Richtig heizen in den kalten Monaten

„Herunterdrehen, ja – Ausschalten, nein“


Regelmäßig lüften ist auch im Winter das A und O. Nicht nur fürs Raumklima, sondern auch um Schimmel vorzubeugen. (Symbolfoto)

Regelmäßig lüften ist auch im Winter das A und O. Nicht nur fürs Raumklima, sondern auch um Schimmel vorzubeugen. (Symbolfoto)

Von Franziska Hofmann

Wenn die kalte Jahreszeit wieder vor der Tür steht, wird besonders früh morgens im Bad das Bedürfnis immer größer, schon wieder ein bisschen am Heizungsthermostat zu drehen. Der Sommer ist vorbei und der Herbst steht vor der Tür - inklusive kühleren Temperaturen.

Doch wie heizt man eigentlich richtig und vor allem effizient? Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern, erklärt im Interview, die größten Fehler, wenn es ums Heizen geht, wie man Schimmel in der eigenen Wohnung vorbeugen kann und was effizient heizen überhaupt bedeutet.

Herr Dr. Schwarz, was ist eigentlich gemeint, wenn immer die Rede von "effizient heizen" ist?

Lieber stetig auf mittlerer Temperatur heizen, als einmal auf voller Leistung. Das spart dauerhaft Heizkosten, erklärt Experte Dr. Wolfgang Schwarz im Interview.

Lieber stetig auf mittlerer Temperatur heizen, als einmal auf voller Leistung. Das spart dauerhaft Heizkosten, erklärt Experte Dr. Wolfgang Schwarz im Interview.

Dr. Wolfgang Schwarz: Effizient heizen bedeutet, bewusst und sparsam zu heizen. Generell gilt, eine Heizung kann nur dann effizient sein, wenn sie gut gepflegt und regelmäßig gewartet wird, ganz unabhängig davon, wie alt sie schon ist. Abgesehen davon heizt eine 20 Jahre alte Heizung natürlich deutlich weniger effizient als eine moderne Heizung und sollte daher auch irgendwann gegen ein neueres Modell ausgetauscht werden. Aber tatsächlich viel ausschlaggebender für hohe oder niedrige Heizkosten sind viel mehr die Gewohnheiten der Bewohner.

Was sind denn die größten Fehler, die man machen kann, wenn es darum geht, die Wohnung warm zu bekommen?

Ein Trugschluss ist, dass die Wohnung schneller warm wird, wenn man sie direkt auf volle Leistung, also bei klassischen Radiator-Heizungen, auf fünf stellt. Wenn es in der Wohnung kalt ist, dauert es einfach ein bisschen, bis sie warm wird. Stellt man die Heizung dann direkt auf höchste Stufe, schlägt sich das zwar auf die Höhe der Heizkosten, aber man hat nicht unbedingt schneller eine warme Wohnung. Ich empfehle, die Heizung in Wohnräumen durchgehend auf mittlerer Temperatur laufen zu lassen - also das Thermostat zwischen ein-einhalb und drei-einhalb einzustellen. Wichtig ist, dass man die Heizung auch dann nicht ganz ausschaltet, wenn man das Haus für ein paar Stunden verlässt. Herunterdrehen, ja - ausschalten nein. Wenn man in einem leicht aufgeheizten Raum nämlich die Heizung ausschaltet und dann über längere Zeit kein Fenster öffnet, beispielsweise, weil man morgens zur Arbeit geht und erst am Abend zurückkommt, findet kein Luftaustausch in der Wohnung statt. Wenn die Heizung ausgeschaltet wird und die Temperatur irgendwann unter 17 Grad fällt, kondensiert die Flüssigkeit in der Luft und setzt sich an den kältesten Stellen des Mauerwerks ab. Dort kann dann schnell Schimmel entstehen.

Wie kann ich dem vorbeugen?

Stoßlüften ist in diesem Fall das A und O. Drei bis fünf Mal am Tag sollte man alle Fenster komplett für zehn Minuten öffnen, sodass die verbrauchte Luft nach draußen strömen kann. Währenddessen sollte man die Heizkörper ausschalten und erst dann wieder aufdrehen, wenn die Fenster wieder geschlossen sind. Das wird oft falsch gemacht, viele Leute lassen Fenster dauerhaft gekippt und die Heizung dennoch auf niedriger Temperatur laufen - das ist das Gegenteil von effizientem Heizen. Das Ergebnis sieht man dann oft in Form von schwarzen Schlieren an der Fassade. Weil Heizkörper normalerweise immer unter Fenstern angebracht sind, denkt die Heizung dann, dass es im Raum immer kälter ist. Die Heizung heizt dann wie verrückt, aber im Raum wird es trotzdem nicht wärmer, weil die Wärme direkt nach oben zieht und sich inklusive Staubpartikeln an der Mauer festsetzt.

Auf wie viel Grad sollte ich meine Wohnung im Idealfall beheizen?

Je nachdem, wie man sich wohlfühlt. Generell spricht man aber von 20 bis 22 Grad im Wohnbereich, also Küche, Wohnzimmer - Räume in denen man sich hauptsächlich sitzend aufhält. Im Schlafzimmer sollte es ein bis zwei Grad kühler sein, im Badezimmer wiederum ein bis zwei Grad wärmer, da man sich dort ja beispielsweise zum Duschen auch wenig bekleidet aufhält. Da die Luft in Badezimmern tendenziell immer eher feucht ist, ist es hier ganz besonders wichtig, auch richtig zu lüften. Ein Badezimmer mit Fenstern wäre natürlich ideal. Hat man das nicht, empfiehlt es sich, zumindest eine Lüftungsanlage zu haben, um die warme, feuchte Luft aus dem Raum zu transportieren. Generell sollte die Temperatur in der Wohnung aber nicht über 23 oder 24 Grad steigen. Besonders im Winter kann das schnell eine Erkältung zur Folge haben, wenn man aus einer zu warmen Wohnung immer wieder in die plötzliche Kälte muss.

Was ist also ihr Tipp, wenn es darum geht, die Heizkosten dauerhaft möglichst niedrig zu halten?

Die Heizung nicht komplett ausstellen. Kalte Räume auf eine normale Temperatur zu heizen braucht deutlich mehr Energie und damit auch mehr Kosten, als ständig auf einem Temperaturlevel zu bleiben. Wer weiß, dass er länger wegbleibt, weil er beispielsweise in den Urlaub fährt, sollte die Heizung so einstellen, dass die Raumtemperatur zumindest über den berühmten 17 Grad bleibt. Dann erwartet mich auch keine böse Überraschung, wenn ich wieder nach Hause komme. Außerdem kann es nicht schaden, jemanden darum zu bitten, nach dem Rechten zu sehen, während man weg ist, und dennoch hin und wieder zu lüften. Im Zweifelsfall muss auch nicht immer gleich alles über die Heizung geregelt werden: Manchmal reichen schon ein dickerer Pulli, Socken oder eine gemütliche Decke.