Ostbayern

Traumjob Nikolaus – haben wir noch genug „Männer in Rot“?


So kennen ihn viele Kinder: Der Nikolaus liest im Goldenen Buch, wie sie sich das Jahr über betragen haben.

So kennen ihn viele Kinder: Der Nikolaus liest im Goldenen Buch, wie sie sich das Jahr über betragen haben.

Von Stefan Karl

Schlägt bei den Nikoläusen, ähnlich wie bei vielen anderen sozialen Aufgaben, mittlerweile der demografische Wandel zu? Gibt es nicht mehr genug ehrenamtliche Nikoläuse aus den Landjugenden und Vereinen, um den abendlichen Hausbesuch bei Familien mit Kindern am 6. Dezember zu bewerkstelligen?

Manche Job-Portale im Internet lassen das vermuten: Nikolaus-Darsteller bieten sich an, für Firmenfeiern, für Vereinsfeste - aber eben auch für die typische Nikolausfeier im Kreise der Familie. Die Suche ergibt: In den Großräumen Augsburg, München, Nürnberg finden sich zahlreiche Angebote - Kostüm wählbar zwischen Bischof Nikolaus und Coca-Cola-Weihnachtsmann, mit und ohne Stab, mit und ohne Geschenkübergabe, der Echt-Bart kostet extra. Will man ein solches Angebot nutzen, lassen sich das spezialisierte Anbieter durchaus gut bezahlen. So verlangt etwa einer der größeren Anbieter am Markt eine niedriege dreistellige Summe, bei anderen Anbietern ist man im mittleren zweistelligen Bereich dabei. Ist also auch der Familien-Nikolaus am 6. Dezember mittlerweile der Kommerzialisierung zum Opfer gefallen? Rufen wir den Nikolaus in Zukunft wie das Uber-Taxi?

Miet-Nikoläuse scheinen - ebenso wie Uber-Taxis - in Ostbayern noch nicht an der Tagesordnung zu sein. Auf unsere Nachfrage bei der Bundesagentur für Arbeit, ob es für solche Jobs ein Angebot und eine Nachfrage gebe, heißt es: "Interessenten kommen seit Jahren nicht mehr zu uns. Nach unseren Erfahrungen läuft es weiterhin eher ehrenamtlich oder es werden Studenten oder Minijobber eingesetzt. Die werden aber anderweitig vermittelt, nicht über die Bundesagentur für Arbeit." Die Aussage deckt sich mit den aktuellen Jobangeboten auf der Jobbbörse der Bundeagentur für Arbeit. Hier gibt es nur einige wenige Jobgesuche für Weihnachtsmänner. Und die wenigen stammen sämtlich nicht von Unternehmen aus Bayern.

Verlässliche Zahlen über die Job-Kategorie "Nikolaus-Darsteller" ließen sich zudem schwer ermitteln, sagt Agentur-Sprecherin Olga Saitz am Telefon: "Die laufen bei uns unter ‚Künstlervermittlung', beziehungsweise ‚darstellende und unterhaltende Berufe' - sie gehen in der Statistik eher unter." Möglicherweise würden solche Darsteller gebucht, zum Beispiel von Einkaufszentren, die den Nikolaus als Attraktion für Kinder anbieten wollen. "Das sind aber in aller Regel keine sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse, in der Regel sind es Minijobs." Auch das fliegt bei der Agentur unter dem Radar.

So läuft die Organisation der Nikolaus-Besuche in Ostbayern

In Ostbayern scheint die Weihnachtswelt noch abseits der institutionellen Anbieter zu funktionieren. Neben dem privaten Engagement tragen vielfach Sozialvereine und Organisationen die Nikolaus-Aktionen. In Wörth an der Donau engagiert sich etwa die Kolpingfamilie. Auch die Landjugenden kümmern sich an vielen Orten um Planung, Organisation und Ausführung der Nikolaus-Besuche. Beispielsweise in der Gemeinde Reischach unweit Eggenfelden. Hier koordiniert Maria Hölzwimmer die Einsätze der "Männer in rot" - ja, derzeit sind es in der Tat nur Männer. "Solange wir genug Buben haben, die das machen wollen, überlegen wir erst mal nicht, auch Mädels als Nikolaus rauszuschicken", sagt Hölzwimmer gegenüber idowa. "Als Krampal gehen sie aber hin und wieder mit." Traditionell erfüllt Krampal oder Krampus im Weihnachtsuniversum die Rolle des düsteren Gesellen: Vor ihm sollen sich die Kinder ein klein wenig fürchten, denn sollten nicht genug gute Taten im goldenen Buch stehen, kann es sein, dass der Krampus grantig wird - natürlich nur ein bisserl.

Die Organisation läuft laut Maria Hölzwimmer Jahr für Jahr gleich ab - vor allem reibungslos: "Die Eltern rufen an und fragen uns nach einem Termin. In diesem Jahr gehen wir zweimal, einmal mit zwei Gruppen am Donnerstag und einmal mit drei Gruppen am Freitag, jeweils ab 17 Uhr. Drei Männer gehen zurzeit als Nikolaus, zwei weitere gehen als Krampal mit und schauen sich das an. Die wollen nächstes oder übernächstes Jahr dann als Nikolaus gehen", sagt Hölzwimmer. Nikolaus-Azubis also. Mit Ketten rasseln die Reischacher Krampusse übrigens nicht: "Aber Ruten haben sie dabei. Nur zum Herzeigen natürlich, nicht, um sie zu benutzen." Nikola statt Nikolaus ist für die KLJB in Reischach übrigens auch kein Thema. "Es ist einfach schöner, wenn ein Mann den Nikolaus spielt. Männer haben eine kräftigere Stimme und die Statur passt auch besser."

Der Nikolaus-Dienst ist in Reischach nach wie vor ehrenamtlich. Die Frage nach Kommerz und Geld stellt sich nicht. Und wenn, dann nur auf die typisch-niederbayerische Art, wie Maria Hölzwimmer ausführt: "Es läuft auf Spendenbasis. Wenn es den Kindern gefallen hat, dürfen die Eltern gerne etwas hergeben, das nimmt der Nikolaus bei uns auch an. Aber es ist freiwillig."