Die Geschichte von Straubings Känguru-Baby Wyuna

Schau mir in die Augen, Kleines!


Tierpflegerin Anja Eichler kümmert sich rund um die Uhr um Wyuna.

Tierpflegerin Anja Eichler kümmert sich rund um die Uhr um Wyuna.

Im Kino läuft gerade ein Film, bei dem ein Känguru bei einem Künstler einzieht. Bestimmt denkst du dir jetzt: "Unglaublich, so etwas gibt es ja gar nicht in echt!" Doch das stimmt nicht. Bei Familie Eichler aus Straubing ist tatsächlich im April das Känguru-Baby Wyuna eingezogen.

Anja Eichler ist Tierpflegerin und arbeitet im Tierpark Straubing. Im April ist dort etwas Trauriges passiert. Ein Känguru ist gestorben. Ihr Baby hat sie zuvor noch aus dem Beutel geworfen. Da ein Känguru-Baby unbedingt Wärme braucht, haben die Tierpfleger schnell handeln müssen und sich auf die Suche nach einer Ersatz-Mama für das kleine Beuteltier gemacht - und Anja Eichler hat gleich Ja gesagt: "Wenn man den süßen kleinen Hüpfer sieht, kann man einfach nicht anders", erinnert sie sich. Obwohl sie wusste, was auf sie zukommt: Ersatz-Mama für ein Känguru zu sein, ist ein Vollzeit-Job. Denn sie hat sich schon einmal vor ein paar Jahren um ein kleines Känguru gekümmert, das von seiner Mutter verstoßen worden ist.

Tag und Nacht im selbst genähten Beutel

Abgemagert und verängstigt war das kleine Känguru-Mädchen anfangs. "Es hat sich nach Wärme gesehnt", erzählt Anja Eichler. Sie hat Wyuna deshalb rund um die Uhr in einem selbstgenähten Beutel unter ihrem T-Shirt an der Brust getragen. Nur manchmal hat sich das Kleine getraut, sein winziges Köpfchen herauszustrecken. Alle zweieinhalb Stunden hat sie dem Känguru-Mädchen das Fläschchen gegeben - gefüllt mit einer Milch, die speziell für Känguru-Babys in Australien hergestellt wird. Auch in der Nacht hat sie Wyuna immer bei sich an ihrem Körper getragen. "Das Känguru hat unseren Alltag völlig auf den Kopf gestellt", sagt Anja. Aber das nehmen sie, ihr Mann und die beiden Kinder gerne in Kauf: "Wir haben uns alle in Wyuna verliebt." Sogar der Familienhund akzeptiert Wyuna, auch, wenn sie sich schon öfters frech in sein Hundekörbchen gesetzt hat.

Mittlerweile ist Wyuna acht Monate alt und mit Feuereifer dabei, die Welt zu erkunden. Immer wieder verlässt sie mutig die Beuteltasche und hüpft in der Wohnung und im Garten der Eichlers umher. Etwa alle fünf Stunden bekommt sie ihr Fläschchen mit Milch, ansonsten frisst sie alles, was sie auch im Tierpark bekommen würde: Gräser, Haferflocken, Zweige, Löwenzahn, Gurke, Apfel ...

Dank der liebevollen Pflege der Tierpflegerin hat sich Wyuna prächtig entwickelt. Anfangs hat sie nur gut 500 Gramm gewogen. Das ist nur so viel wie zwei Päckchen Butter. Mittlerweile hat sich das Gewicht des Känguru-Mädchens fast vervierfacht.

Noch etwa vier bis sechs Wochen wird Wyuna bei Familie Eichler bleiben, dann heißt es Abschied nehmen. Wyuna soll dann wieder im Tierpark bei den anderen Kängurus leben. Die Familie wird den jungen Hüpfer schwer vermissen: "Zum Glück können wir sie im Tierpark jederzeit besuchen."

Gut aufgehoben im Beutel

Bei ihrer Geburt im Dezember war das Bennett-Känguru Wyuna winzig klein: "Nur ungefähr einen Zentimeter, also so groß wie ein Gummibärchen", sagt die Tierpflegerin Anja Eichler. Wenn Känguru-Babys auf die Welt kommen, sind sie völlig nackt und hilflos. Trotzdem: Kaum sind sie auf der Welt, müssen die Kängurus eine anstrengende Klettertour machen. Nämlich vom Geburtskanal der Mutter in deren Beutel.

Damit sie den Weg dorthin besser finden, legt die Känguru-Mama eine Art Duftspur ins Fell.
Ist das Känguru-Baby erst im Beutel angekommen, hängt es sich sofort darin fest. Es dockt an einer der Zitzen an, die im Beutel sind. Außer der Milch haben die Kleinen im Beutel auch alles andere, was sie brauchen.

Erst nach mehreren Wochen ist das Känguru so groß, dass es auch mal aus dem Beutel herausguckt und herauskommen kann. Mit vier bis fünf Monaten bekommt ein Känguru sein Fell. Draußen lernt es dann viele neue Sachen. Es kommt aber immer wieder zurück zu seiner Mutter, um Milch zu trinken. Oder um sich noch mal im Beutel ein Stück mitnehmen zu lassen. Irgendwann aber lässt die Mutter ihren Nachwuchs gar nicht mehr hinein. Der Beutel wird dann zu klein.

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So kam Känguru Wyuna zu Anja Eichler.

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Anfangs hat Wyuna alle zweieinhalb Stunden ein Fläschchen bekommen. Mittlerweile braucht sie die Spezial-Milch nur noch alle fünf Stunden.

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In ihrem Ausgeh-Beutel fährt Wyuna auch im Auto mit.

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Neugierig erkundet Känguru-Mädchen Wyuna die Welt.