Schüler-Protest in Nürnberg

Abiturienten verweigern den Präsenzunterricht


Aus Sorge vor einer Ansteckung verweigerten aber Abiturienten an sieben Schulen in Nürnberg den Präsenzunterricht (Symbolbild).

Aus Sorge vor einer Ansteckung verweigerten aber Abiturienten an sieben Schulen in Nürnberg den Präsenzunterricht (Symbolbild).

Nach der Entscheidung der bayerischen Landesregierung befinden sich Abschlussklassen in Bayern seit Montag wieder im Wechselunterricht. Das hat bei einigen Schülern für Unverständnis gesorgt. In Nürnberg blieb ein Teil der Abschlussklassen dem Unterricht fern.

Nach fast sieben Wochen Distanzunterricht dürfen dank sinkender Corona-Neuinfektionen bayerische Schüler der Abschlussklassen an Gymnasien, Fachoberschulen und Berufsoberschulen seit Montag wieder in der Schule lernen. Im Wechselunterricht wird jeweils eine Gruppe zu Hause beschult, die zweite im Klassenzimmer unter strengen Corona-Regeln und das Ganze im Wechsel.

Aus Sorge vor einer Ansteckung verweigerten aber Abiturienten an sieben Schulen in Nürnberg den Präsenzunterricht, wie der Bayerische Rundfunk berichtete. Die Schüler wollen erreichen, dass die Stadt den Wechselunterricht aussetzt. Allerdings wäre das nicht gemäß der Vorgabe der Staatsregierung. In Nürnberg liegt der Sieben-Tage-Inzidenzwert mit 107,26 unter 200. Die Regierung nehme die Sorgen der Schüler ernst, wie das Kultusministerium auf idowa-Anfrage mitteilt. Allerdings obliege es dem Gesundheitsamt vor Ort, über den Unterricht zu entscheiden. Das Amt kann eine abweichende Entscheidung treffen, wenn strengere Infektionsschutzmaßnahmen nötig sind. Laut Kultusministerium sind die betroffenen Schulen in Nürnberg bereits im Gespräch mit ihren Schülervertretern. Am Montag seien ohnehin nicht alle Schüler dem Unterricht ferngeblieben.

Der Bayerische Philologenverband äußerte Verständnis für die Aktion. "Die Politik warnt vor Mutationen und empfiehlt dringend Homeoffice, schickt aber Abiturklassen und ihre Lehrkräfte in den Wechselunterricht. Das bereitet Sorgen", teilt der Verband mit. Die Erfahrungen der vergangenen Wochen würden zeigen, dass trotz Stress und hohen Aufwands die Beteiligten den Distanzunterricht meistern konnten. "Nun werden halbe Kurse in die Schulen geholt, was die Lehrkräfte dort bindet. Das geht zulasten anderer Klassen", sagt Pressesprecher Benedikt Karl im Gespräch.

Das Kultusministerium begründet seine Entscheidung damit, dass Präsenzunterricht im Hinblick auf Abschlussprüfungen pädagogische Vorteile biete. Vielen Schüler falle es schwer, im Distanzunterricht am Ball zu bleiben und es gäbe noch einen anderen Grund: "Schule ist nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch der sozialen Begegnung."

Der Landesschülerrat spricht sich für einen Dialog aus. "Das Ministerium hat mit der Rückholaktion eine Fehlentscheidung getroffen. Ich verstehe es, wenn sich Schüler nicht der Infektionsgefahr aussetzen wollen und sich zu solchen Handlungen gezwungen fühlen. Wir wünschen uns allerdings, dass man einen kommunikativen Weg sucht und mit den Direktoren spricht", sagt Pressesprecher Tobias Fritz.