Regensburg

Sea-Eye erstattet Strafanzeige gegen AfD-Politiker


Georg Pazderski, der Fraktionsvorsitzender der AfD im Berliner Abgeordnetenhauses, hat anscheinend in einem Facebook-Post der Hilfsorganisation Sea-Eye in Verbindung mit den Terrorangriffen in Frankreich gebracht.

Georg Pazderski, der Fraktionsvorsitzender der AfD im Berliner Abgeordnetenhauses, hat anscheinend in einem Facebook-Post der Hilfsorganisation Sea-Eye in Verbindung mit den Terrorangriffen in Frankreich gebracht.

Von Redaktion idowa

Weil er sich nach Ansicht der Organisation auf dem Rücken der Opfer von Nizza profiliert, hat die Regensburger Hilfsorganisation Sea Eye Strafanzeige gegen den AfD-Politiker Georg Pazderski gestellt. Pazderski hatte die Hilfsorganisation in einem Facebook-Post in Verbindung mit den Terroranschlägen in Nizza gebracht.

Am Samstagnachmittag hat die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye Strafanzeige "wegen aller in Frage kommenden Straftaten" gegen den AfD-Politiker Georg Pazderski bei der Regensburger Polizei gestellt. Zuvor hatte der AfD-Politiker, der im Berliner Abgeordnetenhaus die Fraktion der Partei führt, in einem Facebook-Post suggeriert, dass die Crew der Alan Kurdi eine Mitverantwortung für den Tod der Terroropfer von Nizza tragen könnte. In seiner Erklärung auf Facebook bezog er sich dabei auf Recherchen und veröffentlichte ein Bild mit der Schlagzeile "Deutsche "Alan Kurdi" brachte Nizza-Attentäter nach Europa", ohne konkrete Quellen für seine Behauptung zu nennen. Zuvor berichtete das Nachrichtenportal Journalistenwatch über Zusammenhänge zwischen einer Rettungsmission der Alan Kurdi und dem Terroranschlag von Nizza.

Fraglicher Post wurde über 1.000 Mal geteilt

Die Süddeutsche Zeitung hatte zuvor auf Basis eigener Recherchen beschrieben, wie der Attentäter nach Frankreich gelangte. Er war demnach nicht an Bord der Alan Kurdi gewesen. "Besseren Wissens verbreitet Pazderski die Unwahrheit, um die Trauer und Betroffenheit der Menschen zu missbrauchen und sie gegen Seenotretter aufzuhetzen", sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye. Innerhalb weniger Stunden wurde Pazderskis Post mehr als 1.000 Mal geteilt. Den Verein erreichen seither nach eigenen Angaben verstärkt Anschuldigungen, Beleidigungen und schwere Vorwürfe. "Hier versucht ein Rechtspopulist auf schändlichste Weise das Leid der Opfer und deren Angehörige sowie die Betroffenheit der Menschen für seine eigene politische Agenda auszunutzen. Diese Attacke muss Konsequenzen haben. Er muss als Fraktionsvorsitzender zurücktreten", sagt Isler weiter.

Seit der Gründung des Vereins im Jahr 2015 hat Sea-Eye nach eigener Darstellung über 15.000 Menschenleben gerettet. Der Verein Sea-Eye e.V. wurde 2015 in Regensburg gegründet. In den ersten Vereinsjahren retteten die ehrenamtlichen Crews mit den umgerüsteten Fischkuttern Sea-Eye und Seefuchs mehreren tausend Menschen das Leben. Im Sommer 2018 entschied der Verein, ein neues Schiff unter deutscher Flagge in den Einsatz zu senden. Die Alan Kurdi war das erste Schiff einer Hilfsorganisation im zentralen Mittelmeer unter der Bundesflagge. Nach eigenen Angaben des Vereins beteiligten sich über 1.000 ehrenamtliche Crewmitglieder in über 70 Missionen an der Rettung von 15.189 Menschen.