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Jung und erfolgreich: Franziska Kett (15) wirbelt im Nationaltrikot


Franziska Kett (links) sorgt auch im Nationaltrikot bereits für Aufsehen.

Franziska Kett (links) sorgt auch im Nationaltrikot bereits für Aufsehen.

Franziksa Kett gehört zu den absoluten Top-Talenten im deutschen Frauenfußball. Mit 15 Jahren spielt sie bereits für die U17-Nationalmannschaft. Folgt im Sommer auch im Verein der nächste Schritt?

Richtig fit war Franziska Kett nicht, als sich zwischen Weihnachten und Neujahr U15-Mannschaften bei den Chamer Hallentagen gemessen haben. Eine hartnäckige Grippe hatte sie in den Wochen davor außer Gefecht gesetzt, an Fußball war nicht zu denken. Doch auch noch sichtlich angeschlagen spielte die 15-Jährige in der Oberpfalz groß auf, führte ihre SpVgg GW Deggendorf auf den zweiten Rang des Hallenturniers und wurde als Spielerin des Turniers ausgezeichnet. Selbst grippegeschwächt war sie die Beste. Alleine das zeigt, welches Ausnahmetalent Franziska Kett ist.

Die 15-Jährige gehört zweifelsfrei zu den vielversprechendsten Juniorenspielerinnen in Deutschland. Sie ist aktuell im Kader der U17-Nationalmannschaft, mit 13 Jahren spielte sie erstmals für die U15-Juniorinnen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Die Liebe für den Fußball hat Franziska Kett früh entdeckt. Über die Familie ist sie dazu gekommen. Ihr Vater Uli hat gespielt, er war beim SV Bernried aktiv, als dieser in die Bezirksliga und in die damalige Bezirksoberliga aufgestiegen ist. Ihr Großvater und dessen Bruder haben jeweils höherklassig in Weiden gespielt - "zwei ganz gute Fußballer", wie Uli Kett erzählt. Auch Franziskas Bruder Sebastian ist ein talentierter Kicker und spielt aktuell in der U19 der SpVgg GW Deggendorf.

Anfänge in Edenstetten

Weil der Bruder spielte, hat sich Franziska zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Hannah auch im Fußball versucht. Gerade einmal vier Jahre war sie damals alt. "Und ich habe sofort gemerkt, dass mir der Sport richtig viel Spaß macht", sagt sie rückblickend. Auch im Tennis und im Turnen hat sich Franziska Kett ausprobiert, allerdings mit deutlich weniger Hingabe und Erfolg als im Fußball. Also blieb sie bei letzterem hängen. Begonnen hat alles im Heimatverein, dem FC Edenstetten. "Wir hatten das Glück, dass Edenstetten zwar ein kleiner Dorfverein war, der aber dennoch eine sehr gute Jugendausbildung macht", schätzt Uli Kett ein.

Im Altersbereich E- und D-Jugend habe sich dann schon gezeigt, dass sie viel Talent mitbringe, erzählt Franziska Kett. Also folgte im zweiten Jahr in der C-Jugend der Wechsel ins Nachwuchsleistungszentrum der SpVgg GW Deggendorf. Von der Kreisliga in Edenstetten zur Regionalliga in Deggendorf - das war dann schon ein "deutlich höheres Niveau", so Kett. Aber auch hier konnte sie sich ganz gut durchsetzen.

Dass sie in Deggendorf das einzige Mädchen - Schwester Hannah hat inzwischen mit dem Fußball wieder aufgehört - in einer Jungenmannschaft ist, stört sie dabei überhaupt nicht. "Ich finde es bei den Jungs viel besser. Sie sind körperlich besser beieinander, das Tempo ist höher und ich kann mehr lernen", sagt sie. Natürlich würde es in der Mannschaft andere Gesprächsthemen geben als unter Mädchen - "aber ich wurde in der Mannschaft super aufgenommen und es macht mir Spaß."

"...dann macht sie ihren Weg"

Auch für Trainer Andreas Wagner stellt das keinerlei Probleme dar: "Ich mache da überhaupt keinen Unterschied. Ich sehe jeden als Spieler, egal ob Mädchen oder Junge. Wenn Franziska bei uns in der Mannschaft spielen will, dann muss sie Leistung bringen - und das macht sie." Auch Wagner sieht in Kett "ein Riesentalent". Sie müsse nun hart arbeiten und noch einen Schritt weitergehen. "Dann macht sie ihren Weg, da bin ich mir sicher."

Franziska Kett ist eine dynamische Spielerin, meist spielt sie auf den offensiven Außenpositionen, manchmal auch im Zentrum. Als "relativ schnell, beidfüßig und körperlich ganz gut" beschreibt sie sich selbst. Verbessern müsse sie sich noch im technischen Bereich und auf dem Platz müsse sie noch lauter werden.

Ihre Ziele formuliert sie derweil sehr klar: 1. Bundesliga und A-Nationalspielerin. Das Talent dazu bringt sie mit, wie ihr mehrfach bescheinigt wird. Um die Ziele zu erreichen, wird sie aber auch noch mehr Gas geben müssen. "Das Niveau wird stetig höher und da kann man sich nur durchsetzen, wenn man alles reinschmeißt", sagt der Papa. Hier könne sie noch ein bisschen mehr machen, denn bisher hätte sie viel über das Talent regeln können. Sorgen macht er sich hierbei aber nicht, denn: "Franziska ist schon auch sehr zielstrebig." Und auch Ostbayerns Stützpunktkoordinator Johannes Ederer lobt ihren Charakter: "Sie ist der Prototyp eines ostbayerischen Spielers: ehrgeizig, aber gleichzeitig auch bodenständig."

