Ostbayern – deine Fußballtalente

Josef Gottmeier: Talent, Charakter und Omas Schweinebraten


Josef Gottmeier spielt seit dem Sommer 2018 im Nachwuchs der SpVgg Unterhaching.

Josef Gottmeier spielt seit dem Sommer 2018 im Nachwuchs der SpVgg Unterhaching.

Josef Gottmeier will Fußballprofi werden. Dafür wechselte der 15-Jährige im Sommer 2018 zur SpVgg Unterhaching. Den Präsidenten Manni Schwabl überzeugte sein Talent, sein Charakter - und Omas Schweinebraten.

Manni Schwabl kann sich noch genau daran erinnern, als er Josef Gottmeier zum ersten Mal Fußball spielen gesehen hat. Nachdem er den Tipp bekommen hatte, schaute sich der Präsident des Fußball-Drittligisten SpVgg Unterhaching das Nachwuchstalent genauer an. "Als ich ihn auf dem Platz gesehen habe, habe ich ein Stück weit mich selbst gesehen", blickt er heute zurück. "Er ist klein, spielt im zentralen Mittelfeld, will jeden Ball haben. Er ist einer von den Kleinsten, aber es gibt nur eins: immer Attacke", führt Schwabl weiter aus und lacht. Für Schwabl war relativ schnell klar: Diesen jungen Burschen aus Schönsee in der Oberpfalz (Landkreis Schwandorf) will er nach Haching holen, ihn will er fördern.

Josef Gottmeier spielte damals im Nachwuchsbereich des ASV Cham. Zu diesem war er im zweiten E-Jugend-Jahr gewechselt, nachdem er beim Heimatverein in Dietersdorf auf sich aufmerksam gemacht hatte. Johannes Ederer, damals Leiter des Chamer Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) und heute als Koordinator für die Fußballstützpunkte in Ostbayern tätig, entdeckte ihn. "Ich habe ihn bei einem F-Jugend-Turnier spielen sehen und es war augenscheinlich, dass er sehr viel Talent mitbringt", erzählt Ederer.

Der Aufwand war dabei nicht unerheblich. Rund 45 Kilometer sind ein einfach von Schönsee nach Cham, gefahren wurde der junge Fußballer dabei stets von seinen Eltern. Eine Umstellung, sagt Josef Gottmeier heute, "habe ich damals gar nicht wirklich gemerkt." Statt einmal Training pro Woche waren es nun eben zwei- oder dreimal. Doch weil für ihn Fußball ohnehin immer das Größte war, nahm er das nicht als Belastung wahr. Fußballerisch konnte er sich schnell einfinden. "Das Tempo hat man schon gemerkt, dass alles ein bisschen schneller geht, und dass mehr auf die Technik geschaut wird", erzählt der heute 15-Jährige. Auch in Cham hat sich Gottmeier schnell als eines der größten Talente herauskristallisiert, durfte schon im älteren Jahrgang mitspielen. Und so fiel sein Name, als sich die Unterhachinger Verantwortlichen nach interessanten Talenten erkundigt hatten.

Das Umfeld spricht für Haching

Die Spielvereinigung war aber bei weitem nicht der einzige Verein, der den Mittelfeldspieler gerne in sein NLZ gelotst hätte. Er habe sich verschiedene Vereine angeschaut, hier und da ein Probetraining absolviert, erzählt Gottmeier. Am Ende standen für ihn noch Unterhaching und die Münchner "Löwen" zur Auswahl. Ausschlaggebend war letztlich das Umfeld. "Die Unterbringung im Jugendhaus, das Familiäre, das hat mir einfach gut gefallen", nennt er die Vorzüge Unterhachings.

Nun ist es für einen damals 14 Jahre alten Jungen ein großer Schritt, weg von zu Hause ins über 200 Kilometer entfernte Unterhaching zu gehen. "Als die Zusage von ihm kam, habe ich mich schon gefragt: Macht es schon Sinn, oder kommt es nicht zu früh, einen so bodenständigen Kerl aus dem Umfeld zu nehmen", sagt Manni Schwabl. Er entschied sich dann, es dennoch schon zu probieren, machte sich zuvor persönlich einen genauen Eindruck.

Der Präsident schaute selbst bei der Familie vorbei. Sicher alles andere als selbstverständlich, dass sich ein Vereinsoberhaupt so intensiv einbringt. "Die Oma hat einen Schweinsbraten gemacht, der war hervorragend", erinnert sich Schwabl mit einem Schmunzeln. Nach dem Abend bei der Familie war alles geklärt und Gottmeier wechselte nach Unterhaching. Charakterlich machte er sich ohnehin keine Sorgen. "Als ich gehört habe, dass er aus der Chamer Ecke kommt, wusste ich eigentlich schon: Das Charakterthema ist geklärt", sagt Schwabl. Er habe durchaus ein Faible für die Oberpfälzer und niederbayerische Mentalität.

