Schock für Biles

Die Jahrhundert-Turnerin ist nur Zuschauerin


Trainer Laurent Landi umarmt Simone Biles aus den USA, nachdem sie das Mannschaftsfinale aufgrund einer Verletzung verlassen musste.

Trainer Laurent Landi umarmt Simone Biles aus den USA, nachdem sie das Mannschaftsfinale aufgrund einer Verletzung verlassen musste.

Von sid

Es waren bizarre Momente: Simone Biles klatschte, sie schrie, sie warf Küsschen in die Kamera - dabei war sie längst nur noch Zuschauerin. Während die Sozialen Netzwerke rund um den Globus regelrecht explodierten, verfolgte der Kunstturn-Superstar das olympische Mannschaftsfinale im weißen Trainingsanzug. Ihre große Show war beendet, bevor sie richtig begonnen hatte.

Biles stieg nach dem ersten von vier Geräten aus - "aus medizinischen Gründen", wie der US-Verband mitteilte. Nach Informationen von ESPN hat die Jahrhundert-Turnerin eine Verletzung am rechten Bein erlitten. Andere US-Quellen allerdings spekulierten umgehend mit mentalen Problemen.

Biles verlässt Halle nach verpatztem Abgang

Biles hatte die Halle nach einem verpatzten Abgang beim Sprung und anschließenden Diskussionen mit ihrer Trainerin plötzlich verlassen. Als sie rund zehn Minuten später zurückkehrte, gab das US-Team das vorzeitige Ausscheiden der Rekord-Weltmeisterin bekannt.

Damit startete die Gold-Mission der viermaligen Olympiasiegerin von Rio 2016 mit einer riesigen Enttäuschung. In die Medaillenentscheidung griff Biles nicht mehr ein, die Übungen am Stufenbarren, Balken und Boden turnte ihre Ersatzfrau.

Weiterer Einsatz ist noch offen

Ob die Rekord-Weltmeisterin in Tokio überhaupt noch an den Start gehen kann, blieb zunächst offen. Während des Wettbewerbs am Dienstagabend im Ariake Gymnastics Center wurde Biles immer wieder von ihrer Trainerin in den Arm genommen. Auch ihre Teamkolleginnen streichelten ihr die Wange.

Biles, die schon in der Qualifikation für sie ungewöhnliche Wackler gezeigt hatte, ist in Tokio einem enormen Druck ausgesetzt, die Last auf den Schultern der 24-Jährigen ist riesig. In der Heimat wird dieser Tage nicht weniger als die Wiederholung ihrer vier Rio-Goldmedaillen von Biles erwartet.

Erwartungshaltung belastet die Star-Turnerin

"Im Moment habe ich wirklich das Gefühl, dass ich das Gewicht der ganzen Welt auf den Schultern trage", offenbarte Biles nach der Qualifikation bei Facebook, nachdem eine unsaubere Landung am Boden und ein verstolperter Abgang vom Schwebebalken für Diskussionen nicht nur in den turnverrückten USA gesorgt hatten.

Diese enorme Erwartungshaltung formulierte Teamkoordinator Tom Forster unmissverständlich: "Die Vorrunde war ein Weckruf, wir müssen daraus lernen. Wir müssen uns dringend darauf konzentrieren, die Fehler zu beheben." Zwar waren auch Biles' Teamkolleginnen nicht ohne Patzer geblieben, doch Adressatin der Kritik war zweifellos in erster Linie die 1,42 m kleine Ausnahmeathletin.

Genau so jedenfalls kamen diese Vorhaltungen auch bei ihr an: "Ich weiß, dass ich den Druck beiseite schieben kann, und dann sieht es so aus, als ob ich ihn nicht mehr spüre. Aber manchmal ist das verdammt hart. Olympia ist kein Spaß."