Olympia mit Verspätung

Kühnhackl will Familientradition fortsetzen


"Drin ist alles", sagt der Landshuter Tom Kühnhackl über die Chancen des deutschen Eishockey-Teams bei den Winterspielen in Peking. Am liebsten würde der 30-Jährige, der zum ersten Mal bei Olympia dabei ist, eine Medaille mit nach Hause nehmen. "Aber davon sind wir noch weit entfernt", weiß er.

"Drin ist alles", sagt der Landshuter Tom Kühnhackl über die Chancen des deutschen Eishockey-Teams bei den Winterspielen in Peking. Am liebsten würde der 30-Jährige, der zum ersten Mal bei Olympia dabei ist, eine Medaille mit nach Hause nehmen. "Aber davon sind wir noch weit entfernt", weiß er.

Von sid

Mit 30 tritt der Landshuter Tom Kühnhackl endlich in die Fußstapfen seines Vaters Erich und nimmt an Olympia teil. Eine Medaille wie der Senior 1976 in Innsbruck hätte er auch gerne.

Als sein Vater Erich bei Olympia deutsche Eishockeygeschichte schrieb, war Tom Kühnhackl noch lange nicht geboren. Von der Bronzemedaille von Innsbruck erfuhr der Eishockey-Nationalspieler erst viel, viel später. "Am Anfang weißt du ja nicht mal, was für einen Sport er macht", erzählt der Landshuter, "dann erfährst du, dass er Eishockey spielt, dann, dass er richtig gut war, und dann, dass er bei Olympia dabei war."

46 Jahre nach dem Bronze-Coup des deutschen Jahrhundertspielers will sein Sohn endlich in seine Fußstapfen treten - beim Olympia-Debüt mit Verspätung. Die Silber-Sensation 2018 in Pyeongchang verpasste Kühnhackl junior, obwohl er sie eigentlich erst möglich gemacht hatte. Sein Tor zum 3:2 im letzten Qualifikationsspiel gegen Lettland löste das Ticket, der Rest ist Sportgeschichte. Weil die NHL ihre Spieler nicht nach Südkorea abstellte, musste der Landshuter, der gerade zum zweiten Mal den Stanley Cup gewonnen hatte, zuschauen.

Wechsel nach Schweden ermöglicht Kühnhackls Olympia-Teilnahme

In Peking gehört er zum deutschen Team, weil er im vergangenen Sommer nach 290 Spielen für die Pittsburgh Penguins und die New York Islanders keinen neuen NHL-Vertrag mehr erhielt. Die Enttäuschung ist mittlerweile verflogen. "Im Endeffekt ist alles gut ausgegangen", sagt er und lacht. Weil er in Schweden bei Skelleftea AIK unter Vertrag steht, wird sein Olympia-Traum endlich wahr, während die NHL-Stars Leon Draisaitl oder Philipp Grubauer erneut nicht teilnehmen dürfen.

"Ich bin einfach nur froh, dass ich hier sein darf", sagt Kühnhackl. Er weiß: 2022 könnte die einzige Olympiachance seines Lebens sein. "Ich bin jetzt 30. In vier Jahren weiß man nie, ob mein Körper das so lange durchhält."

In Peking, wo das olympische Turnier für die deutsche Mannschaft am Donnerstag (14.10 Uhr MEZ) gegen Kanada beginnt, will der kampfstarke Stürmer eine tragende Rolle spielen - wie bei seiner ersten WM im vergangenen Jahr, als er sich nicht nur vorbildlich in die Schüsse warf, sondern auch drei Tore erzielte - unter anderem beim 3:2-Sieg nach Penaltyschießen im Viertelfinale gegen die Schweiz.

Kühnhackl: "Drin ist alles"

Was er vor vier Jahren nur am Fernseher verfolgte, will er jetzt selbst erleben. "Drin ist alles", sagt Kühnhackl, "wir haben eine super Truppe, eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern. Jeder will einen guten Job machen und von der ersten bis zur letzten Sekunde 110 Prozent geben."

Denn am Ende will er seinem Vater von Olympia erzählen. "Dann können wir mal vergleichen, wie es bei ihm damals war und wie es dieses Jahr ist", sagt er. Am liebsten würde er seine eigene Medaille neben Bronze von Innsbruck legen. "Das wäre natürlich eine überragende Sache, aber davon sind wir noch weit entfernt."