Rassismus, Beleidigung, Shitstorm

Wie ein TikTok-Video zum Fall für die Passauer Polizei wurde


Die Kripo ermittelt in Passau wegen eines komplexen Falls mehrerer Vergehen in den sozialen Medien, insbesondere wegen eines TikTok-Videos. (Symbolbild)

Die Kripo ermittelt in Passau wegen eines komplexen Falls mehrerer Vergehen in den sozialen Medien, insbesondere wegen eines TikTok-Videos. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa

Zwei Passauer TikToker stehen derzeit im Fokus der Kripo-Ermittlungen, weil sie einen dunkelhäutigen Videochat-Partner rassistisch beleidigt haben sollen, und dabei wohl auch verfassungswidrige Kennzeichen verwendeten. Ihr Gesprächspartner hatte das Video ohne ihr Einverständnis veröffentlicht, daher wird auch gegen ihn ermittelt. In der Folge kam es noch zu weiteren Vergehen.

Am 17. Mai wurde die Polizei auf das entsprechende Video aufmerksam gemacht. Über die Plattform "Ome TV" war hier zu sehen, wie die beiden 22- und 20-jährigen Täter einen Gesprächspartner mit teils erheblich rassistischen Äußerungen beleidigten. Dieser wiederum betreibt laut Polizeibericht seinerseits einen TikTok-Kanal, auf dem zahlreiche Mitschnitte von Videotelefonaten der genannten Plattform zu sehen sind und auch das hier relevante Video veröffentlicht wurde. Gegen die zwei tatverdächtigen Passauer wird wegen Beleidigung und Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen ermittelt. Der von den Beleidigungen betroffene Tik-Tok-User musste ebenfalls angezeigt werden, weil er ohne das Wissen und Einverständnis seiner Chat-Partner das Videotelefonat aufzeichnete und veröffentlichte. Damit steht er unter anderem im Verdacht, ein Vergehen der Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes und einen Verstoß gegen das Kunsturhebergesetz begangen zu haben. Darüber hinaus soll es vor dem auf TikTok veröffentlichten Videoausschnitt auch seinerseits zu Beleidigungen gekommen sein, die dann aber nicht den Weg in das verbreitete Video fanden.

Die Kriminalpolizei Passau führt daher letztlich Ermittlungen wegen wechselseitiger Beleidigung. Das Videotelefonat trug sich bisherigen Ermittlungen zufolge bereits im Januar zu und wurde erst im Mai veröffentlicht.

Vorsicht bei Veröffentlichung und Anschuldigungen

Die Polizei wurde auf das Video aufmerksam, weil eine weitere unbeteiligte Userin in dem Video markiert wurde und ihrerseits in einem TikTok-Video zur Anzeigeerstattung aufgerufen hat. In diesem Video zeigte sie außerdem zwei Facebook-Profile, die mutmaßlich den beiden Tatverdächtigen zuzuordnen waren. Ermittlungen ergaben jedoch, dass ein 19-Jähriger aus dem Landkreis Passau zu Unrecht dort markiert wurde.

In Straubing löste Anfang-Mai ein Schüler erst einen Großeinsatz und dann einen TikTok-Hype aus. Mehr dazu lesen Sie hier: Schüler im Gangster-Look löst Polizei-Einsatz aus (idowa+)

Die Kriminalpolizei hat daher auch gegen diese Userin ein Ermittlungsverfahren wegen falscher Verdächtigung eingeleitet. Die 22-jährige Tatverdächtige und der zu Unrecht verdächtigte 19-Jährige erstatteten am 17. Mai selbst Anzeige bei der Polizeiinspektion Passau, weil sie im dadurch entstandenen Shitstorm mehrfach beleidigt und bedroht wurden. Ihre öffentlich bekannt gewordenen Facebook-Profile mussten sie deaktivieren. Die weiteren Ermittlungen führt die Kriminalpolizeiinspektion Passau gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Passau.

Vorsicht vor leichtfertigen Äußerungen und Handlungen im Netz

Dieser durchaus komplexe Sachverhalt zeigt deutlich auf, welche weitreichenden Konsequenzen unbedachte Handlungen im Internet nach sich ziehen können. Aus dem "Spaß", sich zu später Stunde mit Unbekannten über eine Chat-Plattform zu beleidigen, kann offensichtlich ganz schnell auch ein ernstes Ermittlungsverfahren werden. Die von den beiden Tatverdächtigen geäußerten Beleidigungen überschritten dabei mehr als deutlich die Grenzen des tolerierbaren Humors.

Außerdem warnt die Polizei vor der Veröffentlichung sensibler Daten und Erhebung öffentlicher Vorwürfe. Die direkte Anzeigeerstattung bei der örtlich zuständigen Polizeidienststelle mit im Idealfall gesicherten Beweismitteln ist der deutlich sicherere und zielführendere Weg, als das öffentliche Anprangern im Internet, wie die Polizei nochmals betonte.