Landshut

Facebook-Shitstorm gegen CSU-Stadtrat Willi Hess


Mit einem Facebook-Shitstorm hat es derzeit ein CSU-Stadtrat zu tun. (Symbolbild)

Mit einem Facebook-Shitstorm hat es derzeit ein CSU-Stadtrat zu tun. (Symbolbild)

Von Franziska Hofmann

"So ein Nazidreck", "Schämen Sie sich!", "Widerlich", so und noch aggressiver waren die insgesamt zuletzt 350 Kommentare auf ein Bild, das CSU-Stadtrat Willi Hess am Dienstag auf seiner Facebook-Seite geteilt hat. Ein von ihm geteiltes Facebook-Bild mit fragwürdigem Inhalt zog am Mittwoch und Donnerstag online weite Kreise. Nun hat Hess sich zu Wort gemeldet.

Bis Donnerstagvormittag erntete das Bild insgesamt 350 Kommentare - der überwiegende Tenor: Hess solle als Stadtrat zurücktreten, die Kommentatoren sahen die CSU in der Pflicht, darauf zu reagieren. Hess, der sich am Mittwochabend weder auf Facebook noch auf Kontaktversuche seiner Fraktionskollegen zu Wort gemeldet hatte, hat erst heute Morgen mit einem Kommentar reagiert.

Der von Hess geteilte Post scheint eine recht eindeutige Sprache zu sprechen. Der CSU-Stadtrat spricht von einem "Missverständnis" und führt einen Anwendungsfehler an.

Der von Hess geteilte Post scheint eine recht eindeutige Sprache zu sprechen. Der CSU-Stadtrat spricht von einem "Missverständnis" und führt einen Anwendungsfehler an.

Der ganze Post sei ein Missverständnis: Das Bild habe er auf der Facebook-Seite eines Bekannten gefunden und "diesen Müll widerlegen wollen". Hess, der jahrelang unter anderem Mitglied des Migrationsbeirats war, habe "die Lächerlichkeit dieser Aussage mit seinem Kommentar konterkarieren wollen", schreibt der CSU-Stadtrat am Donnerstagmorgen unter die zahlreichen Kommentare. Besagter Kommentar war aber unter dem Bild nicht zu finden. Erst durch einen Hinweis von Willi Hess hat ihn ein Facebook-User gefunden.

Hess: Wollte satirisch kommentieren

Dort hatte Hess schon einen Tag zuvor geschrieben: "Interessant! Wie konnten die 1871 so viele Bluttransfusionen durchführen und woher hatten sie so viele Blutspender?" Mit diesem Kommentar habe sich Hess auf die Anfänge des "Deutschen Reichs" bezogen und darauf, dass es "deutsches Blut" ja vorher gar nicht hätte geben können, wie der Stadtrat gegenüber der LZ erklärt. "Ich bin schockiert von der Bösartigkeit der Kommentare", sagt Hess. Warum sein Kommentar nicht unter dem Post erschienen ist, kann sich Hess nicht erklären: "Ich bin sehr selten auf Facebook, weil ich mich damit nicht so gut auskenne." Der Stadtrat will nun auf seiner Facebook-Seite Stellung dazu nehmen und sich anschließend "überlegen, das Medium zu verlassen". An einen Rücktritt, wie von vielen Kommentatoren gefordert, "denkt er gar nicht", wie er der LZ sagt.

CSU bedauert "unglückliche Aktion"

Der CSU-Fraktionsvorsitz bedauerte am Donnerstagmittag in einer Pressemitteilung die "unglückliche Aktion": Hess habe "einen höchst fragwürdigen Beitrag geteilt, um ihn seinerseits mit einem satirischen Kommentar zu diskreditieren", leider sei der Kommentar nicht im "direkten Umfeld" zu sehen gewesen, die Öffentlichkeit habe deshalb zurecht Fragen gestellt. Auch hier führt man den Faux-Pas auf "mangelnde Routine" im Umgang mit Facebook zurück, Willi Hess habe den Beitrag mittlerweile gelöscht.

Im Namen von Partei und Fraktion betonten Dr. Thomas Haslinger und Rudolf Schnur: "Wir kennen und schätzen Herrn Hess als aufrechten Demokraten, der sich in Landshut besonders um Toleranz und um den Dialog und die Verständigung zwischen den vielfältigen Kulturen engagiert. Auch aus seiner Erfahrung als langjähriger Vize-Chef der Landshuter Polizei ist ihm ein friedliches Miteinander aller Menschen in unserer Stadt ein Herzensanliegen. Wir betonen, dass in unserer Partei kein Platz ist für extremes Gedankengut."

OB-Kandidat Thomas Haslinger denkt auch über eine Social-Media-Schulung für alle Fraktionsmitglieder nach, wie er gegenüber der LZ sagt.

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