Regensburg

Der SSV Jahn hat sich Respekt erarbeitet


Marco Grüttner jubelt über den entscheidenden Treffer gegen St. Pauli.

Marco Grüttner jubelt über den entscheidenden Treffer gegen St. Pauli.

Der SSV Jahn Regensburg hat nach dem Heimsieg gegen St. Pauli schon 23 Punkte auf dem Konto und steht auf Rang sechs. Ausruhen will man sich darauf aber keinesfalls.

Wirklich schön war es nicht. Aber erfolgreich - und das zählt schließlich. Außer dem wunderbaren Hackentor von Kapitän Marco Grüttner hatte sich der SSV Jahn Regensburg am Sonntagnachmittag im Heimspiel gegen den FC St. Pauli keinen Schönheitspreis verdient. Doch am Ende stand ein knapper wie wichtiger 1:0-Erfolg. "Es gibt in dieser Liga nur Arbeitssiege", sagte Trainer Mersad Selimbegovic im Anschluss.

Ob er die Aussage seines Gegenüber Jos Luhukay unterschreiben würde, der den Jahn-Sieg als glücklich einstufte, wurde der Jahn-Coach gefragt. Gewitzt antwortete er: "Ohne meinen Anwalt unterschreibe ich generell gar nichts." Um dann ernst anzufügen: "Ich kann ihn schon verstehen, wenn du einen Lattentreffer hast und der Torwart gut hält." St. Paulis Sport-Chef Andreas Bornemann sprach gar davon, das Spiel "in die Kategorie bitterste Niederlage" einordnen zu müssen.

Tatsächlich hatten die Gäste mehr klare Chancen. Einen Ball an die Latte, zweimal hielt Regensburgs Keeper Alexander Meyer klasse. "Es war nicht so viel Arbeit, aber wenn Arbeit gekommen ist, dann war es schon knackig", sagte Jahn-Innenverteidiger Marcel Correia nach der Partie. Doch dank des Sahnetores von Grüttner per Hacke ("Das Tor war schön und vor allem wichtig. Es gehört auch eine Portion Glück dazu.") jubelte die Jahnelf über den dritten Erfolg aus den vergangenen vier Heimspielen.

"Ein bisschen Glück" im richtigen Moment

Dass es gegen St. Pauli nicht einfach werden würde, wussten die Regensburger im Vorfeld. "Wenn ich sehe, wer da auf dem Platz stand, dann ist das eine überragende Truppe", sagte Selimbegovic. Die Gäste hatten sich auch speziell auf den Jahn eingestellt, spielten anders als in den Spielen zuvor mit Dreier- beziehungsweise Fünferkette. "Dann musst du den Gegner erst einmal bespielen, ohne dass du in blöde Konter läufst. St. Pauli hat viel Tempo und ist in der Lage, mit dem Ball was zu machen. Das ist schon sehr gefährlich und schwer, 90 Minuten durchgehend zu verteidigen." In den entscheidenden Momenten habe man dann auch "ein bisschen Glück" gehabt.

Für die Entwicklung des Jahn spricht, dass sich St. Pauli speziell auf den Jahn eingestellt und sich auch danach ausgerichtet hat. Drei Innenverteidiger, davor zwei Sechser. "Sie haben richtig Respekt gehabt vor unserer Wucht in der Offensive", glaubt Selimbegovic. Seine Mannschaft müsse sich dabei auch noch weiterentwickeln. "Es waren viele Situationen, in denen wir nicht die richtige Entscheidung getroffen haben. Wir konnten oft frei flanken, dann blieb die Flanke aber am ersten Mann hängen. Das war nicht gut, nicht sauber."

Selimbegovic: "Brauchen noch viele Punkte"

Mit den drei Zählern aus dem Pauli-Spiel hat der Jahn nun schon 23 Zähler auf dem Konto und belegt den sechsten Platz. Der Abstand nach unten hat sich vergrößert, der auf den FC St. Pauli auf Rang 15 beträgt nun beispielsweise acht Punkte. "Das ist enorm wichtig", weiß Selimbegovic, den die Tabelle nach eigener Aussage aber "null komma null" interessiert. "Das ist alles so eng. Wenn du in eine negative Spirale kommst, dann geht das ruckzuck. Es fehlt immer noch einiges zu den 40 Punkten - falls diese in dieser Saison überhaupt reichen. Wir brauchen also noch viele Punkte."

Die geschaffene Situation, dass man nicht im Tabellenkeller und damit enorm unter Druck steht, kann aber freilich helfen. "Aber nur, wenn man es richtig einordnet und nicht denkt, jetzt können wir locker irgendwo hinfahren. Locker ist in dieser Liga gar nichts möglich", betont der Jahn-Coach. "Aber mit den Erfolgserlebnissen wächst das Selbstvertrauen und das ist wichtig, das kann uns helfen."

Correia: "Fuß auf dem Gaspedal lassen"

Zum Jahresabschluss stehen jetzt noch die beiden Auswärtsspiele in Aue und Bochum an. "Wir wollen noch zweimal auf 100 Prozent kommen, alles raushauen und holen, was möglich ist", blickt Selimbegovic voraus. Er spricht von zwei wichtigen Spielen. "Jeder Punkt, jedes Tor kann am Ende entscheidend sein."

Dieses Bewusstsein ist in der Mannschaft offenbar vorhanden. "Wir wissen um die gute Ausgangsposition. Aber so wie die zweite Liga im Moment läuft, ist ausruhen ganz schwierig", sagt Correia. "Wir müssen den Fuß auf dem Gaspedal lassen und so viele Punkte wie möglich so schnell wie möglich sammeln." Ähnlich sieht es Mittelfeldspieler Benedikt Gimber: "Wir können das kurz genießen, dann geht es aber auch schnell weiter. Wir dürfen uns nicht ausruhen. Jeder Punkt in der Liga kann Gold wert sein."