Salching/Stephansposching

Wolf in Niederbayern? Das sagen die Experten


Geht in den Landkreisen Straubing-Bogen und Deggendorf aktuell ein Wolf um? (Symbolbild)

Geht in den Landkreisen Straubing-Bogen und Deggendorf aktuell ein Wolf um? (Symbolbild)

Von Matthias Jell und Redaktion idowa

Drei vermeintliche Wolfssichtungen am vergangenen Wochenende innerhalb weniger Kilometer. Zuerst im Landkreis Straubing-Bogen, dann im Landkreis Deggendorf. Doch war es überhaupt ein Wolf?

Die erste Meldung wurde bereits am Freitagvormittag in der Nähe von Salching (Kreis Straubing-Bogen) gemacht. Tags darauf dann zwei weitere Sichtungen im näheren Umkreis von Stephansposching (Kreis Deggendorf): zuerst in Uttenkofen, dann in den Abendstunden bei Rottenmann. War es das selbe Tier, das am Vortag bei Salching gesehen wurde? Und war es überhaupt ein Wolf? Die jeweiligen Zeugen in Uttenkofen und Rottenmann sind sich jedenfalls sicher, dass es definitiv kein Hund war. Diese Aussagen griff auch die örtliche Polizei entsprechend auf.

Einer der Zeugen hat mit seinem Handy ein Video von der Sichtung gemacht. Dieses Bildmaterial wurde am heutigen Montag von Experten am Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) ausgewertet. Das Ergebnis: ein Wolf lässt sich darauf nicht eindeutig feststellen. "Das Video wurde aus größerer Entfernung gefilmt. Die Bilder sind deshalb zu unscharf, um darauf eindeutig etwas zu erkennen", berichtet ein Sprecher des LfU gegenüber idowa.

Die Experten des LfU sprechen in diesem Fall von einer Sichtung der Stufe C3. Hinweise auf Wölfe werden nach den sogenannten SCALP-Kriterien bewertet. Diese Abkürzung steht für "Status and Conservation of the Alpine Lynx Population". Die SCALP-Kriterien sind als Grundlage für ein standardisiertes Monitoring von einer alpenweiten Expertengruppe ausgearbeitet worden und werden auch weiterhin fachlich weiterentwickelt. Lediglich bei einem Status C1 kann man hier von einem eindeutigen Nachweis zu einem Wolf sprechen. Dies ist beispielsweise bei einem Lebendfang, einem Totfund oder einem genetischem Nachweis der Fall. Ein C2 fußt auf bestätigten Hinweisen durch eine erfahrene Person, die etwa einen Riss durch einen Wolf oder andere Spuren des Wolfes begutachten konnte. C3, wie der aktuelle Fall Salching und Stephansposching, sind dagegen "nicht bestätigte Hinweise", also Sichtungen, die in der Regel nicht eindeutig überprüfbar sind.

Selbst wenn das am vergangenen Wochenende bei Salching und Stephansposching gesichtete Tier ein Wolf gewesen sein sollte, dann wäre ohnehin nicht gesichert, dass sich das Tier noch immer in der Gegend aufhält. "Wölfe legen oftmals bis zu 70 Kilometer am Tag zurück. Ein Wolf aus dem Bayerischen Wald wurde knapp zwei Wochen später im Raum Hamburg gefunden - leider tot", so der Sprecher des LfU. Grund zur Panik bestehe ohnehin nicht. Die Wölfe sind in der Regel allein unterwegs und scheu. Vermeintliche Sichtungen können unter Telefon 09281/18004640 jederzeit an das LfU gemeldet werden - auch am Wochenende. Aber auch die Polizei und das Landratsamt nehmen derartige Hinweise entgegen.