idowa-Experiment in der Fastenzeit

Fastenzeit: 40 Tage Verzicht – das idowa-Experiment


(V. l.) Susi Raith, Stefan Karl und Susi Pritscher haben 40 Tage lang gefastet.

(V. l.) Susi Raith, Stefan Karl und Susi Pritscher haben 40 Tage lang gefastet.

Von Susanne Raith, Susanne Pritscher und Redaktion idowa

Was macht Fasten mit Verstand, Körper, Geist und Seele? Drei idowa-Redakteure wollen das genau wissen und machen dieses Jahr den Selbstversuch - 40 Tage ohne.

Vor den Hochfesten kommt bei den Katholiken der Verzicht. Auf Fleisch traditionell. Zumindest auf die meisten Sorten - aber das ist eine andere Geschichte. Fastenzeit. Mittlerweile machen auch Nicht-Katholiken beim bewussten Verzicht mit und manche schwören sogar drauf. Der Verzicht macht den Verstand klarer, sagen sie, räumt Ablenkungen aus dem Weg, der Genuss später soll umso intensiver sein. Soweit die Fassung für den Werbeprospekt.

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(V. l.) Susi Pritscher, Stefan Karl und Susi Raith fasten 40 Tage lang.

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(V. l.) Susi Raith, Stefan Karl und Susi Pritscher fasten 40 Tage lang.

Samstag, 20. April - das Finale

Stefan Karl

... hat auf Alkohol verzichtet (die meiste Zeit zumindest)

Es ist geschafft. Zeit zum Feiern! Die Sektflasche auf dem Bild ist allerdings nur Illustration. Wie gesagt, die Flasche war schon seit Wochen ausgewählt. Wein, französisch, rot gibt's zum "Fastenbrechen". Was nehme ich aus meinem nicht ganz geglückten Fasten-Experiment mit? Die Erkenntnis, dass es schwerer ist als ich je dachte, dem Alkohol "gesellschaftlich" auszukommen. Er ist überall, bei jeder Zusammenkunft, auf jedem Termin. Im Hinblick auf das Suchtpotenzial der Substanz ist es ein Risiko, das wir täglich eingehen. Es klingt schrecklich altklug, aber mir ist diese Erkenntnis tatsächlich in diesen Wochen der Fastenzeit gekommen.

Ganz auf Alkohol verzichten? Wäre schlau, aber nichts für mich. Aber: Es soll in Zukunft bei einmal die Woche Alkohol bleiben. Ich suche mir den Tag, an dem ich mir eine Halbe Bier oder ein Glas Wein erlaube, bewusst aus. Einfacher Vorsatz? Mal schauen. Die Biergarten-Saison steht vor der Tür…

Susi Raith

... hat auf Kaffee verzichtet

Eine Zeit lang keinen Kaffee trinken? Das konnte ich mir kaum vorstellen. In der Vergangenheit versuchte ich das schon mehrere Male. Jährlich fasste ich auch die Fastenzeit ins Auge. Jedes Mal hielt ich nur ein bis zwei Tage durch.

Warum soll man auf etwas verzichten, wenn man nicht muss? Das Leben stellt einen doch so schon immer wieder vor unangenehme Aufgaben. Das finde ich nicht schlimm. So ist das Leben! Einige Menschen sagen mir, dass das Leben viel zu kurz sei. Natürlich kann es das sein. Aber warum sollte man trotzdem nicht hin und wieder für Experimente bereit sein?

In einer lustigen Nacht nach ein paar Cocktails beschlossen meine beiden Kollegen und ich, dass wir fasten werden. Meine Kollegen halten sich von Süßem und Alkohol fern und ich von Kaffee. Bereits am nächsten Tag hatte ich es bereut. 40 Tage ohne meinen geliebten Kaffee? Niemals!

