Interview

Schaustellerpräsident: Hotels und Taxler sollen für die sichere Wiesn zahlen


Von Markus Giese / Online

Der Präsident der Schausteller fordert, dass sich Hotel und Taxler an den gesteigerten Sicherheitsausgaben auf dem Oktoberfest beteiligen, damit die Preise wieder volkstümlich werden.

Alle Jahre wieder schaut Schaustellerpräsident Albert Ritter beim "Leuchtturm der Volksfeste" auf der Theresienwiese vorbei. Heuer hat er sich den Fragen der AZ gestellt und erklärt, warum Karussellfahren immer teurer wird und wer das ändern könnte.

Herr Ritter, höher, schneller, krasser. Wie extrem können die Fahrgeschäfte noch werden?
Albert Ritter: Technisch gibt es keine Grenzen. Die Ingenieure können noch höher bauen und die Attraktionen noch schneller machen. Die Grenze ist die menschliche Belastbarkeit. Kein Schausteller lässt ein Fahrgeschäft bauen, in dem nur noch NASA-Piloten mitfahren können.

Werden noch richtig große Fahrgeschäfte wie der Olympia-Looping neu gebaut?
Ritter:Nein, das rentiert sich nicht. Der Olympia-Looping stand heuer nur einige Wochen auf Volksfesten, weil etwa durch gestiegene Benzinpreise und Bürokratie wie Sondergenehmigung für Wegstrecken die Transportkosten extrem gestiegen sind. Die Achterbahn wird ja auf 60 Lastwagen transportiert. Und es kommen noch dann weitere gestiegene Kosten hinzu.

Welche Kosten?
Ritter:Dass ein teurer Sicherheitszaun um ein Volksfest gezogen wird, elektronische Poller eingelassen werden und hunderte Sicherheitsmitarbeiter bezahlt werden müssen, damit hat vor zehn Jahren niemand gerechnet.

Müssen die Schausteller so viel für die Sicherheit mitbezahlen?
Ritter:Wir sprechen allein bei Kleinschaustellern von mehreren hundert Euro, das geht schnell in die Tausende. Obwohl doch die Sicherheit eine hoheitliche Aufgabe ist. Die Fußballvereine werden schließlich auch nicht an den Kosten für die Sicherheit beteiligt.

Ritter: Tourismus-, Hotel- und Taxiverband sollen auch zahlen

Sie meinen, Stadt, Land und Bund sollen für die Sicherheitskosten allein aufkommen?
Ritter:Nein. Aber es verdienen ja nicht nur jene, die auf dem Gelände stehen am Oktoberfest. Der Tourismus-, Hotel- und Taxiverband könnte auch Geld dazugeben.

Würde man eine solche Entlastung an den Wiesn-Preisen denn bemerken?
Ritter:Wir sind an volkstümlichen Preisen sehr interessiert, weil wir von der Masse leben. Gerade die Familien sollen auf die Volksfeste kommen, weil die Kinder unsere Gäste von morgen sind. Wir Schausteller wie Karussellbetreiber und Leut' vom Mandelstand sind es, die so die Zukunft der Volksfeste sichern. Wir haben nämlich kaum ein Kakaozelt auf dem Oktoberfest.

Ein Wiesnbesuch mit der Familie, auch ohne Einkehr im Zelt, ist und bleibt trotzdem teuer.
Ritter: Auf Volksfesten ist der Eintritt grundsätzlich frei und man kann ohne einen Cent auszugeben, auf die Wiesn gehen. Der Großvater, der seinem Enkel ein paar Karussellfahrten und Zuckerwatte spendiert, hat womöglich einen Heidenspaß, obwohl er für sich kein Geld ausgegeben hat.

Sollten Schausteller auf Volksfesten öffentlich gefördert werden?
Ritter: Es ist richtig und wichtig besonders Attraktionen für Kinder zu fördern. Zudem muss die Politik bessere Rahmenbedingungen für Schausteller schaffen. Volksfeste sind immaterielles Kulturgut. Das gilt es zu bewahren.

Alle Infos über die Wiesn finden Sie auch bei der Abendzeitung-Themenseite zum Oktoberfest 2017.