Regensburg

Marco Grüttner: Ein Kämpfer für den SSV Jahn


Marco Grüttner ist vom VfB Stuttgart II nach Regensburg gewechselt.

Marco Grüttner ist vom VfB Stuttgart II nach Regensburg gewechselt.

Mit Marco Grüttner hat der SSV Jahn Regensburg einen Stürmer verpflichtet, der vor allem mit seiner Einstellung zu überzeugen weiß.

Marco Grüttner ist ein Kämpfer. Das zeigt nicht zuletzt eine Szene aus dem Frühjahr 2011. Einige Monate, nachdem er sich in einem Training einen Schädelbruch zugezogen hatte, steigt er beim VfR Aalen wieder ins Training ein - mit einem Schutzhelm. Ein Ball kommt zu Grüttner, er will ihn mit dem Kopf weiterleiten, der Helm behindert ihn und der Ball fliegt in eine komplett andere Richtung als gewollt. "Ich bin damit einfach nicht zurecht gekommen und habe ihn gleich weggepfeffert", erzählt Grüttner heute. Wenig später, eine Szene ähnlich wie die, die zum Schädelbruch geführt hatte: Grüttner setzt zum Flugkopfball an und bringt den Ball ins Tor. "Da habe ich gemerkt: Alles gut, es kann nichts passieren." Den Helm hat er nie wieder aufgesetzt.

Es gibt Spieler, die zerbrechen an schweren Verletzungen. Nicht so Grüttner. Neben dem Schädelbruch erlitt er in der Jugend einen Schienbeinbruch und 2011 einen Jochbeinbruch. Aus der Bahn werfen hat er sich von keiner seiner Verletzungen lassen, hat immer weitergemacht. "Der Kampf und die Einstellung sind schon große Stärken von mir. Ich zerreisse mich für das Team und bin einer, der nie aufgibt", sagt der heute 30 Jahre alte Angreifer selbst.

Ab der neuen Saison wird er seine Kämpferqualitäten im Trikot des SSV Jahn Regensburg auf den Platz bringen, Grüttner ist einer von vier Neuzugängen des Drittliga-Aufsteigers. Während heutzutage die meisten Profispieler aus den hochgehandelten Nachwuchsleistungszentren stammen, ging der Schwabe, geboren und aufgewachsen in der Nähe von Stuttgart, einen anderen Weg - er hat sich von unten hochgearbeitet.

"Hobby zum Beruf gemacht"

"Ich bin rückblickend sehr froh, wie es gelaufen ist und trauere da nichts nach", sagt er. "Wenn mir mit 18 oder 19 Jahren jemand gesagt hätte, dass ich einmal 3. Liga vor so vielen Zuschauern spiele, dann wäre ich sofort losgelaufen." Auch heute freue er sich noch jedes Mal, wenn er vor einer großen Kulisse auflaufen darf. "Fußball war mein Hobby und ich habe es geschafft, das zu meinem Beruf zu machen", erzählt er stolz. "Das ist ein Traum, der für mich in Erfüllung gegangen ist."

Bislang hat Marco Grüttner ausschließlich in Baden-Württemberg Fußball gespielt. Für den Jahn geht er erstmals etwas weiter weg. Dass die Distanz zur Heimat nicht so groß ist, hat auch dabei eine große Rolle für ihn gespielt. Er bezeichnet sich selbst als "Familienmensch". Grüttner ist ein Einzelkind, "vielleicht auch ein verwöhntes Einzelkind", wie er mit einem Schmunzeln sagt. Mittlerweile hat er auch eine eigene Familie. Seit fünf Jahren ist er mit seiner Frau Natalie verheiratet, mit der er schon seit beinahe 15 Jahren zusammen ist. Im vergangenen Dezember kam Tochter Laia zur Welt, für Grüttner ein großes Glück: "Das ist der Wahnsinn und macht einfach richtig Spaß, Vater zu sein."

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Außerhalb des Platzes beschreibt sich Grüttner als "ruhigen Gesellen. Ich denke, mit mir kann man Spaß haben. Und wenn ich meine Frau und meine Tochter um mich rum habe, dann geht es mir gut." Die Familie Grüttner ist "sportlich unterwegs", seine Frau spielte bis zur Schwangerschaft selbst Handball. "Wir sind eigentlich immer für irgendwelche Sportveranstaltungen zu haben", sagt Grüttner.

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Beruflich kann sich der Schwabe vorstellen, nach der aktiven Karriere im Fußball zu bleiben, etwa in einem Nachwuchsleistungszentrum zu arbeiten. Auch, weil er in den vergangenen drei Jahren bei der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart viel mit jungen Spielern zu tun hatte und ihm diese Arbeit sehr viel Spaß gemacht hat. Vor seiner Fußballerkarriere hat er Industriekaufmann gelernt, während der Karriere hat er ein Fernstudium im Sportmanagement abgeschlossen. "Ich bin ja nicht blauäugig und weiß, dass es auch noch eine Karriere nach dem Fußball geben wird", sagt Grüttner.

"Die Mannschaft hat die Messlatte sehr hoch gelegt"

Erst einmal wird er aber mindestens die nächsten beiden Saisons für den SSV Jahn auflaufen. Was in Regensburg passiert ist, hat er auch vergangene Saison verfolgt. "Ich bin ohnehin fußballbegeistert. Da ich selbst in den unteren Ligen gespielt habe, schaue mir von der Kreisliga bis zur 3. Liga alle Ergebnisse an." Vom Aufstiegsspiel, das er selbst im Italien-Urlaub gesehen hat, habe er schon viel gehört. "Mitspieler und Fans haben mir erzählt, wie unfassbar laut es im Stadion war und dass es eine solche Stimmung selbst zu Zweitliga-Zeiten nicht gegeben habe", berichtet er. "Da hat die Mannschaft die Messlatte sehr hoch gelegt und jetzt gilt es, an dieser Leistung anzuknüpfen."

Die ersten Eindrücke von Regensburg und vom Jahn sind bei Grüttner durchweg positiv. Gerade auf die Zusammenarbeit mit Trainer Heiko Herrlich habe er sich sehr gefreut. "Es macht sehr viel Spaß, mit ihm zu arbeiten. Er war selbst Stürmer und man hat das Gefühl, dass er einen manchmal besser versteht, weil er vielleicht selbst schon einmal in einer ähnlichen Situation war." Für Grüttner sei es etwas ganz Besonderes, mit solchen "Legenden" zusammen zu arbeiten. "Er lässt seine Erfolge überhaupt nicht raushängen. Er erzählt manchmal von früher, das ist sehr interessant und macht Spaß da zuzuhören."

Jetzt will Grüttner zusammen mit dem Jahn und Herrlich eine erfolgreiche Saison spielen und schnellstmöglich die 45 Punkte für den Klassenerhalt sammeln. Vor allem als Typ kann er da sicher eine wichtige Rolle einnehmen. Auf der Vereinswebseite gibt er als Motto an: "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren!" Marco Grüttner ist ein Kämpfer und kann mit dieser Eigenschaft wertvoll für den SSV Jahn werden.