Straubing/Hankofen

Mitterreiter: "Ein Torhüter muss eine kleine Drecksau sein"


Seit dieser Saison trainiert Markus Mitterreiter die Torhüter des VfB Straubing.

Seit dieser Saison trainiert Markus Mitterreiter die Torhüter des VfB Straubing.

Von Bastian Häns

Seit sieben Jahren ist Markus Mitterreiter Torwart-Trainer. In der anstehenden Saison trainiert er die Keeper von zwei der besten Vereine Niederbayerns: Bayernligist SpVgg Hankofen-Hailing und Landesliga-Aufsteiger VfB Straubing. Im idowa-Interview spricht der 44-Jährige über seine Art des Coachings, die Zusammenarbeit mit Ex-Profi Bastian Lerch, Hospizen bei Profi-Vereinen und seine Fußball-Schule, die im Juli in Straubing stattfindet.

Herr Mittereiter, was macht einen guten Keeper aus?
Mitterreiter: Ich sage immer: Ein Torhüter muss eine kleine Drecksau sein. Man darf einfach keine Angst haben. Ich würde mich auch als sehr harten Torwart-Trainer beschreiben - ich schieße den Keepern den Ball schon mal sehr hart in die Magengrube. Ich versuche einfach, das Training so spielnah wie möglich zu gestalten. Es gibt für mich nur 100 Prozent. Das verlange ich sowohl von mir als auch von meinen Keepern.

Wie ist ein Training bei Ihnen aufgebaut?
Mitterreiter: Sehr wichtig ist mir das Warm-Up. Hier liegt der Fokus unter anderem auf dem Dehnen und Stabilitätsübungen. Dann geht es zum Hauptteil über: 20 Minuten Fangarbeit, 15 Minuten Beinarbeit und zudem unter anderem das Verarbeiten von hohen und flachen Flanken. Natürlich muss der moderne Keeper auch Fußballspielen können. Ich arbeite da aber in enger Absprache mit meinen Torhütern zusammen.

In der kommenden Saison trainieren Sie sowohl die Torhüter der SpVgg Hankofen-Hailing, als auch die des VfB Straubing. Ein hoher zeitlicher Aufwand, oder?
Markus Mitterreiter: Der Aufwand ist extrem. Das sind ja nicht nur die Trainingseinheiten oder die Spiele. Vor jedem Training muss Vor- und Nacharbeit geleistet werden. Da sitzt man schon mal eineinhalb Stunden zusätzlich daheim vor dem PC. Zudem wird ja alles mit den Cheftrainern abgestimmt.

Wie bewerten Sie die Situation in Ostbayern?
Mitterreiter: Ich habe Angebote von 20 bis 25 Vereinen bekommen. Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Torwart-Trainern ist sehr hoch. In den meisten Vereinen arbeiten diese Menschen ja ehrenamtlich.

Wie sind Sie zu dem Job gekommen?
Mitterreiter: Früher war ich selbst Torhüter. Da ist das Training aber deutlich zu kurz gekommen. Ich versuche jetzt, das, was mir damals nicht gelernt wurde, der nächsten Generation mitzugeben.

Apropos Job: Sie haben ja zusätzlich noch eine eigene Torwarthandschuh-Marke.
Mitterreiter: Ich wollte eigentlich schon immer eine eigene Torwarthandschuh-Marke haben. Vor vier Jahren habe ich MMpro-Goalkeeping, zusammen mit Andreas Lengsfeld (Anm., d. Red.: damals Torhüter des ASV Cham, jetzt Cheftrainer) gegründet. Er war der erste, der meine Handschuhe getragen hat. Inzwischen habe ich über 800 Kunden im Monat. Bastian Lerch (VfB Straubing), Max Putz (DJK Vilzing), Stefan Riederer (ASV Cham) und Mathias Loibl (SpVgg Hankofen) tragen die Handschuhe. Der bekannteste Keeper ist wahrscheinlich Sascha Kirschstein, der mit dem Hamburger SV schon in der Bundesliga gespielt hat.

Hier trägt er die MMpro-Handschuhe - seine eigene Torwarthandschuh-Marke.

Hier trägt er die MMpro-Handschuhe - seine eigene Torwarthandschuh-Marke.

Das Torwartspiel verändert sich ja im Laufe der Zeit. Wie bleibt man da auf dem neuesten Stand?
Mitterreiter: Da gibt es immer wieder Fortbildungen vom Bayerischen Fußball-Verband und vom Deutschen Fußball-Bund. Außerdem habe ich schon Hospizen bei Profi-Vereinen gemacht.