Als Kaffee-Junkie würde ich mich nicht bezeichnen. Bei einer Tasse Kaffee und einem Glas Latte Macchiato wäre die Bezeichnung auch übertrieben. Während der Fastenzeit fühlte ich mich wie einer. Mehrmals am Tag dachte ich an das Getränk. Welch eine Abwechslung das zum faden Wasser gewesen wäre. Softgetränke wollte ich nicht trinken, weil ich außer Cola keine mag. Irgendein anderer Geschmack musste aber her. So wühlte ich mich im Büro durch die Süßigkeitenecke, plünderte unseren Automaten nach Schokoriegeln oder kaufte mir am Stadtplatz mehrere Kugeln Eis. Gut, dass nur 40 Tage gefastet wird. Sonst wäre der Kaffeeersatz auf die Dauer ungesund geworden. Und die eigentliche Diät soll ja nicht nach der Fastenzeit beginnen.

An einem Tag habe ich Kaffee überhaupt nicht vermisst. Das war eine Woche vor Ende der Fastenzeit. Am frühen Morgen war ich so sehr in Eile, dass ich mir bei der Zubereitung meines Frühstücks tief in die Hand schnitt. Voller Adrenalin lief ich zu meiner Nachbarin und zeigte ihr meine stark blutende Wunde. Sie brachte mich zur Notaufnahme. Ein Arzt nähte meine Wunde mit fünf Stichen und schrieb mich krank. Dadurch überstand ich locker die restliche Fastenzeit, weil ich genug schlafen konnte.

Nur einmal hätte ich gerne einen Kaffee getrunken, als ich mit meiner Kollegin Susi auf meinem Balkon saß und ich ihr von meiner Fastenzeit berichtete. Denn selber konnte ich nicht tippen. Meiner Meinung nach hält man die Fastenzeit leicht durch, weil sie nur 40 Tage dauert. Ich habe schon mal ein Jahr auf Süßigkeiten verzichtet. Das war viel schwerer.

Susanne Pritscher

... hat auf Süßes verzichtet

Ein Abend mit Cocktails und da war die Entscheidung: Sechs Wochen ohne Snacks vom Süßigkeitentisch, ohne kleine Zwischenstopps am Automaten im ersten Stock, ohne Eis zum Frühlingsbeginn. Da zieht sich der Arbeitstag schon einmal in die Länge. Zum Glück hatte ich sehr nette Kollegen, die natürlich nie meinen Lieblingsschokoriegel direkt vor meiner Nase aßen oder den Korb voller Osterschokolade direkt neben mich stellten.

Ich konterte dann mit einem Kohlrabi vom Markt, der eine Woche lang vorwurfsvoll auf der Ablage auf meinem Schreibtisch thronte und meine Kollegen fast in den Wahnsinn trieb. Gegessen habe ich ihn dann doch nicht, er ließ schnell die Blätter hängen und ehrlich gesagt, schmeckt er auch nicht ansatzweise so süß wie Schokolade.

45 Tage nach Beginn unseres Experiments fühle ich mich wie im Schlaraffenland oder Charlies Schokoladenfabrik. Überall lockt die süße Verführung und ich weiß gar nicht, was ich als erstes essen soll. Vielleicht einen großen Eisbecher in der Sonne? Oder doch ein Stück Käsekuchen im Café? Vielleicht fange ich auch erst einmal ganz einfach an und esse den kleinen Schokohasen, den ich von meiner Physiotherapeutin zu Ostern bekommen haben. Nur um nach sechs Wochen wieder einmal zu spüren, wie die Schokolade langsam auf der Zunge zergeht.

Mittwoch, 10. April - 5 Wochen ohne

Stefan Karl

… verzichtet auf Alkohol

Sagen wir's, wie es ist. In der vergangenen Woche bin ich nicht standhaft geblieben. Der ehemalige Ministrant in mir wollte am nächsten Tag eine zweistellige Anzahl "Vater Unser" beten, um das verletzte Fastengelübde irgendwie auszugleichen. Hilft wohl nichts: Nach zwei Tagen auf der Frankfurter Musikmesse und täglich 14 gelaufenen Kilometern war der Drang nach Selbstbelohnung einfach zu groß. An der Hotelbar - man kennt mich dort schon - stand der Wodka Martini schon auf der Theke. Nein, ich versuche nicht, mich rauszureden. Ich versuche nur, es zu erklären. Was also tun? Ich muss hoffen auf Barmherzigkeit. Barmherzige Kollegen wie Susanne vor allem. Die merkt beim Mittagessen an: "Wir haben es eh bisher falsch gemacht - die Sonntage zählen nicht als Fasttage". Glück gehabt. Wir lassen meinen Martini als einen Sonntag zählen. Jetzt aber zusammenreißen, Herr Karl! Wir bringen das erfolgreich zu Ende!

