Staumeldungen aus der Luft

Die ADAC-Flugbeobachter heben in Landshut ab


Pilot Stefan Esterl (links) und Flugbeobachter Klaus Ablaßmeier starten in Landshut und überfliegen ganz Südbayern. Ihre Aufgabe: Staus melden und Tipps zu Umfahrungen geben. Darüber hinaus steht Ablaßmeier in ständigem Kontakt mit dem mobilen ADAC-Stau-Studio und den Stauberatern, die mit ihren Motorrädern auf ihren Streckenabschnitten am Boden unterwegs sind.

Pilot Stefan Esterl (links) und Flugbeobachter Klaus Ablaßmeier starten in Landshut und überfliegen ganz Südbayern. Ihre Aufgabe: Staus melden und Tipps zu Umfahrungen geben. Darüber hinaus steht Ablaßmeier in ständigem Kontakt mit dem mobilen ADAC-Stau-Studio und den Stauberatern, die mit ihren Motorrädern auf ihren Streckenabschnitten am Boden unterwegs sind.

Von Lisa Marie Wimmer

Fast jeder kennt die Staumeldungen aus dem Radio, aber kaum jemand weiß, dass die Flugbeobachter in Landshut starten. Redakteurin Lisa Marie Wimmer wollte sich das genauer anschauen und hat sie einen Tag begleitet.

"Da ist ein Unfall passiert", sagt Klaus Ablaßmeier und deutet rechts aus dem Fenster. Schon lenkt der Pilot Stefan Esterl seine 172er Cessna xp ein und fliegt zwei enge Kreise über dem Unfall. Ablaßmeier schaut gebannt nach unten, ein Hubschrauber ist gerade auf der Autobahn gelandet. Die Fahrbahnen sind alle gesperrt und dahinter bildet sich langsam aber sicher ein Stau.

Klaus Ablaßmeier überblickt die Lage kurz aus der Luft, dann ruft er bei Antenne Bayern an. Denn der Radiosender bekommt die Staumeldungen aus der Luft exklusiv und live ins Studio.

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Das Flugzeug der Flugbeobachter ist am Flugplatz Ellermühle untergestellt.

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Die Crew überprüft die Wetterlage für ihre Route.

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Mit 200 Stundenkilometern und 500 Meter überm Boden fliegen die Staubeobachter am Sonntag über die Autobahnen.

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Vor dem Abflug checkt Pilot Stefan Esterl das Motoröl.

Wetter zum Fliegen heuer eine "Vollkatastrophe"

Jedes Jahr zwischen den bayerischen Pfingst- und Sommerferien sind die ADAC-Flugbeobachter an den Wochenenden unterwegs. Startpunkt ist immer der Flugplatz Ellermühle in Landshut. Am vergangenen Sonntag heben der Landshuter Stefan Esterl (42) und der Münchner Klaus Ablaßmeier (54) gemeinsam ab.

"Heuer ist das Wetter eine Vollkatastrophe", sagt Ablaßmeier und schaut in den Himmel. Regen und Wolken können die Flugbeobachter nämlich überhaupt nicht gebrauchen. Doch davon gab es dieses Jahr reichlich. "Es gab bisher kein Wochenende, wo man sicher sagen konnte, dass man problemlos fliegen kann", berichtet der Münchner. Auch am vergangenen Sonntag verschiebt sich der Abflug wetterbedingt um 45 Minuten.

Rettungsgasse: "Das hat schon mal besser geklappt"

Als die Staubeobachter den ersten Unfall entdecken, fällt das, was auch am Boden oft stark kritisiert wird, noch deutlicher auf: Die Rettungsgasse fehlt komplett und die Autos auf der Gegenfahrbahn werden in der Nähe des Unfalls langsam, die Abstände verkürzen sich. Ablaßmeier wundert das nicht mehr, aber es ärgert ihn. Zur fehlenden Rettungsgasse sagt er: "Das hat auch schon mal besser geklappt." Seit der Pandemie funktioniere es nicht mehr so sehr. Der Flugbeobachter schätzt, dass die Leute einfach aus der Übung gekommen sind.

Die meisten Unfälle, so der Eindruck von Ablaßmeier, passieren am Irschenberg oder am Hofoldinger Forst. Ursachen für Staus beziehungsweise Unfälle seien zu wenig Abstand, gefährliches Einscheren oder Pannenfahrzeuge, erzählt der Münchner, der den Nebenjob als Flugbeobachter inzwischen schon seit 27 Jahren macht. Unter der Woche arbeitet er als Bereichsleiter beim ADAC. Mit der Tätigkeit als Flugbeobachter erfüllt er sich den Traum vom Fliegen. Auch wenn er nur der "Beifahrer" ist.

Denn der Pilot am Sonntag ist Stefan Esterl. Ablaßmeier lässt sich oft von den Piloten das Fliegen erklären und kann sie mit Fragen löchern. "Zu fliegen ist ein Gefühl von Freiheit", sagt er: "Außerdem mag ich die Natur drumherum sowie die Tatsache, dass es beim Fliegen keinen Stau gibt."

Der Landshuter Stefan Esterl fliegt für die ADAC-Flugbeobachter schon in der zweiten Generation. Denn auch sein Vater flog bereits mit dem ADAC über die bayerischen Autobahnen. Seit vier Jahren opfert nun er immer wieder seine Sommer-Wochenenden, um mit dem ADAC als Pilot in die Luft zu gehen. Er mache es aber gern, sagt er: "Für mich hat das fast etwas Entspannendes." Denn in der Luft sei er weit weg vom Alltag und könne die Landschaft um sich herum genießen. Wenn er nicht gerade in der Luft ist, arbeitet der gelernte Luftverkehrskaufmann bei einer Landshuter Fluggesellschaft.

Auf einen Kaffee nach Zell am See

Wenn es die Umstände zulassen, dann landet die Zweiercrew der ADAC-Flugbeobachtung auch einmal pro Schicht zum Mittagessen. "Man schnell auf einen Kaffee nach Zell am See - das ist schon ein Traum", sagt Ablaßmeier. Und Esterl ergänzt: "Da mag ich Kufstein oder St. Johann am liebsten."

Drei Fragen an die Autorin

Warum hast du diese Geschichte geschrieben?

Fast jeder kennt die ADAC-Flugbeobachter aus dem Radio, wenn das Stau-Studio über Unfälle, Staus und mögliche Umfahrungen informiert. Doch die wenigsten wissen, dass der Flieger der Flugbeobachter seit Jahren in Landshut startet. Das musste ich mir einfach genauer anschauen.

Wie bist du bei der Recherche vorgegangen?

Ach das war ganz simpel. Ich habe mich einen Tag lang mit in das Flugzeug der Beobachter gesetzt und ihnen über die Schulter geschaut.

Welche Rückmeldungen hast du auf die Geschichte erhalten?

Ich wurde des Öfteren gefragt, ob ich denn wirklich in dem Flugzeug mitgeflogen bin und wie es so war. Und ich musste dann ganz ehrlich sein, dass mir schon immer wieder anders wurde. Vor allem, wenn der Pilot in steilen Kreisen um Unfälle herumgelogen ist. Da habe ich teilweise schon nach der Kotz-Tüte Ausschau gehalten. Gebraucht habe ich sie zum Glück aber nicht.