Sophias MUT

Umwelt-Helden am Heldenmarkt


Melanie Reinert von der Tierrechtsorganisation "Animals United" fordert: Echtpelz muss verboten werden!

Melanie Reinert von der Tierrechtsorganisation "Animals United" fordert: Echtpelz muss verboten werden!

Von Sophia Häns

Zu der Nachhaltigkeits-Messe "Heldenmarkt" fahre ich nicht mit dem Auto nach München, sondern mit dem Zug. Den Rest gehe ich zu Fuß. Auch, wenn ich bis zum MVG-Museum, in dem der "Heldenmarkt" stattfindet, 35 Minuten im Regen spaziere.

Teil der Kampagne der Heldenmarkt-Veranstalter ist der Satz: "Für alle, die was merken." Und ja, wenn ich die Medien- und Einkaufswelt betrachte, merke ich tatsächlich: Irgendwas läuft schief. T-Shirts für 4,99 Euro, Erdbeeren im Winter "frisch aus Australien". Der Heldenmarkt dagegen ist für alle, die was merken und für alle, die es besser machen wollen. Ich will wissen, was ich besser machen kann. Dafür besuche ich den Heldenmarkt.

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Fast das gleiche Motto wie das von "Sophias MUT - Menschen, Umwelt, Tiere".

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Wenn du über die Aussagen dieser Karten gestolpert bist, oder sie zweimal gelesen hast, könnte dich der Heldenmarkt interessieren.

Alles kann Echtpelz sein

"Echtpelz ist günstiger als Kunstpelz", erklärt mir Melanie Reinert am Stand von "Animals United", einer Tierrechtsorganisation. Der erste Stand, an dem ich stehenbleibe. "An Handstulpen für drei Euro wurde echter Pelz gefunden". Gerade an Billigprodukten sei sehr oft echter Pelz. Es gebe keine verlässliche Bezeichnung für Echtpelz. "Echtpelz wurde zum Ramschprodukt", sagt Melanie. In den vergangenen Jahren sei das sogar schlimmer geworden: Dekobommel an Taschen oder Schlüsselanhängern, Fuchsschwänze an Fahrrädern oder Bommel auf Mützen. In Asien würden die Tiere nur für die Pelzproduktion in Gitterkäfige gepfercht und unter schlimmsten Umständen gehalten. 50 Prozent aller Pelze stammen alleine aus China. "Animals United will dagegenhalten," sagt sie weiter. Ihr Ziel: ein Verkaufsverbot für Echtpelz. Pelz sei nicht nur katastrophal für Tiere, sondern auch für Menschen und Umwelt: "Pelz ist Gift auf unserer Haut." Die Chemikalien, mit denen der Pelz behandelt wird, nähmen wir direkt über die Haut auf. Melanie erklärt: "Pelz ist dadurch eben kein Naturprodukt."

Weiter durch die Halle. An den Essensständen, an denen ich vorbeikomme, gibt es vegetarische oder vegane Gerichte, nichts "to go" (außer man hat einen "Recup" für den Kaffee dabei), sondern nur Porzellangeschirr. Der Müll wird getrennt.

Der erste Heldenmarkt fand 2010 in Berlin statt. Mittlerweile können Interessierte die Messe auch in Hamburg, Nürnberg, Stuttgart oder - wie ich - in München besuchen. Die Ausstellung will zeigen, wie einfach es ist, nachhaltig und gesund zu leben, ohne verzichten zu müssen. Denn Alternativen gibt es in allen Bereichen.

Rund 90 Aussteller sind in München: für Ökostrom, ethische Geldanlagen, bio-faire Streetwear und Accessoires, Naturkosmetik und Bio-Lebensmittel.

Superfood aus Kürbiskernen

Und an einem Stand für Bio-Lebensmittel bleibe ich dann auch stehen. Grünes und gelb-braunes Pulver in kleinen Schüsseln. "Austrian Superfood". Ein bisschen riecht es am Stand der "Schalk Mühle" wie an Halloween. Das liegt an den Kürbiskernen. Gesundheitsbewusste Menschen, vor allem Sportler und Vegetarier, kaufen ihre Produkte, erklärt mir eine junge Frau mit blonden Locken. Der Familienbetrieb aus Österreich produziert Bio-Produkte aus Kürbiskernen ohne Zusatzstoffe: Öl, Protein-Pulver oder Pesto. Die "Schalk Mühle" beziehe ihre Rohstoffe aus Österreich und kenne alle Landwirte persönlich, erfahre ich im Gespräch. Laut den Besitzern versorgt ein eigenes Wasserwerk die Produktion mit mehr Energie, als die Herstellung benötigt. Das Geschäftsmodell beeindruckt mich.

Nachtwäsche für den Tag

Im Mode-Bereich entdecke ich Nachtwäsche, die man auch am Tag tragen kann. Die Idee der Gründerin von "Angels Ambition", Karin Schönbuchner aus Passau. Die Stoffe: weich und angenehm, viele davon mit kleinen Sternen. Karin kommt aus der Textil-Branche. Sie war viel in China oder Bangladesch unterwegs. Seit der Gründung von "Angels Ambition" im Dezember 2016 ist sie Freiberuflerin. Mit ihrem fairen und nachhaltigen Modelabel will sie alles anders machen. Obwohl sie dadurch in der Stoffauswahl eingeschränkt ist, stammen 80 Prozent ihrer Stoffe aus Deutschland. Ihre Produkte werden fair in der Bundesrepublik gefertigt. Das heißt im Umkehrschluss: "Die Kleidung ist natürlich teurer, aber die deutschen Näher und Näherinnen sollen ja davon leben." Verpackt in Stoffbeuteln kommt die Mode bei den Kunden an. Nachhaltigkeit als Gesamtkonzept.

Auf dem Weg durch die Halle fallen mir viele junge Leute auf. Vielleicht liegt das daran, dass meine Generation tatsächlich etwas merkt. Zum Beispiel, dass es gut wäre, Einiges zu ändern. Auf dem Rückweg, 35 Minuten im Regen, beschließe ich, das war nicht mein letzter Heldenmarkt.

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