Susi Raith

… verzichtet auf Kaffee

Ich habe mich wohl zu lange auf den Tag gefreut, an dem ich wieder Kaffee trinken darf. Seit vergangenem Wochenende fehlt mir das Getränk gar nicht mehr. Vielleicht ist es auch nur der Endspurt, weil in knapp zwei Wochen die Fastenzeit vorbei ist. Vielleicht sind es auch die steigenden Temperaturen. Nachmittags brauche ich jetzt weniger Kaffee, weil ich mich lieber mit einem Becher Eis erfrische. Hoffentlich hält das schöne Wetter bis Karfreitag her. Vielleicht lebe ich mittlerweile einfach nur mit dem Verzicht, weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist.

Susanne Pritscher

...verzichtet auf Süßes

Ich glaube, ich habe vergessen, wie Süßes schmeckt. Ich versuche mich zu erinnern an den Geschmack von Himbeereis, an das Zerlaufen der Vollmilchschokolade auf der Zunge, an das Prickeln von Limonade im Mund. Das Ende ist nah. Ich zähle bereits die Tage bis Ostern und überlege, was das erste Süße sein wird, das ich essen will. Gerade schwanke ich zwischen einem großen Stück Käsekuchen oder einem riesigen Eisbecher mit Amarenakirschen...

Mittwoch, 3. April - 4 Wochen ohne

Stefan Karl

... verzichtet auf Alkohol

Das erste Sommer-Wochenende in der Stadt. Biergarten-Feeling auf dem Theresienplatz - die Jacke ist noch dabei, gebraucht wird sie nicht. Herrlich. Der Kellner unterbricht mich in meiner angeregten Diskussion über mögliche Gestaltungselemente auf dem Stadtplatz. Ich reflexartig: "Ein W... Wasser bitte!". Gerade noch. Der erste Impuls wäre "Weißbier" gewesen. Schade, das wäre jetzt wirklich lecker gewesen. Eine Erkenntnis habe ich aus mittlerweile 29 (langen!) Tagen ohne Alkohol: Die meiste Zeit vermisse ich ihn nicht. Aber auch: Gut, dass mit der Ankunft des Sommers die Fastenzeit zu Ende geht! Auf ein kühles Bier verzichten wird jeden Tag härter...

Susi Raith

... verzichtet auf Kaffee

Ich bin stolz auf mich, dass ich es schon 29 Tage ohne Kaffee ausgehalten habe. Trotzdem freue ich mich sehr auf den Tag, an dem ich endlich wieder Kaffee trinken darf. Die vergangenen Tage waren besonders schlimm. Immer wenn ich als Spätdienst in meiner Pause am Nachmittag über den Stadtplatz geschlendert bin, sind mir die Menschen draußen vor dem Café aufgefallen, die natürlich alle Kaffee getrunken haben. Ich hätte mich gerne dazugesellt und mitgetrunken. Weil ich das eben nicht durfte, habe ich mir als Ausgleich einen Becher mit zwei Kugeln Eis gekauft.

Mittlerweile nehmen meine Freunde Rücksicht auf mich und wollen sich mit mir nicht mehr in einem Café verabreden. ich schätze das. Aber ich finde den Ort nicht schlimm. Nur weil ich während der Fastenzeit auf Kaffee verzichte, müssen das andere nicht auch tun. Ich mache das freiwillig.

Susanne Pritscher

... verzichtet auf Süßes

Vier Wochen ohne Süßigkeiten. Ich glaube, ich weiß gar nicht mehr, wie Schokolade schmeckt. Und bislang bin ich der Versuchung nicht erlegen. Nicht auf der Familienfeier, nicht im Café beim Kaffee trinken, nicht auf der Hochzeitsfeier einer Freundin. Und vermisst habe ich Gebäck, Schokolade und Gummibären eigentlich kaum. Im Gegenteil, ich fühle mich ohne sogar besser. Nur: Wenn die ersten Frühlingssonnenstrahlen den Winter vertreiben, die Menschen draußen vorm Café oder im Biergarten sitzen und sich den ersten Eisbecher des Jahres bestellen, dann denke ich mir: So ganz ohne Eis ist der Frühlingsbeginn schon ein wenig fad.

