Projekt "In.Pulse"

Oberpfälzerin will Musikbranche weiblicher machen


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Marion Schmid am Schloss Alteglofsheim - dem Sitz des Verbands für Popkultur in Bayern.

Von Kristina Wegele-Dippold

Weil es neben dem Musikunterricht wenige Möglichkeiten gibt, in die Männerdomäne zu schnuppern, trauen sich Mädels da oft nicht rein. Marion Schmid will das mit dem Projekt "In.Pulse" ändern

Es wäre ganz anders, wenn es sie nicht gäbe, denn sie ist überall: Musik. Obwohl Musik den Alltag so enorm prägt, ist die Branche dahinter für viele ein wirtschaftlicher Graubereich. So kommt es, dass vielen Menschen die große Bandbreite an Arbeitsmöglichkeiten in der Musikbranche nicht bewusst ist. Marion Schmid aus Regensburg organisiert für das Projekt In.Pulse mit dem Verband für Popkultur in Bayern Workshops und Aktionen, um das zu ändern.

Der 1989 gegründete Verband für Popkultur in Bayern (VPBY) ist ein Netzwerk aus über 180 bayerischen Musik-Clubs, Festivals, Musikinitiativen und vielen weiteren Akteuren der Musikszene. Die Arbeit des VPBY stützt sich auf mehrere Projekte, die die Förderung ganz verschiedener Bereiche in der Musikbranche abdeckt. Neben Band- und Clubförderung, der Organisation von Netzwerktreffen und Möglichkeiten des Austausches innerhalb der Branche, bemüht sich der VPBY um den Aufbau einer Jugendmusikszene im ländlichen Raum.

Ein weiterer Projektbaustein ist die popkulturelle Förderung von Kindern und die Mädchen-Musikförderung: In.Pulse, geleitet von Marion Schmid. Das übergeordnete Ziel von In.Pulse ist, Kindern und Jugendlichen aufzuzeigen, wie vielschichtig die Arbeit in der Musikbranche sein kann und Interesse dafür zu wecken.

Mutig sein, um Grenzen kreativ zu überschreiten

In.Pulse - Das steht für Inputs, die direkt aus der Szene kommen. In meist mehrtägigen Workshops können Kinder und Jugendliche mit professionellen Dozenten in verschiedene Bereiche der Musikwelt schnuppern. Dabei dürfen die Kinder selbst anpacken und lernen, dass es mehr gibt als den Sänger auf der Bühne. "Wichtig ist, dass den Kindern klar wird, dass sie sich trauen dürfen. Jungs dürfen sich in Bereichen wie Kostüm und Design genauso ausprobieren wie Mädchen in der Veranstaltungstechnik", sagt Schmid.

Von Rap bis zu Musikproduktion, von DJing bis Gesang - das Angebot der Kurse in den Veranstaltungen ist vielseitig und wird für jede Zielgruppe individuell angepasst. Möglichkeiten schaffen und dabei Neues entdecken. Das bietet Kindern und Jugendlichen einen enormen Mehrwert, meint Schmid. Sie erlangen dabei Qualitäten, die ihnen auf dem Weg zum Erwachsensein sehr hilfreich sind. "Besonders wichtig ist mir, dass den Kindern Mut gemacht wird, sich Dinge zu trauen! Wir wollen zeigen, dass es nicht schlimm ist, wenn mal etwas schief geht. Viel wichtiger ist es zu testen und dabei Interessen zu wecken, die sonst nicht gesehen werden."

Mädchen am Mischpult sind in der aktuellen Struktur der Musikbranche noch selten.

Mädchen am Mischpult sind in der aktuellen Struktur der Musikbranche noch selten.

"Ich kenne diese Angst vor dem Scheitern"

In ihrer eigenen Jugend konnte die 36-Jährige von Jugendförderangeboten wie In.Pulse nicht profitieren. In ihrem Heimatort mit 300 Einwohnern im Landkreis Schwandorf waren solche Veranstaltungen einfach nicht gegeben. "Unsere Treffen fanden eher so an der Bushaltestelle statt. Erst durch meine Arbeit merke ich, wie wichtig solche Angebote für mich gewesen wären", sagt Schmid.

Denn ein besonders großes Augenmerk in der Jugendarbeit im popkulturellen Bereich legt Marion Schmid auf die Förderung von jungen Mädchen und Frauen. "Ich kenne diese Angst vor dem Scheitern aus meiner Jugend selbst. Oft habe ich Dinge dann einfach nicht gemacht", sagt sie. Das läge vor allem daran, dass Mädchen auch heute noch anders wahrgenommen und behandelt werden als gleichaltrige Jungs. Diesem Umstand soll entgegengesteuert werden, meint Schmid.

Wichtig sei es, Berührungspunkte mit Situationen zu schaffen, die vor allem Mädchen nicht so nahegelegt werden wie Jungen. Deshalb werden auch Workshops organisiert, die ausschließlich für Mädchen und junge Frauen konzipiert sind. In Zusammenarbeit mit Regensburger Jugendzentren findet zum Beispiel jährlich das "Mädchen*Musikcamp" statt. Eine Woche lang dürfen sich die jungen Frauen ausprobieren und werden vor allem immer wieder mit positiver Rückmeldung bestärkt, weiterzumachen und für sich einzustehen.

Umbruch der Struktur der Musikbranche

Der Grund, warum auch in der Musikbranche ein Umdenken stattfinden muss, sind die festgefahrenen Strukturen, die hier genauso greifen, wie in vielen wirtschaftlichen Bereichen. Männer dominieren zum einen die hohen Positionen des Musikbusiness.

Zum anderen ist laut einer Studie der Initiative Musik auch die Differenz der Einkommen zwischen Männern und Frauen in der Berufsgruppe Musik im Vergleich zu den übrigen Branchen um einiges höher. "Wenn wir den Jugendlichen weitere berufliche Aussichten aufzeigen, dann werden die verschiedenen Branchen diverser. Davon können wir alle profitieren", sagt Schmid. Den Frauen, die bereits in der Branche tätig und erfolgreich sind, möchte Schmid eine Plattform bieten und sie sichtbar für ihre Kursteilnehmer machen. Daher leiten größtenteils Frauen die Workshops.

Schmid selbst beschreibt sich als eher zurückhaltend, wenn es darum geht sich selbst zu präsentieren. Jedoch sieht sie es als ihre Aufgabe an, Dinge wie Moderationen von Veranstaltungen selbst in die Hand zu nehmen. Denn dann muss auch sie sich überwinden und sich in eine ungewohnte Situation begeben. Schlussendlich aber ist der Sprung über den eigenen Schatten eine Möglichkeit, um jungen Frauen ein Vorbild zu sein.

Anderen ein Vorbild werden und Impulse setzen

Denn ihr Ziel ist es mit ihrer Arbeit in der Musikbranche einen Kreislauf anzukurbeln. Wenn sie es schafft, jungen Menschen Rollenvorbilder zu zeigen und ihnen den Einstieg in die Szene erleichtert, können diese jungen Menschen Impulse in die Branche tragen und selbst Vorbilder für andere werden.

Zur Autorin

Kristina Wegele-Dippold studiert in Passau Journalistik und strategische Kommunikation. Ihr Beitrag ist in einer Lehrredaktion entstanden, die in dem Studiengang integriert ist. Die Lehrredaktion wird von Redakteuren unserer Mediengruppe betreut.