Bei welchen Vereinen?
Mitterreiter: Zum Beispiel beim FC Bayern München. Außerdem noch bei der TSG 1899 Hoffenheim und dem 1. FC Nürnberg. Da nimmt man an den Trainings teil. Auch jetzt bin ich noch im Austausch mit höherklassigen Torwart-Trainern.

Wollen Sie auch einmal im Profi-Bereich trainieren?
Mitterreiter: Das ist ein großer Wunsch von mir. Ich habe auch schon ein Angebot von der Jugendabteilung der SpVgg Greuther Fürth bekommen, das aber nicht angenommen. Ich bin auf jeden Fall bereit dazu und würde sehr viel dafür in Kauf nehmen.

Einen ehemaligen Profi-Torhüter trainieren sie ja schon. Der Keeper vom VfB Straubing, Bastian Lerch, stand zwei Jahre im Profi-Kader des SSV Jahn Regensburg. Kann man so einem Torhüter überhaupt noch viel lernen?
Mitterreiter: Dem Basti kann man im Torwartspiel eigentlich nichts mehr lernen. Bei ihm ist es wichtig, dass er regelmäßiges Training bekommt. Er trainiert beim Jahn ja selbst schon jugendliche Torhüter. Ich denke, bei uns ist es ein gegenseitiges Profitieren und wir stehen in regem Austausch. Maxi Schmierl (kam von Hankofen zum VfB, Anm. d. Red.) kann von Basti und mir nur profitieren. Er ist ein sehr ehrgeiziger Torhüter.

An den Wochenenden stecken Sie jetzt in der Zwickmühle. Wie entscheiden Sie sich zwischen den Spielen der SpVgg Hankofen und des VfB?
Mitterreiter: Das ist tatsächlich schwierig, weil ich eigentlich immer bei den Spielen dabei bin. Ich werde versuchen, immer bei den Heimspielen des jeweiligen Vereins vorbeizuschauen und hoffe, dass es zeitlich relativ gut aufgeht.

Stichwort Hankofen: Die Mannschaft hat ja in der vergangenen Saison auf den letzten Drücker den Bayernliga-Klassenerhalt perfekt gemacht. Wie haben Sie das erlebt?
Mitterreiter: Ich bin jetzt schon seit 30 Jahren in dem Geschäft, aber so etwas habe ich wirklich noch nie erlebt. Bei Hankofen harmoniert die Zusammenarbeit im Trainerteam und in der Mannschaften wie nirgends sonst. Das letzte Spiel war ein komplettes Gefühlschaos. Ich bin sehr dankbar, das erlebt haben zu dürfen.

Neben dem Job bei den Herren trainieren Sie auch Kinder. Worin besteht da die Schwierigkeit?
Mitterreiter: In der Jugend gibt es immer wieder das Problem, dass die Eltern zu viel von ihren Kindern erwarten. Die denken, ihr Kind ist der neue Manuel Neuer. In dem Alter ist es sehr wichtig, ihnen genau zu erklären, was wichtig ist und was nicht. Niederlagen gehören genauso zum Fußball wie Siege.

Wenn Sie einem jungen Torhüter drei Tipps geben könnten, um erfolgreich zu sein, welche wären es?
Mitterreiter: Man muss fleißig und ehrgeizig sein. Vor allem muss man aber trainieren, trainieren und noch mal trainieren. Ein guter Keeper wird man, wenn man immer mehr macht als der Kollege. Der Ersatztorhüter muss mehr machen als der Stammgoalie, die Nummer eins die Einstellung haben, mehr machen zu wollen als sein Ersatz. Das versuche ich auch, in meiner Torwart-Schule zu vermitteln.

Damit meinen Sie die Torwart-Schule Niederbayern. Wollen Sie diese kurz vorstellen?
Mitterreiter: Genau. Die habe ich 2012 gegründet. Zwei bis drei Mal im Jahr finden Camps statt - in Straubing findet in der ersten Juli Woche ein erstes Kennenlernen statt. Jugendliche von fünf bis 17 Jahren können sich anmelden. Die Trainingszeit ist immer Dienstags von 16 bis 18 Uhr am Trainingsgelände des VfB, bei großer Nachfrage auch Freitags.

Wie läuft ein Training im Camp ab?
Mitterreiter: Das kommt auf das Alter des Torhüters an. Wir teilen sie in Gruppen ein. Gelernt werden erst einmal die Basics, also zum Beispiel das richtige Fallen, das Berechnen von Flanken oder wie man eine Mauer richtig stellt.

Information:
Bei Interesse an einer Teilnahme bei der
Torwartschule von Markus Mittereiter können Sie diesen unter mmpro@gmx.de erreichen.