Mittwoch, 26. März - 3 Wochen ohne

Stefan Karl

… verzichtet auf Alkohol

Eigentlich mag ich kein Starkbier. Umso überraschter war ich von mir selbst, als mir in einer Regensburger Bar am Wochenende ein Hauch Weißbier-Doppelbock in die Nase stieg. Es roch derart gut, dass ich unangemessen lange 5,2 Sekunden Bedenkzeit brauchte auf die Frage: "Magst Du auch mal probieren?" Nein! Nein. Ich zieh das durch. Schade nur, dass es im Moment so viel zu feiern gäbe. Wenn's läuft, dann läuft's einfach. Hatte ich schon geschrieben, dass ich etwa anderthalb Kilo abgenommen habe? Meine Pace beim Laufen hat sich um zehn Sekunden verbessert. Ich weiß nicht, inwiefern die letzten beiden Erfolge mit dem Alkoholverzicht zu tun haben. Sie mit Alkohol zu feiern wäre aber ohnehin unpassend. Also weiter fasten. Wer weiß, wofür's gut ist. Auch wenn's langsam nervt. Echt.

Susi Raith

… verzichtet auf Kaffee

Immer wieder fragen mich Leute, warum ich auf Kaffee verzichte. Er würde mir doch so fehlen. Natürlich tut er das. Es ist jetzt schon 21 Tage her, dass ich meinen letzten Schluck Kaffee trank. Bis Karfreitag ist es noch eine Weile hin. Ich werde stark bleiben. Denn ehrlich gefragt, was sind schon 40 Tage Fastenzeit? Es gibt Menschen, die müssen aufgrund einer Erkrankung ihr Leben lang auf etwas verzichten.

Susanne Pritscher

… verzichtet auf Süßes

Kohlrabi statt Krapfen? Ganz so radikal will ich dann doch nicht sein. Aber irgendwie muss man in der Arbeit ja die Zeit zwischen zwei Mahlzeiten überbrücken. Nun, da der Süßigkeitentisch tabu ist, habe ich mir eine gesunde Alternative gesucht: Der Obsttisch in unserer Küche ist mein neuer Freund. Statt einem Schokoriegel gibt es jetzt eine Banane, statt Keksen Weintrauben. Klingt langweilig? Nach drei Wochen auf Zuckerentzug finde ich Obst inzwischen unglaublich süß...

Mittwoch, 20. März - 2 Wochen ohne

Stefan Karl

… verzichtet auf Alkohol

Die Versuchung lauert wirklich da, wo man sie nicht vermutet. Ausgehen am Wochenende ohne Bier und Cocktails? Kein Problem - mitteilungsbedürftig bin ich offenkundig auch ohne Treibstoff und Schmiermittel, deren Güteklasse in Prozent angegeben wird. Früh aufstehen am Sonntagmorgen kann so schön sein. Ich komm mir vor, wie zu Schulzeiten, als ich mit der E-Gitarre um Viertel nach fünf Uhr morgens das Haus wachgespielt habe. Gerade in den Musestunden an Klavier und Gitarre liegt aber auch die größte Versuchung: Ein Glas Wein dazu wäre schon "eine feine Sache". Auch bestimmte Platten höre ich mir eigentlich nur mit einem großen Schwenkglas in der Hand an. Ich hab mich in der vergangenen Woche öfters dabei erwischt, wie ich am Weinregal im Keller mit einem sehnsüchtigen Blick hängen geblieben bin. Die Flasche für den 18. April hab ich mir schon ausgesucht. Noch vier Wochen… wenn das geschafft ist, haben wir wirklich "Grund zum Feiern".

Susi Raith

… verzichtet auf Kaffee

Von wegen 40 Tage Fastenzeit! Tag für Tag habe ich aufsummiert. Von Aschermittwoch bis Karfreitag sind es genau 45 Tage.

