SSV Jahn Regensburg

Jann George: "Haben keine Lust zu verlieren"


Vier Tore konnte Jann George in dieser Saison schon bejubeln - unter anderem beim historischen 5:0-Erfolg beim Hamburger SV.

Vier Tore konnte Jann George in dieser Saison schon bejubeln - unter anderem beim historischen 5:0-Erfolg beim Hamburger SV.

Acht Spiele ungeschlagen, 20 Punkte, Platz sieben: Der SSV Jahn Regensburg ist mit einer sehr guten Bilanz in die Länderspielpause gegangen. Im idowa-Interview spricht Offensivspieler Jann George über die bisherige Saison, seine persönliche Ausbeute und erklärt die Comeback-Qualitäten der Jahnelf.

Herr George, der Jahn steht zur Länderspielpause prächtig da. Wie bewerten Sie die bisherige Saison?
Jann George: Am Anfang haben wir uns ein bisschen schwergetan, richtig in die Spur zu finden. Wir mussten ein paar unerwartete, teils auch bittere Niederlagen hinnehmen. Mit dem Sieg in Hamburg haben wir in die Spur gefunden und konnten den Flow mit in die nächsten Spiele nehmen. Wir haben Spiel für Spiel unsere Leistung abgerufen und hatten auch das nötige Glück, um die Spiele für uns zu entscheiden. Dadurch konnten wir mit einem positiven Gefühl in die Pause gehen.

Sie haben das historische 5:0 beim Hamburger SV bereits angesprochen. Was hat dieser Sieg in der Mannschaft ausgelöst?
George: Wenn man zum HSV fährt, dann rechnet man sich im ersten Moment nicht so viel aus. Wenn man ein solches Spiel dann gewinnt, noch dazu so deutlich, dann gibt das jedem einzelnen Selbstvertrauen. Ich denke schon, dass das Spiel ausschlaggebend war für den Lauf der letzten Woche. Wir haben noch mehr an die eigene Stärke geglaubt, dass wir die Gegner mit unserer Art zu spielen stressen können und sie Probleme haben, uns zu bespielen.

Die Hälfte der 20 Punkte hat die Mannschaft nach Rückstand geholt. Können Sie sich das erklären?
George: Manchmal kann man sich das tatsächlich auch selbst nicht erklären. Aber grundsätzlich haben wir die Einstellung im Team, dass das Spiel nach einem Rückstand nicht verloren ist. Im Gegenteil: wir haben dann ein Stück weit Wut in uns. Wir wollen den Fans und auch uns selbst beweisen, dass wir es besser können, das ist noch mehr Ansporn. Wir haben dafür auch die richtigen Typen in der Mannschaft und haben einfach keine Lust darauf zu verlieren.

Auch in den letzten fünf Spielen lag die Mannschaft immer zurück und punktete trotzdem. Braucht die Mannschaft den Reiz eines Rückstands?
George: Nein, dafür brauchen wir keinen Rückstand. In vielen Spielen in der Zweiten Liga ist es so, dass das erste Tor entscheidend ist. Vielleicht fühlen sich manche Teams nach einer Führung auch zu sicher. Wir als Mannschaft geben aber grundsätzlich immer 90 Minuten Vollgas, für uns gibt es nur eine Richtung: nach vorne. Es kann schon sein, dass man nach einem Rückstand die Situationen vielleicht noch mehr erzwingt. Aber grundsätzlich brauchen wir kein Gegentor um Vollgas zu geben.

Wie kann man den aktuellen Schwung in die Spiele nach der Länderspielpause mitnehmen?
George: Länderspielpause ist ja nicht gleich Pause. Wir haben am Donnerstag ein Testspiel gemacht und halten uns auch über das Wochenende fit. Im Testspiel sind Spieler zum Einsatz gekommen, die zuletzt nicht so häufig gespielt haben. Das ist auch wichtig, denn wir brauchen als Team alle Spieler bei einhundert Prozent. Die Pause nutzen wir aber auch, um zu regenerieren. Viele Spieler hatten in der bisherigen Saison eine hohe Belastung. Da kann man wieder Kraft tanken, Zeit mit der Familie verbringen und den Akku aufladen.

Sie sind einer von fünf Spielern, die bislang alle Liga-Spiele von Beginn an bestritten haben. Wie bewerten Sie Ihre eigene Entwicklung?
George: Ich habe immer gewusst, welche Stärken und Schwächen ich habe. Letztes Jahr war es anfangs nicht ganz leicht. Es war eine neue Liga, man musste sich erst an das höhere Tempo und die Gegner gewöhnen. Inzwischen haben wir uns im Zweitliga-Fußball behauptet und es fällt einiges leichter. Ich bin froh, dass ich viel Spielzeit habe und versuche, das der Mannschaft und dem Trainerteam zurückzuzahlen.

Das heißt, die These, das zweite Jahr sei meist das schwierigere, trifft bei Ihnen nicht zu?
George: Ich kann das aus meiner Vergangenheit nicht beurteilen. Seit ich beim Jahn bin, spielen wir zum ersten Mal ein zweites Jahr in einer Liga. Die Ausgangslage ändert sich allerdings schon auf eine gewisse Art und Weise. Im ersten Jahr ist man Aufsteiger und will einfach nur so viele Punkte wie möglich holen. Im zweiten Jahr ist man in manchen Spielen der Favorit. Es kann sein, dass das für manche Teams leistungsmindernd ist. Ich bin überzeugt, dass es vor allem den Glauben an sich selbst braucht sowie eine gute taktische und mentale Einstellung. Das ist bei uns im Team alles vorhanden.

Sie haben bislang vier Tore erzielt und zwei vorbereitet. Zufrieden?
George: Ich bin auf jeden Fall nicht unzufrieden. Natürlich könnten es auch noch mehr sein. Aber solange wir gewinnen und ich der Mannschaft weiterhelfen kann, passt alles. Im Fußball geht es schließlich nicht um individuelle Statistiken, sondern um den Teamerfolg.

Sie haben in den letzten Wochen vermehrt auf dem linken Flügel gespielt statt wie gewohnt auf der rechten Seite. Wie kam es zu dieser Umstellung?
George: Der Trainer weiß, dass ich auf beiden Seiten spielen kann. Er entscheidet, wie er aufstellt. Da seit einigen Spielen Sebastian Stolze rechts spielt, habe ich die Seite gewechselt. Stolle kommt das Spiel rechts besser gelegen, da er ein sehr geradliniger Spieler ist, der die Außenbahn mit viel Tempo bespielen kann. Letztlich ist alles dem Ziel untergeordnet, die Stärken aus jedem Spieler herauszuholen.

Sie haben drei Ihrer vier Saisontore erzielt, als sie links gespielt haben. Kam Ihnen der Wechsel zu Gute?
George: Mir ist es eigentlich egal, auf welcher Seite ich spiele. Wenn ich über links spiele, dann habe ich mehr Situationen, wo ich nach innen ziehen und den Abschluss suchen kann. Aber das ist auch immer abhängig vom jeweiligen Spiel. Würde ich auf beiden Seiten über einen längeren Zeitraum spielen, glaube ich nicht, dass sich die Statistik groß unterscheiden würde.

Bis zur Winterpause stehen nun noch fünf Spiele an. Was haben Sie sich dafür vorgenommen?
George: Wir wollen so viele Punkte holen wie möglich. Aber da spielen leider auch noch die Gegner eine Rolle (schmunzelt). Letztlich ist es unser Ziel, die 40 Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. Dafür wollen wir bis zum Winter alle Punkte mitnehmen, die wir mitnehmen können.