Technisch stark: Josef Gottmeier mag das Spiel mit dem Ball. (Foto: Fabian Roßmann)

Technisch stark: Josef Gottmeier mag das Spiel mit dem Ball. (Foto: Fabian Roßmann)

Für Johannes Ederer passt die Kombination Gottmeier und Haching gut. Denn: "Für mich ist Josef kein typischer Spieler eines Profi-NLZ, weil er sich charakterlich abhebt. Er ist sehr bodenständig und demütig." Er findet es spannend zu verfolgen, wie sich Gottmeier bei den Münchner Vorstädtern behauptet: "In NLZ wird meistens auf körperlich starke Spieler gesetzt, Josef ist aber ein kleiner, filigraner Spieler." Entscheidend ist aber immer, was man aus seinen Voraussetzungen macht. Gottmeier selbst sagt: "Ich bin schon jemand, der sehr gerne dribbelt, meine Technik ist auch gut." Bei der Defensivarbeit habe er sich bereits verbessert, wolle sich hier aber natürlich auch noch weiterentwickeln. Dazu müsse er noch an seiner Zielstrebigkeit arbeiten und mehr Effizienz in sein Spiel bringen, sagt er.

Im Perspektivkader der Nationalmannschaft

Gottmeier spielt in der U16 der Hachinger auf der Achter-Position im zentralen Mittelfeld. Hier hat er in den vergangenen Partien auch durchgespielt. "Derzeit läuft es ganz gut", berichtet er. Nur mit der Mannschaft könne es noch ein bisschen besser laufen, derzeit ordnen sich die Hachinger eher hinten in der Tabelle ein. Auch zu zwei Perspektivlehrgängen der Nationalmannschaft wurde er bereits eingeladen.

Sechs Trainingseinheiten stehen für die Spieler Woche für Woche an. Dienstags und donnerstags wird zweimal am Tag trainiert, nur der Mittwoch ist frei. "Aber als großen Aufwand würde ich es nicht sehen", sagt der Jugendliche. "Man macht ja genau das, was einem Spaß macht." Etwas, das auch Mutter Michaela Gottmeier so empfindet: "Am Anfang war es schon komisch, als er weg war. Aber man will ja, dass es ihm gut geht. Und ich habe gemerkt, dass ihm das Spaß macht, Fußball ist sein ganzes Interesse. Dann macht es auch keinen Sinn, ihm das zu verwehren. Für mich ist es toll, wenn es ihm gut geht."

Die Familie versucht dennoch, so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen. "Wir unternehmen jedes Wochenende etwas gemeinsam", berichtet Michaela Gottmeier. Mal fahren die Eltern nach München, mal holen sie den Sohn nach Hause. Vergangene Woche während den Schulferien war er auch ein paar Tage zu Hause.

Heimweh? "Das Menschliche muss passen"

Für Manni Schwabl ist das ganz wichtig. Im vergangenen Herbst, erzählt er, habe er gespürt, dass bei Josef Gottmeier etwas nicht stimmt. "Dann habe ich ihn zu mir geholt und gefragt, was los ist", erzählt er. Er habe ein bisschen Heimweg, sagte Gottmeier damals. Also schickte ihn Schwabl für ein paar Tage in die Heimat. "Ob er ein paar Tage mehr trainiert oder nicht, davon wird er kein besserer oder schlechterer Fußballer. Das Menschliche muss passen", betont Schwabl, der sagt: "Meine Tür ist für die Spieler immer offen." Damals, erinnert sich Gottmeier selbst, "hatte ich schon ein bisschen Heimweh. Inzwischen passt es aber."

Manni Schwabl ist es spürbar eine Herzensangelegenheit, sich um den Nachwuchs zu kümmern. "Der Nachwuchsbereich", sagt er, "ist mir viel lieber als der Profibereich. Aber ohne den können wir die Nachwuchsarbeit in diesem Maße nicht finanzieren." Ihm ist auch der Kontakt zu den Talenten wichtig. Letzte Woche sei er mit zwei U11-Spielern beim Essen gewesen. "Dass der Cheftrainer der Profis und der Präsident die U12-Spieler kennen - da gibt es nur wenige Vereine", sagt Schwabl sicher nicht zu Unrecht.

Foto: Fabian Roßmann

Foto: Fabian Roßmann

Für ihn ist diese Bindung elementar. Josef Gottmeier hat zum Beispiel einen Fördervertrag in Unterhaching unterschrieben. Heißt: Er hat sich für drei Jahre an den Verein gebunden. Will ihn ein anderer Club holen, muss er ihn aus dem Vertrag kaufen. "Damit sagen beide Seiten Ja zueinander - in guten wie in schlechten Zeiten", sagt Schwabl. Eine fußballerische Hochzeit quasi. Während in anderen Clubs Spieler schnell ausgewechselt werden, ist es für Schwabl wichtig, dass er den Talenten auch Tiefphasen zugesteht. 80 Prozent pro Jahrgang würde man durchbekommen, sagt er. "Wenn wir jedes Jahr die Teams zu einem Großteil austauschen müssten, dann würde etwas schieflaufen. Entweder wir hätten die falschen Spieler geholt oder die falschen Trainer." Ein Außenstehender Spieler müsse schon "wesentlich besser" sein, damit man einen eigenen dafür opfere.

Auch in Josef Gottmeier sieht Schwabl langfristig großes Potenzial. "Wenn er es menschlich packt und keine Verletzung dazwischen kommt, sehe ich die Chance, dass er bei uns in der 1. Mannschaft aufschlägt." Er habe eine "große Phantasie", was Gottmeiers Zukunft angeht. Auch heute sehe er immer wieder "den jungen Manni Schwabl", wenn er Gottmeier zuschaue. Und der hat sich schließlich auch durchgesetzt und es zum Profi geschafft. Und das ist auch das Ziel des sympatischen jungen Talents aus Schönsee.

Info: In der Serie "Ostbayern - deine Fußballtalente" stellt unsere Mediengruppe ab sofort einmal im Monat ein Talent aus unserer Region näher vor.