"Oktoberfestportal"

Wiesn-Portal provoziert mit diesen Tipps für Schwule


Von V. Kunzmann

Die Festzelte auf der Wiesn - der richtige Platz für Toleranz und Gender-Gerechtigkeit? Nein, meint die Ratgeberseite "Oktoberfestportal" und mahnt Schwule und Lesben zur Vorsicht.

München - Ehe für Alle, Gleichberechtigung für Schwule und Lesben: Während die deutsche Gesellschaft weitgehend im 21. Jahrhundert angekommen ist, gelten auf der Wiesn noch traditionelle Werte. Dieser Eindruck entsteht beim Lesen der Wiesn-Ratgeberseite "Oktoberfestportal", die der Verein "Freunde des Münchner Oktoberfestes" betreut.

Schwule und Lesben aufgepasst? Zumindest "zurückhaltend" sollten sie sein, heißt es in der Kategorie "Rosa Tipps". Begründung: "Nicht jeder Besucher des Oktoberfest ist so tolerant, dass er sich über schwule Männerpaare freuen kann." Ihre Homosexualität sollten die angesprochenen Paare also im Bierzelt nicht offenherzig ausleben, so der Tipp. Nicht alle Besucher hätten Verständnis für eine solche Lebensweise.


Tipps für homosexuelle Wiesn-Besucher: Der Ratgeber auf der Website "Oktoberfestportal". (Quelle: Screenshot oktoberfestportal.de)

Spott und Empörung im Netz

Was Lesben und Schwule deshalb tun sollten? "Also einfach Augen und Ohren offen halten, ob Ihr für Gesprächsstoff sorgt."

Im Netz sorgen diese Tipps für Schmunzeln und Empörung.

Auch wenn die auf der Seite dargestellten Tipps eine eher konservative Sichtweise darstellen, beschreiben die "Freunde des Oktoberfestes" auf dem Portal ebenfalls empfehlenswerte Lesben- und Schwulenparties auf der Wiesn, etwa den "Gay Sunday" im Bräurosl-Zelt.

Auch der "Münchner Löwen Club" - ein "schwuler Leder- und Fetischclub" Münchens, wie er sich selbst beschreibt - lädt jedes Jahr mit mehreren Veranstaltungen tausende Homosexuelle auf die Theresienwiese ein. Passend hierzu gibt es auch das Portal "rosawiesn.de".

Toleranz und Homphobie scheinen also eher Einstellungen des einzelnen und nicht der Veranstaltung zu sein.