Olympia-Tief

Ballsport-Teams erstmals seit 25 Jahren ohne Medaille


Frust pur: Die Handballer Johannes Golla (l.) und Paul Drux verzweifeln nach dem Aus im Viertelfinale gegen Ägypten und stehen symbolisch für die Misere der Ballsport-Teams bei Olympia.

Frust pur: Die Handballer Johannes Golla (l.) und Paul Drux verzweifeln nach dem Aus im Viertelfinale gegen Ägypten und stehen symbolisch für die Misere der Ballsport-Teams bei Olympia.

Von mit Material der dpa

Der kollektive Jubel blieb aus. Fünf Jahre nach der erfolgreichen Medaillenjagd in Rio de Janeiro sind die deutschen Teams in den Ballsportarten bei den Olympischen Spielen in Tokio leer ausgegangen - zum ersten Mal seit 25 Jahren. Die Niederlage der Hockey-Herren im Bronze-Match gegen Indien besiegelte am Donnerstag die schwächste Bilanz seit Atlanta 1996.

In Rio hatten deutsche Mannschaften noch groß aufgetrumpft und gleich sechsmal Edelmetall geholt. Die Beachvolleyballerinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst gewannen im Sand an der Copacabana ebenso Gold wie die Fußball-Frauen im berühmten Maracanã-Stadion. Die Fußballer eroberten Silber. Dazu holten beide Hockey-Teams und die Handballer jeweils Bronze. Und in Tokio? Medaillen Fehlanzeige. Doch nicht alle Mannschaften enttäuschten.

BASKETBALL: Für die deutschen Korbjäger war schon die Qualifikation für das Olympia-Turnier ein voller Erfolg - und der Einzug ins Viertelfinale angesichts der internationalen Kräfteverhältnisse das Maximum. Immerhin war die DBB-Auswahl das erste Mal seit 2008 in Peking wieder dabei und erstmals seit Barcelona 1992 in der Runde der besten Acht. Bei den Frauen und der Olympia-Premiere im 3x3 war der Verband gar nicht erst vertreten.

BEACHVOLLEYBALL: Es fehlte nicht viel. Sowohl Laura Ludwig und Margareta Kozuch bei den Frauen als auch das Männer-Duo Julius Thole und Clemens Wickler scheiterten bei der Medaillenjagd im Viertelfinale knapp. Für beide Teams blieb Rang fünf. "Da werden wir schon ordentlich dran zu knabbern haben", sagte Sportdirektor Niclas Hildebrand zum Abschneiden in Tokio.

FUSSBALL: Die in Rio noch mit Gold dekorierten Frauen schafften nicht einmal die Qualifikation, die Männer verabschiedeten sich schon in der Vorrunde sang- und klanglos aus dem Turnier. Die Rumpftruppe von Trainer Stefan Kuntz, der nicht genügend Spieler für die Maximalbesetzung des Kaders fand, hinterließ ein trauriges Bild. "Wir waren halt nicht wirklich eingespielt", sagte Kapitän Maximilian Arnold vom VfL Wolfsburg zum schwachen Abschneiden.

HANDBALL: Eine Medaille war das Ziel, möglichst die goldene. Doch im Viertelfinale gegen Ägypten endete die Olympia-Reise des Teams von Bundestrainer Alfred Gislason. Ausgerechnet im ersten K.o.-Spiel lieferten seine Schützlinge die schwächste Turnierleistung ab. "Wir werden uns zusammensetzen und analysieren, woran es fehlt, um ganz oben anzuklopfen", kündigte DHB-Sportvorstand Axel Kromer an. Die Frauen hatten ihre Chance auf eine Olympia-Teilnahme schon 2019 bei der WM eingebüßt.

HOCKEY: Tränen bei den Damen, Frust bei den Herren: Erstmals seit Sydney 2000 blieb der Deutsche Hockey-Bund ohne Medaille. Für die Frauen-Auswahl, die sich selbst "Danas" nennt, kam das Aus bereits im Viertelfinale gegen Argentinien, die "Honamas" - so die Selbstbetitelung der Männer - verloren das kleine Finale gegen Indien. Entsprechend groß war die Enttäuschung. Dennoch: Perspektivisch werden die deutschen Teams auch 2024 in Paris zu den Medaillenanwärtern zählen.

VOLLEYBALL: Deutschland war in Tokio nur Zaungast - wie fünf Jahre zuvor in Rio. Die Männer verloren im Januar das Finale der Europa-Qualifikation gegen Frankreich, die Frauen scheiterten an der Türkei. Es fehlten also Kleinigkeiten. Doch auch in Zukunft wird es für die Schmetterkünstler und -künstlerinnen angesichts der starken Konkurrenz schwierig, überhaupt ein Olympia-Ticket zu ergattern.

WASSERBALL: Die Abstinenz in Tokio überraschte nicht wirklich. Schon 2012 in London und 2016 in Rio fehlte Deutschland bei Olympia.