Petition aus Passau

Das sagen Straubinger Festwirte zur "Donaulied"-Diskussion


Das "Donaulied" steht aktuell in der Kritik: Für viele Menschen spiegelt das Lied ein tiefergehendes gesellschaftliches Problem, viele andere empfinden die Diskussion darum als übertrieben. (Symbolbild)

Das "Donaulied" steht aktuell in der Kritik: Für viele Menschen spiegelt das Lied ein tiefergehendes gesellschaftliches Problem, viele andere empfinden die Diskussion darum als übertrieben. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa

Eine Passauer Studentin startet eine Online-Petition gegen das bekannte "Donaulied", weil sie darin die Verherrlichung einer Vergewaltigung erkennt. Das sorgt rasch für großen Wirbel in der Region: Befürworter und Gegner der Aktion machen mobil, im Internet kocht die Stimmung hoch. Aber wie stehen Festwirte des Straubinger Gäubodenvolksfests eigentlich zu dieser Debatte? Wir haben nachgefragt.

Seit einiger Zeit gibt es in Passau eine Petition unter dem Titel "#Bierzeltsexismus Aktion gegen das Donaulied", mit der die Initiatoren rund um die Studentin Corinna Schütz das "Donaulied" aus Bierzelten verbannen und laut eigener Aussage auch "einen Denkanstoß über jegliche Form von Bierzeltsexismus" liefern wollen. Der Stein des Anstoßes: In dem Lied macht sich der Protagonist beim Spaziergang am Donauufer über eine halbnackte, schlafende Dame her und schwängert sie dabei. Für die Unterstützer der Petition ein unkritischer, wenn nicht gar verherrlichender Umgang mit einer Tat, die man als Vergewaltigung auslegen könnte. Für viele andere wiederum ein Stück traditionell bayerischen Liedguts, ein harmloser Scherz - und natürlich nicht so gemeint, wie der Text möglicherweise suggeriert.

Viele empfinden ein Verbot als unnötig

Anfang letzter Woche haben die Initiatoren nun rund 36.000 bei der Petition gesammelte Unterschriften bei Passaus OB abgegeben, auch in Regensburg ist mittlerweile eine ähnliche Aktion angekündigt. Allerdings gibt es in der Region auch viel Widerstand gegen die Aktion: Eine Petition mit dem Titel "Rettet das Donaulied" hat ebenfalls bereits fast 6.000 Unterschriften gesammelt. "Dieses Lied, das erstmals 1826 erwähnt wurde, gehört einfach zur Bierzelt- und Kneipenstimmung", heißt es dort. "Wir sind uns sicher, dass kein Mensch bis vor kurzem bei diesem Lied an eine Vergewaltigung gedacht hat." Allgemein empfinden viele Menschen in Bayern ein mögliches Verbot als unnötig, gar als Eingriff in die Volksfest-Tradition. Der Tenor in Facebook-Kommentarspalten zum Thema lautet in etwa: "Gibt es denn keine wichtigeren Probleme?" Auch kommen immer wieder Fragen nach der Durchführbarkeit eines solchen Verbots auf: Wer wäre dafür zuständig?

Die Wirte haben andere Prioritäten

Die Festwirte des Straubinger Gäubodenvolksfests hätten sicherlich das letzte Wort, wenn es um das Spielen des "Donaulieds" in ihren Zelten geht. Aber wie bewerten sie die Diskussion um das Stück? Im Gespräch mit idowa haben zwei Wirte Stellung bezogen.

Für Festwirt Martin Lechner steht die "Donaulied"-Affäre momentan nicht wirklich auf der Agenda. "Wir Festwirte haben genug zu tun damit, dass das Gäubodenvolksfest dieses Jahr ausgefallen ist", sagt er. "Aktuell hoffen wir nur, dass bald ein Coronavirus-Impfstoff gefunden wird und das Volksfest 2021 stattfinden kann." Wenn es soweit ist, werde man sich mit der "Donaulied"-Diskussion vielleicht nochmal auseinandersetzen. "Aktuell kann ich nur sagen: Niemand von uns heißt natürlich Vergewaltigung gut, das ist ganz klar", betont Lechner. "Ich kann mich aber ehrlich gesagt auch gar nicht erinnern, wann das Lied in meinem Zelt zum letzten Mal gespielt worden wäre - das ist auf jeden Fall viele Jahre her." Der Wirt glaubt, dass das Lied auch gar nicht in die Straubinger Festzelte passen würde. "Nachmittags spielt im Zelt traditionelle bayerische Blasmusik, dafür ist das "Donaulied" nichts", erklärt er. "Und abends spielen die Show-Bands Lieder aus den Charts, da passt das erst recht nicht dazu."

Anton Nothaft vom "Nothaft"-Zelt wird noch etwas konkreter: "Wir werden mit unseren Musikkapellen darüber sprechen, das umstrittene Donaulied nicht zu spielen", sagt er. "Das Repertoire an stimmungsvollen Liedern ist so ergiebig, dass auf dieses gerne verzichtet werden kann." Zudem sei das Lied in den letzten Jahren ohnehin kaum noch gespielt worden. "Bezüglich der Angemessenheit der Diskussion möchten wir keine Stellungnahme abgeben, da diese unserer Meinung nach bereits zu stark polarisiert ist", fügt der Wirt an. "Für uns steht das Wohlempfinden unserer Gäste im Vordergrund." Da sich einige durch das Lied gestört fühlen könnten, sei der einfachste Weg, es nicht zu spielen.