Treffsicher im Nationaltrikot

Ohne Ehrgeiz und Zielstrebigkeit wäre Franziska Kett nicht da, wo sie heute ist. In acht Länderspielen für die U15-Nationalmannschaft hat sie sieben Tore geschossen. "Da platzt man schon vor Stolz und hat ein Strahlen im Gesicht", erzählt Uli Kett, der sich die Spiele seiner Tochter nach Möglichkeit ansieht und in der Deggendorfer U15 auch als Co-Trainer fungiert.

Je höher das Level, desto größer wird allerdings auch der Stress. Franziska Kett besucht derzeit die neunte Klasse des Gymnasiums. Schule und Fußball unter einen Hut zu bringen, ist dabei schon jetzt nicht so einfach. Bis zu 125 Tage könnten es in diesem Jahr alleine bei der Nationalmannschaft sein, falls man den größtmöglichen Erfolg hat, rechnet Uli Kett vor. Dazu kommt Vereinsfußball und die Bayernauswahl.

Nach den Weihnachtsferien geht es zum Beispiel gleich für acht Tage mit dem DFB-Team ins Trainingslager nach Spanien. "Ich freue mich immer auf die Lehrgänge. Ich freue mich dann aber auch wieder, wenn ich daheim bin", sagt die 15-Jährige. Auf den Lehrgängen sind drei Lehrkräfte für die Nachwuchsspielerinnen dabei, damit Spitzenfußball und Ausbildung möglichst reibungslos nebeneinander laufen kann. Für Kett ist das kein Problem: "Ich bin den Stress inzwischen ja schon gewohnt." Zeit für andere Hobbys bleibt dabei aber nicht mehr.

Reha nach Verletzung

Im zurückliegenden Jahr musste Kett auch einige Monate pausieren. Zweimal hintereinander hat sie sich das gleiche Außenband gerissen. Zur Reha ging es, auf Vermittlung des DFB, in die Rehaklinik von Klaus Eder nach Donaustauf. Erst im Oktober konnte Kett wieder spielen, nun sei wieder alles in Ordnung, wie sie sagt.

Auf Vereinsebene steht nun erst einmal noch die Rückrunde mit den Jungs der Deggendorfer U15 an. Das Ziel? "Wir sind jetzt Zweiter und wollen unbedingt aufsteigen", sagt Franziska Kett. Wie es dann im Sommer für sie weitergeht, ist noch nicht endgültig geklärt. Ihr außergewöhnliches Talent ist freilich auch den ganz großen Clubs nicht verborgen geblieben. Der FC Bayern München hat angeklopft. Einmal war sie bereits zum Probetraining vor Ort, Anfang des Jahres soll ein zweites Probetraining folgen.

Die Offensivspielerin macht keinen Hehl daraus, dass sie den Wechsel zu den Bayern gerne machen würde. "Das wäre schon ein großer Schritt und deshalb muss das gründlich durchdacht sein. Das werden wir in der Familie sicher noch einmal genau besprechen", sagt Vater Uli Kett.

Wechsel zum FC Bayern?

Dafür spricht freilich die sportliche Entwicklung, zudem würde Franziska Kett auf ein Sportgymnasium gehen, wo Fußball und Schule noch besser zu verbinden sind. Auf der anderen Seite wäre der Schritt im Alter von 15 Jahren auch ein sehr großer. Weg von der Familie, weg von den Freunden. Mit 15 Jahren wäre sie mehr auf sich alleine gestellt. Zudem wäre Kett bei den Bayern die jüngste Spielerin.

Möglich ist auch, dass sie noch ein Jahr in Deggendorf ranhängt. Das wird allerdings auch immer mehr eine körperliche Frage. "Gerade bei den C-Junioren merkt man bei den Jungs das Wachstum, das ist in dieser Phase schon gewaltig. Sie legen an Dynamik, Athletik und Schnelligkeit zu", sagt Uli Kett. "Da wird es für ein Mädel immer schwieriger, das Niveau zu halten." Entsprechend würde es in der U16 nochmals schwieriger werden für Franziska Kett, sich zu behaupten. Auch Trainer Andreas Wagner sagt: "Die Burschen machen jetzt auf ein halbes Jahr körperlich einen großen Schritt. Deshalb muss sie jetzt auch nach dem Winter richtig Gas geben." Beim DFB würde man es laut Uli Kett begrüßen, wenn die Mädchen möglichst lange in Jungenteams spielen.

Egal wo es für das Talent ab Sommer weitergeht, eine große Karriere scheint für die 15-jährige Niederbayerin auf jeden Fall möglich zu sein. "Ihre Zukunft ist offen. Sie hat sehr viel Potenzial. Jetzt liegt es an Franzi, was sie daraus macht. Wir werden sie auf ihrem Weg bestmöglich unterstützen", sagt Andreas Wagner.