Stadt und Landkreis Landshut

Einbruch-Serie sorgt für Angst und Frust


Die Einbruch-Serie im Landkreis Landshut nimmt immer größere Ausmaße an. Besonders betroffen sind Ergolding und Altdorf. (Symbolbild)

Die Einbruch-Serie im Landkreis Landshut nimmt immer größere Ausmaße an. Besonders betroffen sind Ergolding und Altdorf. (Symbolbild)

Von Matthias Jell und Redaktion idowa

In Stadt und Landkreis Landshut macht sich Verunsicherung breit. Eine rasant anwachsende Zahl von Einbrüchen hält die Polizei in Atem.

Am vergangenen Freitag hat es Ergolding erwischt. Wieder einmal Ergolding. Nach einem Einbruch Am Gänsgraben jagte die Polizei die Täter in den Abendstunden mit allen verfügbaren Kräften. Ein Polizeihubschrauber kreiste über der Marktgemeinde, Ortsausgänge wurden dicht gemacht, etliche Verkehrsteilnehmer kontrolliert. Vergebens. Die Einbrecher entwischten mit einer Beute von mehreren tausend Euro.

Seit Oktober 2017 verzeichnete die Polizei in Ergolding 25 Einbrüche. "Diese Zahl ist schon nicht unerheblich", ordnet Polizeisprecher Stefan Scheibenzuber diese Fall-Statistik ein. Besonders besorgniserregend: Die Tendenz ist steigend. Vor allem seit Dezember wüten die Täter dort mehrmals wöchentlich. Eine Entwicklung, die auch Ergoldings Bürgermeister Andreas Strauß mit Sorge beobachtet. "Die Angst und die Verunsicherung sind bei den Bürgern spürbar da", berichtet Strauß.

Eigener Sicherheitsdienst für Ergolding?

Gleichwohl ist man sich auch in Ergolding bewusst, dass der Polizei nur begrenzte Mittel zur Verfügung stehen, um den Einbrechern das Handwerk zu legen. Deshalb ist die Idee eines Bürgertelefons und eines eigens beauftragten Sicherheitsdienstes an Bürgermeister Andreas Strauß herangetragen worden. "Ich verstehe die Ängste der Bürger, aber diese Wünsche werden nur schwer realisierbar sein", so Strauß.

Vielmehr müsse man die Menschen noch deutlicher für die Risiken sensibilisieren. Strauß: "Man darf einfach nicht mehr blauäugig durch die Welt gehen. Ich finde es bedenklich, wenn man in Zeiten wie diesen noch Bargeld oder Schmuck im Wert von mehreren tausend Euro zu Hause aufbewahrt." Ein weiteres bedenkliches Phänomen: Facebook. "Es ist leider immer wieder festzustellen, dass verdächtige Beobachtungen zwar sofort auf Facebook gepostet, nicht aber der Polizei gemeldet werden", kritisiert Ergoldings Rathauschef.

"Das generelle Sicherheitsgefühl ist weg"

Auch, wenn er selbst noch von keinem Einbruch betroffen war, ist die Situation auch für Andreas Strauß schwierig: "Ich würde gerne helfen, kann aber nicht. Das macht einen schon ohnmächtig." Als unsicheres Pflaster möchte Strauß Ergolding dennoch nicht betrachten. Die Zeiten hätten sich eben "leider geändert", das "generelle Sicherheitsgefühl" sei weg. Strauß: "Traurig ist diese Entwicklung schon. Die Auswirkungen erlebe ich auch im Familienkreis. Meiner Nichte haben wir erst kürzlich erklärt, dass sie nach der Schule auf gar keinen Fall ins Haus gehen soll, wenn die Tür offen steht, weil es sein könnte, dass sich dann Einbrecher im Gebäude aufhalten. Bei meinem Bruder wurde bereits eingebrochen."

"Früher kannte man solche Zustände nur in Großstädten"

Doch nicht nur in Ergolding wüten Einbrecher in diesem Ausmaß. Stark betroffen ist auch Altdorf. Seit Oktober 2017 verzeichnete die Polizei dort 20 Einbrüche. Zum Vergleich: im gleichen Zeitraum waren es im ganzen Stadtgebiet Landshut 41 Einbrüche. Die Marktgemeinden Ergolding und Altdorf liegen in unmittelbarer Nähe der Autobahn A92 und gelten daher als besonders gefährdet für Einbrüche. Ein Thema, das daher auch Altdorfs Bürgermeister Helmut Maier intensiv beschäftigt. "Früher kannte man solche Zustände nur von Großstädten aus den Medien. Mittlerweile hat es auch uns in der ländlichen Region erreicht. Ich kenne viele Betroffene persönlich", berichtet Maier. Was die Täter anbelangt, hat der Rathauschef eine eindeutige Meinung: "Ich glaube nicht an einen Einzeltäter. Wenn man die Vielzahl der Einbrüche betrachtet, ist es für mich wahrscheinlicher, dass hier organisierte Banden am Werk sind."

Polizei arbeitet "absolut am Limit"

An einen "Einbrecher auf der Durchreise" glaubt man derweil auch in Reihen der Polizei nicht. Vielmehr gilt es als wahrscheinlich, dass sich die Täter vorübergehend im näheren Umkreis einquartiert haben und von dort aus immer wieder auf Beutezug gehen. Ein Lichtstreif am Horizont: die Polizei verfolgt bereits die eine oder andere heiße Spur. "Wir arbeiten mit voller Manpower absolut am Limit", versichert der Polizeisprecher.

Das weiß auch Landshuts Oberbürgermeister Alexander Putz: "Die Landshuter Polizei leistet hier herausragende Arbeit. Klar ist aber auch, dass eine stärkere Polizeipräsenz wünschenswert wäre. Dafür müssten aber erst die nötigen Planstellen geschaffen und besetzt werden." Putz selbst wohnt im Landkreis und hat auf die Entwicklungen bereits entsprechend reagiert: "Ich habe mein Privathaus zusätzlich sichern lassen. Die Polizei bietet hierfür eine Beratung an. Mir wurde gesagt, dass das Haus jetzt zumindest zu 98 Prozent vor Einbrüchen sicher ist."

Um die Verbrecher endlich dingfest machen zu können, ist die Mithilfe der Bevölkerung wichtiger denn je. Heißt, verdächtige Beobachtungen sofort der Polizei melden. Ein gesundes Maß an Misstrauen ist hier wünschenswert. Scheibenzuber: "Lieber einmal zu oft, als einmal zu wenig bei uns anrufen. Wir können leider nicht an allen Orten gleichzeitig sein."