sich auf seinen Traum von der NFL und wechselt von den Straubing Spiders ans Junior College New Mexico Military Institute in die USA.

DER ERSTE SCHRITT IST GEMACHT: Der Straubinger Sixten Dragan (21) fokussiert sich auf seinen Traum von der NFL und wechselt von den Straubing Spiders ans Junior College New Mexico Military Institute in die USA.

Von Julius Zirngibl

Der Straubinger Sixten Dragan (21) wechselt von den Spiders ans College in die USA. Aufgrund von Corona gestaltet sich der Umzug allerdings schwierig.

Seit Wochen sitzt er auf gepackten Koffern, aber aufgrund der Corona-Pandemie geht nichts voran: Der Straubinger Sixten Dragan. Der Wide Receiver der Straubing Spiders würde eigentlich diese Woche in seine neue Heimat nach Roswell in New Mexico ziehen, dort am Junior College New Mexico Military Institute studieren und für seinen Traum von der NFL trainieren. Ein Junior College ist wie eine weiterführende Schule, die einen innerhalb von zwei Jahren auf ein Studium an einer Universität vorbereitet. Für viele europäische Athletinnen und Athleten gelten Junior Colleges als Sprungbrett, um sich für Unis mit besseren Sportprogrammen zu empfehlen und sich dadurch auch für die professionellen Sportligen in Nordamerika interessant zu machen.

Das ist eigentlich auch der Plan des 21-jährigen Dragan. Doch aufgrund der Infektionszahlen in den USA ist eine Einreise im Moment nicht so einfach. "Ich habe noch immer kein Visum beantragen können, denn die US-Generalkonsulat in München war in den letzten Monaten wegen Corona geschlossen. Meinen für 30. Juli geplanten Flug schaffe ich deswegen definitiv nicht”, sagt Dragan. Erst seit wenigen Tagen hat das Konsulat wieder geöffnet und sein Termin für das Visum steht mittlerweile fest.

Dass ein Deutscher im American Football Karriere macht, ist nach wie vor die absolute Ausnahme, aber ihm wurde der Sport sozusagen in die Wiege gelegt. Vater Martin spielte bereits für mehr als zwei Dekaden bei den Spiders als Running Back. Sixten Dragan hat es zwar auch mit dem klassischen Fußball probiert und spielte bis zu seinem zwölften Lebensjahr sogar im Verein beim FC Alburg und dem SV Feldkirchen. "Irgendwann musste ich mich aber für einen Sport entscheiden und da war der väterliche Einfluss dann doch sehr groß", sagt Dragan lachend. Nachdem er sein Abitur an der Fachoberschule Straubing im letzten Jahr abgeschlossen hat, fokussierte er sich voll und ganz auf seinen großen Traum. "Im letzten Jahr habe ich fast alles auf eine Karte gesetzt und mich für ein Stipendium vorbereitet", so Dragan. Hätte es mit Football in den USA nicht geklappt, hätte er im September mit einer Ausbildung bei der Polizei begonnen. Traurig, dass es damit nicht geklappt hat, wirkt er nicht.

Saisonstart auf 2021 verschoben

Die Universitäten in den USA haben sich nach langen Diskussionen dazu entschlossen, aufgrund der Gefahren durch das Coronavirus, den Saisonstart von Anfang September auf das Frühjahr 2021 zu verschieben. Dadurch ist der zeitliche Druck - sollte das Visum etwas länger auf sich warten lassen - für Dragan nicht allzu groß. "Ich bin ständig mit der Uni über Video-Konferenzen in Kontakt. Sie verstehen die schwierige Situation und unterstützen mich in allen Belangen. Da die Saison erst nächstes Jahr beginnt, habe ich keinen Nachteil, sollte ich erst verspätet zur Saisonvorbereitung ankommen", so Dragan.

Einen Nachteil sollte er sowieso nicht haben, denn im Gegensatz zu vielen anderen konnte er während die Fitnessstudios geschlossen waren in der heimischen Garage trainieren. "Mein Vater hat sich im Laufe der Jahre immer wieder neue Gewichte und Geräte besorgt und so war es für mich einfach, weiterhin am Trainingsplan meines neuen Teams zu arbeiten", sagt Dragan.

Sehen Sie hier ein Video-Interview mit Sixten Dragan

Im Gegensatz zu anderen US-Sportarten senden die NFL und die Universitäten kaum Scouts nach Europa, da der Markt an Talenten sehr überschaubar ist. Dragan flog daher mit der von einem ehemaligen NFL-Spieler gegründeten Organisation PPI in die USA, um in der amerikanischen Football-Welt mit 20 anderen Talenten aus ganz Europa auf sich aufmerksam zu machen. PPI veranstaltet Probetrainings an Top-Uni-Football-Standorten wie Clemson University, Michigan State, Georgia Tech oder Ohio State und bietet den Spielern somit eine Plattform. "Bei diesen Probeeinheiten schauen die Scouts leider oftmals nur auf die Größe und das Gewicht anstatt auf das Talent. Da hat man es als Wide Receiver, der auf gute Pässe und seine Mitspieler angewiesen ist, immer etwas schwerer", sagt Dragan.

Interesse per Twitter geweckt

Deswegen nutzte er auch die sozialen Medien, insbesondere Twitter, um mit seinen Highlight-Videos bei den Scouts Interesse zu wecken. Das hat letztendlich auch geklappt: Im Januar entschied er sich für das Stipendium des New Mexico Military Institutes. "Ich hatte zwar auch andere Angebote, allerdings waren diese von Teams, die mir die Chance auf einen Wechsel in die beste Uni-Liga, die NCAA Division 1, verbaut hätten. Deswegen kam das Angebot aus New Mexico gerade richtig", freut sich Dragan.

Seine Chancen sieht er realistisch: "Ich werde hart an mir arbeiten und bin auch froh, neben dem Sport eine gute Ausbildung zu bekommen. Wenn es am Ende für eine Division-1-Universität reicht, dann ist das natürlich umso besser. Die Erfahrungen, die ich hier sammeln werde, kann mir keiner mehr nehmen." Auch wenn der Traum von der Division 1 und der NFL letzten Endes nicht klappen sollte, will er dem Football trotzdem erhalten bleiben. Die Straubing Spiders werden ihn laut deren Facebook-Seite jedenfalls immer mit offenen Armen empfangen.