Ein Kaffeeklatsch mit Freunden ist geschmacklich eine richtig fade Angelegenheit. Auf der Karte bleibt für mich wenig übrig. Alkohol schon am Nachmittag? Eher nicht, ich bin doch kein Alkoholiker. Softgetränke? Die sind mir viel zu süß und machen nur mehr Durst. Tee? Den trinke ich bloß, wenn ich krank bin. Kaffee? Geht natürlich nicht, weil ich das Fastenexperiment erfolgreich beenden will. Schweren Herzens entscheide ich mich für ein Glas Wasser. Es kostet fast genauso viel wie alle anderen Getränke, macht aber nur halb so viel Spaß.

Mir ist aufgefallen, dass ich seit Beginn des Experiments viel öfters an Kaffee denke als vorher. Ich warte darauf, bis ich das erste Mal von ihm träume. Hoffentlich wird es kein Albtraum, weil ich an einer Tasse Kaffee nippe und anschließend mich mein schlechtes Gewissen fast umbringt. Oft denke ich auch nur daran, wie mir Kaffee nach der Fastenzeit schmecken wird. Ich vermute, dass es ein intensives Geschmackserlebnis werden wird.

Susanne Pritscher

... verzichtet auf Süßes

Zwei Wochen geschafft - vier weitere liegen noch vor mir. Gerade noch voll optimistisch, dass mir der Verzicht auf Süßes nichts ausmacht, kommt der erste Tiefschlag: Familiengeburtstag. Wir treffen uns alle bei den Großeltern. Auf dem Tisch steht ein Teller voll Krapfen, Erdbeer- und Apfelkuchenstücke. Daneben ein verführerisch riechender Maulwurfkuchen - einer meiner Lieblingskuchen. Und trotzdem bleibt mein Teller leer. Schnell stelle ich meine Kaffeetasse auf meinen Kuchenteller, damit ich erst gar nicht in Versuchung komme. Kaffeekränzchen ohne Kuchen fühlt sich falsch an. Trotzdem halte ich durch - und träume nachts von einem riesig großen Eisbecher mit Schokosoße.

Mittwoch, 13. März - 1 Woche ohne

Stefan Karl

… verzichtet auf Alkohol

Von Starkbierfesten geht schon mal keine Gefahr für mein Fastengelübde aus. Von denen halte ich mich ohnehin fern. Aus Gründen. Am Samstag stand mir aber doch eine erste Prüfung ins Haus. Geburtstagsfeier mit Lieblingsfreundin beim Lieblingsitaliener. Leckerer roter italienischer Wein in Strömen. Und ich mittendrin mit Wasser, frizzante. Das dürfte ein langer Abend werden.

Gut allerdings, wenn man Verbündete hat. In der Feiergesellschaft waren tatsächlich zwei weitere Fastenzeit-Asketen, die das Experiment "40 Tage ohne Alkohol" wagen. Interessante Leute, gute Gespräche. Es war echt nicht schlecht im Eck der Anti-Alkoholiker auf Zeit. Während der Rest der Feiergesellschaft langsam in einer Rauschwolke entschwebte, sah unser Wasser-Eck bald aus wie ein hochkultiviertes Business Meeting, bei dem wichtige Leute wichtige Dinge besprechen.

Die Karawane zieht schließlich weiter in eine Bar. Inmitten der zwischenzeitlich Guiness- und auch Whisky-gestärkten Feiergesellschaft wird's dann doch langsam unangenehm. Ich finde die meisten Gesprächsthemen langweilig. Mir geht es außerdem tierisch auf die Nerven, gegen die Musik in der Bar anzuschreien. Offenkundig macht einem das nach dem zweiten oder dritten Bier nichts mehr aus. Ich gehe ein paar Runden über den Stadtplatz. Viel zu heiß ist es mir in der Bar nämlich auch. Komisch, dass mir das mit einem Glas kühlen Bieres in der Hand nichts ausmacht… 1.30 Uhr, die ersten Gäste brechen auf. Ich schließe mich dankbar an. Es bleibt doch spannend, ob ich die ganze Zeit über standhaft bleibe.

Susi Raith

… verzichtet auf Kaffee

Ich bin müde! Nach einem anstrengenden Wochenenddienst und zwei Frühdiensten würde ich mich am liebsten mit einem Kaffee belohnen. Doch ich darf nicht. Nicht nur heute, sondern noch die nächsten 37 Tage nicht. Die Zahl hört sich nicht hoch an. Gute fünf Wochen dagegen schon. Ich bin mir sicher, dass sie sich ziehen werden und ich Kaffee noch sehr vermissen werde.

Den Verführungen meiner Kollegen und Freunde widerstehe ich noch ganz gut, auch wenn die Tage ohne Kaffee geschmacklich langweilig sind. Ich trinke nur Wasser, weil ich Softgetränke nicht besonders mag. Süßigkeiten dagegen mag ich. Zu denen griff ich am ersten Tag vermehrt. In den darauffolgenden Tagen nicht mehr. Es kann nicht sein, dass sich meine gesunde Lebensweise noch zu einer ungesunden entwickelt. Nein, bestimmt nicht wegen 40 Tagen ohne Kaffee.

Ich blieb die Tage darauf standhaft, bis eben der Tag nach den anstrengenden Diensten kam. Ich dachte an Latte Macchiato und Cappuccino. Während meine Kollegen um mich herum mit ihren Tassen klopfen, nippe ich an meinem Wasser. Es schmeckt fad. Gerne würde ich mich jetzt mit Kaffee belohnen. Ich arbeite doch seit zehn Tagen durch. Ich habe mir eine Belohnung verdient - und die hole ich mir jetzt. Ich krame aus meinem Geldbeutel einige Münzen heraus und gehe zu unseren Automaten. Die Belohnung wird … Nein, kein Kaffee, sondern ein Schokoriegel.

Susanne Pritscher

… verzichtet auf Süßes

Die ersten Tage ohne Süßigkeiten waren erstaunlich gut, ich hatte gar kein Verlangen nach etwas Süßem - trotz der Versuche meiner Kollegen, mich in Verführung zu bringen. Erst der Sonntagsdienst hatte es in sich: Nach dem Mittagessen hatte ich plötzlich so viel Lust auf Gebäck, dass ich mich gefragt habe: Ein Marmeladenbrot ist doch in Ordnung, oder?

Mittwoch, 6. März - Beginn

Die Redakteure stellen ihr Fasten-Gelübde vor.

Stefan Karl

… verzichtet auf Alkohol

"Die Halbe Bier am Freitagabend gehört für mich zum Start ins Wochenende einfach dazu. Zum Ausgehen sowieso. Wie wichtig aber wird der gelegentliche Alkohol zwischendurch, wenn ich mal nicht darf - Wie sehr wird mir das "Gläschen in Ehren" fehlen? Zeit, das herauszufinden!"

Susi Raith

... verzichtet auf Kaffee

"Bis zu meinem 23. Lebensjahr habe ich keinen Kaffee getrunken, weil ich als Kind einen probiert hatte und ich ihn viel zu bitter fand. Erst als einer meiner Kollegen mir einen Latte Macchiato von einem Kiosk mitbrachte, gab ich dem Kaffee eine Chance. Von da an trank ich immer wieder einen Latte, bis aus dem 'immer wieder' ein täglich wurde. Mittlerweile trinke ich auch Cappuccino und Kaffee. Mit dem Konsum ist die nächsten 40 Tage Schluss. Wie sehr wird mir der Kaffee fehlen, den ich so gerne schlürfe? Und auf was greife ich dann zu? Cola, Süßigkeiten...?"

Susanne Pritscher

... verzichtet auf Süßes

"Gerade während der Arbeit lauern auf meinem Weg überall die Süßigkeiten-Fallen. Das beginnt schon auf dem Weg zur Arbeit an der Theke in der Bäckerei, in der Mittagspause in der Eisdiele oder selbst im Büro am Süßigkeitentisch. Und gerade an einem langen Arbeitstag greif ich gern ab und an zu etwas Süßem. In den kommenden 40 Tagen will ich aber mal auf den ganzen Süßkram verzichten. Obst statt Krapfen lautet die Devise - wie ich mich schlagen werde? Ich bin selbst gespannt."